Oromis pov
Nachdem Morzans Sohn und sein Drache uns entkommen waren, waren Glaedr und ich nicht gerade glücklich. Bei mir äußerte sich das nun in meinem Gesichtsausdruck, meinen goldenen Gefährten musste ich jedoch daran erinnern, dass es uns keinen Vorteil bringen würde, unsere Kraft und Frustration an dem aus den Angeln gerissenen Haupttor auszulassen.
Stattdessen flogen wir nach einigen Minuten hoch auf den Übergang, um von dort aus die Geschehnisse in der Stadt zu beobachten. Es war nicht viel zu erkennen, aber es schien, als wären die Varden recht weit vorgestoßen, würden nun jedoch auf mehr Widerstand treffen, als sie erwartet hatten. Langsam schienen sich ihre Farben aus den Straßen tiefer in der Stadt zu verlieren und dafür kam fast alles direkt am Stadttor zusammen.
Mit unserem Kampf im Himmel waren Glaedr und ich beide sehr zufrieden. Wir hatten jedes Manöver zielgerichtet eingesetzt und unsere Gegner waren immer diejenigen gewesen, die aufholen, hinterher kommen oder ausweichen mussten. Von unserem Ablenkungsmanöver hatten sie nichts mitbekommen und die Art, wie wir abgestimmt gewesen waren, war ohne Frage gut gelungen.
Wir blieben auf der Krone des Hügels länger sitzen, als es für unsere Kräfte unbedingt nötig gewesen wäre, aber was sollten wir auch sonnst tun? Wir waren für die Schlacht zwischen den Häusern nunmal aus mehreren Gründen nicht geeignet. Glaedr würde seiner Größe wegen bei jeder Bewegung ein weiteres Haus einreißen. „Und du wirst nicht von mir getrennt kämpfen!", legte er fest.
Auf einmal, ohne dass es für irgendwen zu erwarten gewesen wäre, hörte ich ein lautes Kreischen. Laut, schrill und gefährlich. Ich kannte das Geräusch und es bedeutete nichts gutes. Ra'zac. Wir hatten geglaubt und gehofft, Eragon habe am
Helgrind die letzten erschlagen, aber dieses Geräusch war nunmal unverkennbar. Sofort verband ich meine Gedanken mit Glaedrs und während ich den geübten Weg auf seinen Rücken kletterte, fragte ich: „Bereit für eine zweite Runde?" Ich bekam ein tiefes Knurren als Antwort. Drachen und Ra'zac waren Feinde von Beginn an gewesen und jeder Drache, der ein wenig über die Geschichte seines Volkes wusste und kein kompletter Neuling im Kampf war, würde jede Gelegenheit nutzen, einen von ihnen zu erlegen.
„Dann los!", rief ich. Es war ein Glück, dass diese Kreaturen nicht über Fähigkeiten des geistigen Kampfes verfügten. So konnten wir nämlich in permanentem Austausch bleiben und uns noch besser abstimmen.
Glaedr streckte die Flügel aus und bis hoch auf seinem Rücken spürte ich, wie sich seine Muskeln anspannten. Von solcher Kraft konnte jedes anderes Wesen nur träumen. Er stieß sich vom Boden ab und mit einigen wenigen Flügelschlägen waren wir wieder in der Luft.
Als wir dann über die Kante des Hügels hinüber flogen, musste ich mich sofort an der nächsten Rückenzacke festklammern, denn er musste ein waghalsiges Manöver mit einer seitlichen Drehung machen, nach der wir fast senkrecht zum Boden standen. Die Ra'zac hatten nämlich ihre Eltern, die Lethrblaka ebenfalls dabei und diese hatten sich unter der Kante versteckt, um einen Überraschungsangriff starten zu können, sobald wir versuchen würden, uns ihnen zur Wehr zu setzen.
Glaedr führte sein Ausweichmanöver weiter aus, sodass es eine vollständige Rolle wurde, und als er wieder ausbalanciert war, blickte ich zurück. Ich zählte drei Lethrblaka mit je einem ihrer Nachkommen auf dem Rücken. Gefährlich sicherlich, aber ich stellte mir vor, dass das gerade noch im schaffbaren Rahmen lag, wenn wir uns gut anstellten. Alles was mehr war, hätte verhängnisvoll werden können, da sich irgendwann einfach nicht mehr alle Richtungen gleichzeitig verteidigen ließen, ganz egal wie exzellent der Flieger und genial die Strategie sein mochte.
Die Monster waren zwar immun gegen Magie, aber wenn die Magie ihre Umgebung beeinflusst, konnte das trotzdem auch sie betreffen. Tatsächlich war das die Strategie, die damals auf Vroengard gelehrt wurde, um sich im Notfall gegen sie verteidigen zu können. Da wir noch im Flug waren, lag es nahe, einen von ihnen zum Absturz zu bringen. Ein kurzer Befehl in der alten Sprache und die Luft unter den Flügeln von einem der Flugrösser hätte so dünn werden sollen, dass es zur Seite weggekippt wäre.

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Die Macht ist mit mir, oder?
Fanfiction*ABGESCHLOSSEN* Der Krieg - ein weiterer genau genommen, denn in seinem Leben gab es schon jetzt mehrere - scheint zu Ende zu sein, doch auf Percy wartet eine Überraschung nach der anderen. Aufgrund von einigen Verschiebungen in der Machtverteilung...