Kapitel XIII

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Dante

Ich schlug die Autotür zu und ging gemeinsam mit meinem SIC und Luca zu dem zweiten Leihwagen, in welchem Ivan und meine anderen Brüder saßen. Die Scheinwerfer des Vans erleuchteten grade ausreichend von dem Weg, um sich durch die immer noch dichte Morgendunkelheit zu bewegen. Luca öffnete die große Hintertür des Vans und ich konnte Ivan und die Zwillinge dort sitzen sehen. Wir sind heute morgen um halb fünf alle gemeinsam nach Bulgarien geflogen. Nachdem Luca mir in der Nacht eine Nachricht mit den neu erlangten Informationen geschickt hatte, organisierte ich sofort einen Flug nach Sofia. Tabak gab nach Lucas stundenlanger Folter irgendwann endlich nach und erzählte uns von einer Anlage in einem Vorort von Sofia. Dort hatte seine kleine Bande einen Mann sitzen, welcher die Aufträge verwaltete und an den ausgewählten Auftragskiller weiter zugeben. Sie nannten ihn Hermes, den Gotterboten. Tabak selbst war nicht in den Mordauftrag auf meine Frau involviert, soweit er sagt und da Riccardo es noch nicht geschafft hatte die Sachen von Van Gogh zu haken, war Bulgarien die beste Chance.
Wenn es also irgendwo noch Hinweise auf den Auftraggeber gibt, dann dort. Und jetzt, eine Flugstunde später, waren wir hier.

Bevor ich in den Wagen einsteigen konnte, hielt mich Lorenzo an der Schulter zurück. Er war aus der Fahrertür gestiegen und sah mich bittend an. "Kann ich kurz mit dir reden?" Nickend folgte ich ihm ein paar Meter weiter in die offene Landschaft. Der Ort, welchen wir laut Tabak ansteuern sollten, lag ein paar Kilometer von der Hauptstadt entfernt, was erklärte, wieso wir gerade mitten in einem Waldstück standen. Es handelte sich um deren Operationsbasis, was erklärte, wieso Tabak sie mitten in der Pampa versteckte.

"Also was gibt es?" Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und hoffte, dass ich dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter mich bringen könnte. Egal was Lorenzo von mir wollte, für mich gab es gerade nichts wichtigeres als die Mission und zu erfahren, wer hinter dem Schuss auf meine Frau steckte.
"Ich weiß, dass du der Don bist, aber mir gefällt die steigende Anzahl an russischer Beteiligung bei unserem Einsatz ganz und gar nicht." Genervt sah ich meinen Bruder an. Ich kannte seine Zweifel gegenüber Vlad, da er keinen Moment verstreichen ließ, um mich davon zu unterrichten
So langsam ging mir seine unbegründete Feindschaft ziemlich auf die nerven. Ich war auch nicht wirklich begeistert davon, dass Ivan nun ebenfalls im Van saß und mitmischte, aber dummerweise musste ich in dieses Mal nachgeben und davor konnte er sich bei unserer hartnäckigen Schwester bedanken.

Als Anastasia gegen Mitternacht einen Anfall hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis alle Familienmitglieder davon erfuhren und Isabella und Ivan vorbei kommen würden. Zwei Stunden später standen sie, wie erwartet, vor unserer Tür und auch, wenn Isabella nach einer Kurzfassung über Anastasias Zustand beruhigt war, galt das nicht für meinen Schwager. Dreist und mit einer fordernden Tonlage erwartete er von mir, dass ich ihn miteinbrachte. Nach einer langen Diskussion und einer sehr emotionalen Rede von Isabella gab ich nach und erlaubte Ivan uns zu begleiten. Sie zog eine ziemlich fiese Karte, nämlich die, was-hättest-du-getan-wenn-ich-angeschossen-werden-würde-Karte. So gern ich es auch verhindern wollte, ich konnte nicht leugnen, dass ich als Bruder ein genauso starkes Rachegefühl empfinden würde. Also erlaubte ich Ivan sich an der Rache zu beteiligen.
Wir schickten Isabella kurz danach zum Schlafen in ihr altes Bett, da es immer noch viel zu früh war, um auf den Beinen zu sein und brachen zum Flughafen auf.

"Wir hatten dieses Gespräch schon Lorenzo und meine Entscheidung steht fest. Ich kann dein Misstrauen gegenüber Vlad verstehen, aber Ivan ist nur hier, um mit dem Kerl abzurechnen, welcher seine Schwester tot sehen wollte. Also reiß dich zusammen und konzentrier dich auf die Mission. Er ist nicht in die Geschäfte unserer Mafia integriert und demnach keine Gefahr." Ich machte eine kleine Pause, damit ich einmal durchatmen konnte. Ich wollte meine Stimme nicht zu sehr erheben, auch wenn ich als Don jeden Grund dazu hatte. Mit einem ernsten Blick fuhr ich fort und stellte, hoffentlich ein für alle mal klar, dass dies nicht mehr diskutiert wird.
"Ich hab kein Bock mich auch noch mit der Scheiße herum zuschlagen, also beweg deinen Arsch in den Wagen und komm drüber hinweg!"
Ich ließ meinen Bruder stehen und stieg in den Van. Während meines Gesprächs mit Lorenzo hatte sich Marco ebenfalls von dem Beifahrersitz in den hinteren Bereich des Autos befördert.
Neben mir saßen Luca und Riccardo, welcher fleißig auf seiner Tastatur herum tippte. Lorenzo schloss sich uns schweigend an, auch wenn mit einer finsteren Miene auf dem Gesicht.
"Vlad informier alle nochmal über unsere Vorgehensweise."
Ich wusste, dass die Tatsache, dass ich Vlad die Ausarbeitung des Plans übertrug ein weiteres Gespräch mit Lorenzo nach sich ziehen würde, aber das war mir gerade egal. Er war nun mal mein SIC und das musste mein sturer Bruder endlich begreifen.
"Danke, Sir." Vlad holte eine Karte heraus, welche Riccardo uns vom Server der Stadt gezogen hatte. Bulgarien sollte wirklich seine Firewalls verbessern.
"Wir greifen in dreißig Minuten an. Die Sonne geht, dank der Osteuropäischen Zeitzone, erst in einer Stunde auf, also haben wir genug Zeit im Schatten der Dunkelheit zu agieren. Laut den Satellitenbildern wird das Gelände von mindestens zwölf Männern von Draußen bewacht und wir wissen nicht, wie viele drinnen noch auf uns warten." Riccardo drehte sein Tablet um und rief auf den Bildschirm die Überwachungsbilder auf, welcher er nebenbei von einem russischen Satelliten heruntergeladen hatte.
"Wir werden von zwei Flanken nähern, von hier und von hier." Vlad zeigte auf die Vordere Seite im Nordwesten und auf die Hintertür im Südosten. "Ich gehe mit Marco, Leonardo und Lorenzo durch den Haupteingang, während Dante, Luca, Ivan und Riccardo die Rückseite absichern." Schmunzelnd hob ich meine Augenbrauen und wich Lorenzos Blick aus. Ich konnte mir denken, was gerade durch seinen Kopf ging, aber das lag nun einmal nicht in seinem Entscheidungsraumen, also hatte er sich zu fügen. Ich selbst hatte nicht erwartet, dass Vlad sich für ein Team mit ihm entscheidet.
Er hatte den Plan im Flugzeug zwar mit mir durchgesprochen und meine Erlaubnis eingeholt, aber die Teamaufteilung war kein Teil davon.

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