Kapitel XII

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Das erste was ich wahrnahm, als ich wieder zu Bewusstsein kam, waren zwei gedämpfte Stimmen ein paar Meter von mir entfernt.
"Was soll das heißen, sie hätte einfach angefangen zu röcheln?" Ich musste meine Augen nicht öffnen, um zu erkennen, dass es Dantes Stimme war.
"So, wie ich es dir gesagt habe. Alles war normal, bis sie auf einmal anfing hektisch zu atmen und sich an die Brust fasste. Ich hab sofort dich angerufen und nach Giovanni geschrien." Lorenzo klang gefasst, aber ich konnte ein Hauch von Panik darin ausmachen.
Mittlerweile war ich wach und stark genug, um meine Augen zu öffnen und mich etwas zu bewegen. Es musste schon einige Stunden vergangen sein, seit ich das letzteMal wach geworden bin, denn das Zimmer war in eine nächtliche Dunkelheit gehüllt. Der
einzige Lichtstrahl, welcher die Umrisse um mich herum erleuchtete, kam durch einen Türspalt aus dem Flur. Von dort hörte ich auch die Stimmen.
Ich wandte meinen Blick von der Tür ab und lenkte ihn auf meine direkte Umgebung. Der Infusor rechts von mir war wieder eingeschaltet und wie es aussah auch aufgefüllt, denn er verabreichte mir erneut die Schmerzmittel durch den Zugang in meiner Hand.
Die Schmerzen in meiner Brust waren wieder erträglich und ich litt nur noch unter einem unangenehmen Druckgefühl an der Wunde, wie bei einem fiesen Hämatom. Das hatte ich wohl dem Medikament in meinen Adern zu verdanken und auch wenn sie den Hauptteil der Schmerzen linderten, so fühlte ich mich dennoch so, als hätte mich ein Bus überrollt.

"Zwei Stunden Lorenzo! Ich hab dich nur zwei verdammte Stunden mit ihr alleine gelassen und schon hyperventiliert sie und fällt fast in einen Schockzustand."
Dante versuchte seine Stimme leise zu halten, aber die Wut in ihr machte es fast unmöglich.
"Oh ich bitte, als wäre das wegen mir passiert! Du hast Giovanni gehört. Es lag daran, dass sie heute durch das Haus spaziert ist und soweit ich weiß hat sie das freiwillig getan."
Das war der Grund? Mein kleiner Ausflug ins Wohnzimmer hatte mir Stunden später fast die Luft abgeschnürt. Aber wieso? Ich hab mich doch gut gefühlt, etwas schwach ja, aber gut.
"Aber als ihre Schmerzmittel endeten hast du einfach den Infusor ausgeschaltet, anstatt mich oder Giovanni zu rufen. Sie hatte aufgrund der Schmerzen einen verdammten Schock!"
Dante erhob wieder die Stimme gegen seinen Bruder und ich versuchte etwas durch den Türspalt zu erkennen, aber von meiner Position aus war das nicht möglich.
"Ich bin keine verfluchte Krankenschwester, Dante. Wenn sie immer noch so gebrechlich ist, warum hast du mich dann gebeten aufzupassen? Wieso hast du kein Personal eingeteilt? Genauso gut hättest du Mama oder Isabella fragen können, dann wäre mir auch diese kitschige Liebesromance erspart geblieben. Aber von allen Leuten im Haus fragst du ausgerechnet mich, die einzige Person, die keine Beziehung zu deiner Frau hat. Und soll ich dir sagen wieso?!" Lorenzo machte eine kurze Pause und ich wartete gespannt auf seine nächsten Sätze.
"Du wolltest sie bestrafen, dafür, dass sie nicht auf dich gehört hat. Sie hat ihr Versprechen gebrochen und das hat dich angepisst. Also gib nicht mir die Schuld daran, wenn du deine Frau nicht im Griff hast."
Danach waren Schritte zu hören, welche sich immer mehr entfernten und ich schloss schnell wieder meine Augen.
Ein paar Sekunden später hörte ich erneut Schritte, gefolgt von unserer Zimmertür, die sich öffnete.
Ich atmete ruhig und regelmäßig und tat so, als würde ich noch schlafen. Es war komplett still und ich zweifelte bereits daran, ob Dante wirklich das Zimmer betreten hatte, doch dann hab die Matratze auf seiner Seite des Bettes nach und ich spürte seine Anwesenheit.
Sein Geruch wurde immer deutlicher und ich musste den Drang unterdrücken, meine Augen zu öffnen. Dante strich mir mit seiner Hand leicht über den Kopf und ich spürte seine Fingerspitzen in meinem Haar.
Auch wenn das Gefühl mir eine Gänsehaut bescheren wollte, kämpfte ich mit aller Kraft gegen an.
Ich durfte jetzt nicht auffliegen, denn nach dem was ich gerade gehört hatte, wollte ich sicher kein Gespräch mit ihm führen.
"Amore, was mach ich nur mit dir?"
Nach diesen Worten drückte er mir einen Kuss auf die Stirn und legte sich dann vorsichtig neben mich. Wir berührten uns nicht, aber ich merkte seine Präsenz neben mir.

Ace of Hearts IIWhere stories live. Discover now