49. Für einander da zu sein

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Sooo, langsam kommen wir den Kern der Sache ja näher, immerhin Lena macht Schritte in die richtige Richtung (auch wenn Joshua das eventuell etwas anders sieht).

Holt die Taschentücher raus :D

<3

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"Everybody wants to be understood - Well I can hear you - Everybody wants to be loved - Don't give up - Because you are loved - Don't give up - It's just the hurt that you hide - When you're lost inside - I will be there to find you"

Josh Groban – You are loved

„Hey, Lena."

Meine innere Stimme hatte recht gehabt. Joshua ahnte etwas. Aber es war wahrscheinlich besser so, denn ich hätte nicht gewusst, wie ich auf eine liebevolle Begrüßung hätte reagieren sollen. So stand Joshua nur in seinem Türrahmen, in Jeans und einem schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt, braungebrannt, aber ohne das Lächeln in den Augen, das ich dort sonst immer fand. Ich traute mich kaum, ihm ins Gesicht zu schauen. Trotzdem trat ich einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Etwas zögerlich spürte ich auch Joshuas Arme, die sich um meine Taille legten. Wahrscheinlich das letzte Mal atmete ich tief den Duft meines Freundes ein, schloss kurz die Augen und genoss einfach den Moment. Aber wir schienen beide zu fühlen, dass wir nicht mit vollem Herzen bei der Sache waren, denn kurz darauf ließ Joshua seine Arme wieder sinken und ich tat es ihm gleich.

Vielleicht hätte ich ihn fragen sollen, wie der Urlaub gewesen war. Wie es Deborah ging, ob mit den Flügen und dem Hotel alles glatt gelaufen war. Ob er schon Jetlag hatte. Das übliche Geplänkel eben, einfach, um das komplizierte Thema noch ein wenig hinauszuzögern. Zeit zu gewinnen, für was auch immer. Aber wir hätten beide gewusst, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen wäre. Es wäre Joshua gegenüber nicht fair gewesen. Er verdiente, dass ich reinen Tisch mit ihm machte. Er verdiente so viel mehr als mich...verdammt. Ich hatte schon Tränen in den Augen, bevor ich auch nur ein Wort gesagt hatte. Ich tat so, als sähe ich mich nach den Hunden um, damit Joshua nicht mitbekam, dass ich die Tränen wegblinzelte.

„Ich...Joshua, ich muss mit dir reden. Können wir uns setzen?", fragte ich mit rauer Stimme.

Joshua nickte nur, und mir war, als sähe ich so etwas wie Resignation in seinen Augen aufschimmern. Resignation und...Trauer? Ich hoffte, dass die Resignation überwog. Gerne auch die Wut, er sollte wütend auf mich sein, mich anschreien. Alles wäre besser als ihn traurig zu sehen. Traurig wegen mir.

Er ließ mir den Vortritt in sein Wohnzimmer, das ich so gerne mochte. Ich hätte noch so viele Stunden hier verbringen können. Romantisch auf Joshuas Dachterrasse. Mit ihm in der Küche, wenn er wieder für mich kochte. Auf dem Sofa, mit seinen beiden Hunden knuddelnd. Es könnte alles so einfach sein. Mit einem romantischen, gut gelaunten und sich kümmernden Freund. Joshua war eigentlich so viel perfekter für mich, als Leon. Der knurrige, überordentliche, unromantische und manchmal ziemlich kindische Leon, mit dem Faible für Pizza und die Playstation, der nicht viel von Gefühlsduselei hielt und mir auch gerne mal meine vielen Fehler vorhielt. Der Leon, dem ich alles anvertrauen konnte, der mich gleichermaßen zum Lachen und zum Weinen bringen konnte, der sein letztes Hemd für mich gegeben hätte und der hinter mir stand, egal, welchen Mist ich baute.

Ich ließ mich auf das Sofa sinken, obwohl ich lieber gestanden hätte.

„Magst du was trinken?", fragte Joshua nur, aber ich schüttelte den Kopf. Joshua atmete tief ein, warf einen langen Blick aus seinem Fenster und setzte sich dann neben mich. Dann sagte einige Sekunden lang niemand etwas. Ich hatte mir ungefähr einhundert Arten überlegt, Joshua alles zu sagen. Sollte ich ihm von Leon und mir erzählen? Von dem Kuss? Oder sollte ich es uns beiden einfacher machen?

Surrender (Leon Goretzka)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