21.Ash

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Mein Wolf jaulte vor Glück. Ich saß hier mit Selina und fühlte sie. Sie lag in meinen Armen und ich wollte sie nie mehr loslassen. Ich würde ihr so gerne die Schuldgefühle für den Tod ihrer Mutter nehmen. Ich trauerte mit ihr.

Sie ist bei fremden aufgewachsen. Wir wussten nicht inwieweit sie wussten, was Selina war. Ob es DER Grund war weshalb sie entführt wurde?

Wir stellten uns schon länger viele Fragen und hofften, irgendwann Antworten zu bekommen. Ob sie Selina auch beantworten konnte, sollte sie ihr Gedächtnis wiederfinden, war fraglich.

Ich streichelte ihre Arme und sah fasziniert zu, wie sich die feinen Härchen aufstellten.

Irgendwann setzte Selina sich auf und drehte sich um. Abwartend saß ich da und sah sie an. Sie lächelte. Ihr Lächeln war so bezaubernd. Ich konnte mich nicht an ihr satt sehen. Ich bewunderte ihre zweifarbigen Augen, als sie ihre Hand hob und durch meine Haare fuhr. Sie strich über meine Augenbraue und an meiner Wange entlang, als hätte sie so etwas noch nie gemacht.

Unsere Blicke trafen sich. Es war als würde ein Gewitter toben. Die Luft prickelte und es herrschte eine Spannung. Sie lehnte sich vor und gab mir einen flüchtigen Kuss auf meinen Mundwinkel.

Ich wiederholte ihre Geste, aber der Kuss war intensiv und leidenschaftlich. Unsere Lippen verschmolzen miteinander.

Als wir uns voneinander trennten, sah ich so viel Liebe in ihrem Blick, was mich an Stella denken ließ.
Selina spürte meinen Stimmungswechsel und nahm mein Gesicht in ihre zarten Hände.

Sie gab mir einen Kuss und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter.

"Es tut mir leid!:: flüsterte sie.
"Ich bin hier und erinnere dich an deine Mate! Das ist nicht fair!": fuhr sie fort.

"Hey! Hör auf! Ich werde Stella immer lieben und vermissen! Aber sie hätte gewollt, das ich wieder glücklich werde und nicht versauere oder ihr noch folge, wie ich es damals auch am liebsten gemacht hätte!": erklärte ich ihr.

Selina bekam große Augen. Von dem Loch das Stella damals hinterließ, hatte ihr Logan anscheinend nichts erzählt. Ich konnte es verstehen, denn es war für alle ein Schock.

"Was ist das jetzt mit uns?": fragte sie leise. Ich spürte ihre Unsicherheit. Sie wollte sicherlich kein Zeitvertreib sein.

"Luna hat uns zusammengeführt! Spürst du nicht dieses prickeln, wenn wir uns berühren?": fragte ich sie.

Sie überlegte einen Moment und tat so als müsste sie sich angestrengt erinnern, doch dann lächelte sie mich an und antwortete mit einem Kuss.

"Ash! Selina muss auf die Krankenstation! Jasper will die Wunde säubern und neu verbinden!": kam es im Mindlink von Logan.

Selina merkte etwas und sah mich fragend an.

"Wie müssen zurück! Jasper will sich deine Wunde anschauen und neu verbinden!": sagte ich zu ihr und küsste sie nochmal auf ihre weiche Lippen.

Sie schmollte, stand jedoch auf. Sie hasste die Krankenstation und es war jedesmal eine riesen Diskussion.
Sie hatte Angst davor, wieder dort bleiben zu müssen.

Ich nahm sie an die Hand und zusammen gingen wir zu Jasper.

An der Krankenstation angekommen, bleib sie stehen. Sie wollte nicht, das sah ich ihr an. Ich trat auf sie zu und küsste sie. Als sie die Augen schloss, nutze ich den Moment und hob sie hoch.

Sie protestierte, aber ich ließ mich nicht beirren. Ich suchte Jasper, der am Untersuchungstisch stand und auf uns wartete.
Als er uns sah, zog er eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an.

"Sie wollte nicht hierher. Sie hat Angst, das du sie wieder hier behälst": erklärte ich ihm und er sah überrascht auf. Ich ließ sie wieder runter.

