As Much As I Ever Could

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6 As Much As I Ever Could (Titel by City & Color)

***

21 Stunden zuvor:

"Jay? Alles okay bei dir da oben?"
"Ja... ich komme gleich runter...Einen Moment..."

Er brauchte nur einen Moment.

Einen Moment sich zu beruhigen. Er atmete tief und zitternd ein und griff schließlich nach dem pinken Haargummi, auf das er so lange gestarrt hatte bis seinen Augen zu brennen begonnen hatten. Jay zog es über sein Handgelenk. Diese grelle Farbe an seiner Haut sah sicher albern aus. Er stand mehr für Understatement, schlichte und natürliche Farbtöne, klare Schnitte. Sein Stil war klassisch und praktisch. Ganz anders Rianne...
In letzter Zeit hatte sie diese Gummibänder nicht nur dazu benutzt ihre wilde Mähne zu einem unordentlichen Dutt zusammenzubinden, so wie sie es meistens tat, sondern auch um ihre Hosen behelfsmäßig zusammenzuhalten und sich etwas mehr Zeit zu verschaffen: Zeit, in der sie immer noch ihre üblichen Klamotten tragen würde, bis sich die Tatsache, dass sie ein Kind erwartete und sich ihr Leben somit unweigerlich änderte, nicht mehr länger verbergen ließ. Bis sich nicht mehr länger verbergen ließ, dass sich ihr gemeinsames Leben verändern würden.
Als Jay das Haargummi neben ihrer Zahnpasta hatte liegen sehen, war er sehr lebhaft an die hitzige Diskussion erinnert worden, die sie vor ca. einem Monat geführt hatten.

Rianne war damals gerade von der Arbeit zurückgekommen, erschöpft und angestrengt, nicht zuletzt von dem Versuch den ganzen Tag lang ihren Bauch einzuziehen, was zu diesem Zeitpunkt schon beinahe unmöglich gewesen war. Jedoch war sie weiterhin wild entschlossen gewesen noch einige Wochen zu warten, bis sie es auf der Arbeit erzählte.

"Babe, du bist in der 13. Woche und man kann es langsam sehen! Ich glaub es führt jetzt einfach kein Weg mehr daran vorbei..."

Insgeheim war Jay völlig vernarrt in ihren sich ständig verändernden Körper. Er hatte ihre Kurven schon immer geliebt, sich an ihrem gesunden Appetit erfreut, ihrem kraftvollen Strahlen. Und auch wenn er sich eigentlich eher für einen Mann hielt, der immer zuerst auf den Hintern einer Frau achtete, musste er zugeben, dass Riannes Brüste inzwischen mindestens ebenso beeindruckend ware.

Aber seine Frau war noch nicht soweit gewesen. Sie brauchte noch ein wenig diese Veränderungen als ein gutes Zeichen zu sehen. Was, wenn es dieses Mal wieder nicht von Dauer wäre? Auch wenn Rianne sicherlich wusste, dass er theoretisch recht hatte, waren ihr wieder die Tränen gekommen.

"Rianne, jch versteh dich ja, wirklich! Aber ich möchte trotzdem, dass du es auf der endlich Arbeit erzählst. Versprich mir bitte, dass du besser auf dich achtest... auf dich und das... unser Baby!"

Und jetzt? Hatte er denn genug auf sie geachtet? Er hätte sie heute nicht zur Arbeit gehen lassen sollen. Sie hätte hier Zuhause in Sicherheit sein können. Wo zur Hölle war sie nur? Was ging ihr durch den Kopf? War sie verletzt, hatte sie Angst? Würde sie je wieder zu ihm zurückkommen?

Jay spritzte sich mehr kaltes Wasser ins Gesicht. Er sah immer noch beschissen aus. Ein dunkler Bartschatten auf hohlen Wangen und verzweifelte, rot umrandete Augenlider sprangen ihm aus dem Spiegel entgegen.

Vielleicht waren seine Einwände gegen Haileys Vorschlag erst einmal hierher zu kommen, sich umzuziehen und eine Dusche zu nehmen, um sich bei diesen kalten Temperaturen nicht auch noch eine Erkältung einzufangen, doch intuitiv richtig gewesen.

Und dennoch hatte er sich von seiner Partnerin überreden lassen. Es war sinnvoll sich eine Pause zu gönnen, er konnte sich darauf verlassen, dass seine Kolleg:innen in seiner Abwesenheit die Spur weiter verfolgten, dass sie auf die DNA Analyse aus dem Lieferwagen und von der Leiche, die sie gefunden hatten, warten würden, oder? Er versteckte sich hier nicht, auf keinen Fall!

Beautiful Crime (German Version)Where stories live. Discover now