"Selina! Warum redest du nicht mit mir? Außerdem, wenn ich dich hier behalten würde, wäre es nur zu deinem besten!": sagte er und zeigte auf den Untersuchungstisch.

Selina setzte sich immer noch widerwillig darauf und legte sich hin. Ich trat neben sie, nahm ihre Hand und lächelte sie an.

Ich beobachtete Jasper, wie er vorsichtig den Verband löste und sich die Wunde ansah.
Er sah nicht ganz zufrieden aus. Nahm ein Tuch und tupfte vorsichtig auf die Wunde. Selina zuckte zusammen und ihr Gesicht war schmerzerfüllt.

"Die Wunde nässt und heilt nicht richtig!": erklärte Jasper uns und wickelte einen frischen Verband darum.

Wir verließen die Krankenstation. Selina zog mich quasi dort raus und lief weiter zur Küche.
Sie ließ meine Hand los und drehte sich zu mir um. Ihre Augen strahlten und ich würde am liebsten ihre Lippen mit meinen berühren.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, stellte sie sich vor mich und küsste mich. Der Kuss war schlicht doch mit so viel Gefühl. Wir wurden von einem Knurren unterbrochen und mussten beide lachen.

"Du hast wohl Hunger!": stellte ich fest. Sie nickte beschämt und ich musste lachen. Sie schlug mir leicht auf den Arm und sah mich gespielt böse an.

"Hast du auf was bestimmtes Lust?": fragte ich sie und hielt eine Packung Nudeln hoch.

"Nein! Ich esse, was du kocht!": erwiderte sie und setzte sich auf den Tresen und sah zu, wie ich das Nudelwasser aufsetzte.

"Ok! Es wird noch etwas dauern, bis es fertig ist! Du kannst ja solang an einem Apfel knabbern!": sagte ich und brachte ihr einen Apfel und hielt ihn ihr hin.

Sie sah ihn an und dann mich. Ihr Blick veränderte sich und sie sah mich entsetzt an. Dann begann sie plötzlich zu weinen und zu schreien. Ich ließ vor Schreck den Apfel fallen, ging auf sie zu und nahm sie in den Arm um sie zu beruhigen.

Sie ließ sich nicht beruhigen. Es wurde eher schlimmer. Ich hob sie hoch, drückte sie an mich und rannte so schnell ich konnte, zurück zur Krankenstation. Unterwegs traf ich auf Brendan, der besorgt Selina betrachtete und auch Logan, der ihre Schreie gehört haben musste.

"Was ist passiert?": fragte Logan und öffnete die Tür zur Station.

Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich mit Selina auf dem Arm in den Sessel. Selina lag mit dem Gesicht an meiner Brust und weinte immer noch. Zwischendurch hörte man immer noch ein schluchzen. Ich strich mit meiner Hand beruhigend über ihren Rücken, doch es brachte nicht viel.

Jasper kam um die Ecke und hielt eine Spritze und eine Flasche in der Hand. Fragend sah er Logan an, der nickte. Ich beobachtete, wie Jasper die Spritze aufzog und sie Selina in die Armbeuge spritzte. Sie hatte es nicht mal wahrgenommen.

Sie beruhigte sich ein wenig und schlief schluchzend ein. Ich hätte gerne gewusst, was sie aus der Fassung gebracht hatte, aber das musste erst mal warten.

"Was ist passiert?": fragte jetzt Brendan und sah mich an.

Ich kratzte mich am Hinterkopf und überlegte.

"Naja! Sie saß auf dem Tresen und ich hielt ihr einen Apfel hin! Sie sah mich an und ihr Blick wurde panisch, als wäre ich ein Monster! Dann fing sie an zu schreien und zu weinen! Ich habe keine Ahnung was passiert ist! Ich hoffe sie kann uns mehr sagen, wenn sie wieder aufgewacht ist!": sagte ich und sah zu ihr runter.

Sie schlief tief und fest. Ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf und setzte mich etwas bequemer hin. Brendan legte eine Decke über uns und ich versuchte auch etwas zu schlafen.

LITTLE WOLF Where stories live. Discover now