12. Türchen

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Das nicht unbedingt einfache Gespräch kippte nach meinem 'Geständnis' glücklicherweise schnell, indem Patrick lächelnd begann über seinen ersten Eindruck von mir zu sprechen.

"Ich war mir nicht sicher, ob du mich vielleicht bei der nächstbesten Möglichkeit töten würdest oder ob du mich einfach nur ausrauben und verschwinden würdest!"

Ein unsicheren Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich verpasste Patrick einen sanften Tritt.
"Du hast wirklich gedacht, dass ich auf jeden Fall kriminell bin, oder? Sind es die langen Haare?"
Anklagend sah ich meinen Gegenüber an, der sofort abwehrend die Hände hob.
"So ist das doch nicht!", verteidigte er sich hastig und mein Lächeln wuchs an," du hast nur so grummelig gewirkt, dass ich dachte du kannst nur etwas im Schilde führen."
"Vielleicht sollte ich deinen Vorstellungen doch entsprechen und heute Nacht sobald du schläfst alles klauen und mit deinem Auto wegfahren."
Patrick lachte auf:" Bitte nicht. Das Auto hat mich ein Vermögen gekostet und es wäre zu schade, wenn du fliehst bevor du die Aktivitäten mit machst, die ich noch geplant habe."

Mein Lächeln bröckelte dahin und ich musterte Patrick mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Du hast weitere Dinge geplant?"

Die entspannte Stimmung schlug um und ich verfluchte mich innerlich für meine Unsicherheit sobald es um weihnachtliche Traditionen ging.

Patrick legte den Kopf schräg und zog die Nase kraus.
"Ich- ja, ich hatte noch ein oder zwei Dinge geplant, um dir Weihnachten näher zu bringen. Zumindest so, wie es meine Familie feiert," erklärte er stockend und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Natürlich nur, wenn dir das auch gefallen würde. Ich will dich nicht dazu zwingen und erst recht nicht dazu bringen irgendwelches Trauma damit aufzuarbeiten."
"Keine Sorge. Es bedarf etwas mehr als Plätzchen und einen Tannenbaum, damit ich Probleme mit meinem Trauma bekomme."

Naja, wie du siehst nicht unbedingt, fügte ich in Gedanken hinzu. Hin und wieder erschienen meine Erinnerungen zu real zu werden.

"Wie wäre es wenn ich uns ein kleines Abendessen zubereite und wir danach einen Wiehnachtsfilm schauen?", schlug Patrick vor.

Langsam vermutete ich immer mehr, dass der Brünette meine Gedanken lesen konnte, da er jedes Mal genau wusste wann er das Thema auf sich beruhen lassen oder es wechseln sollte.

"Mir ist immer noch schlecht von den unmengen an Keksen, die ich gegessen habe, aber wenn du etwas essen möchtest dann mach dir gerne etwas," sagte ich und zog mir die Decke bis zu den Oberschenkeln nach oben.

"Dann brauche ich auch nichts. Ich dachte nur, dass wir etwas essen könnten falls du Hunger hast."
"Keine Sorge," ich grinste," ich bin wunschlos glücklich."
"Okay. Dann schmeiße ich den Fernseher an und wir schauen uns etwas Schönes an."

Patrick stand von der Couch auf und holte die Fernbedienung.
Während ich beobachtete wie er sich erneut neben mir nieder ließ, den Fernseher anschaltete und eine Streaming Plattform öffnete dachte ich nach.

Hätte ich mir jemals erträumt, dass ich ein paar Tage vor Weihnachten nicht bei meiner Familie in angespannter Stimmung versank, sondern hier mit einem vollkommen Fremden saß, der mir die Weihnachtsbräuche seiner Familie zeigte?
Niemals.

Und doch erfüllten mich die Dinge, die ich mit Patrick erlebte nicht mit derselben Argwohn wie bei meiner Familie und ein kleiner Teil von mir genoss sogar die ganzen weihnachtlichen Dinge, die ich in den letzten Jahren so krampfhaft vernachlässigt hatte.

"Ist der kleine Lord in Ordnung für dich? Ich habe die Tradition dank meinem Vater angefangen, da er diesen Film jedes Jahr im Fernsehen schauen musste," erklärte Patrick und grinste bei dieser Erinnerung.
"Natürlich."

Ich konnte mich nicht beherrschen und spürte das Ziehen der Eifersucht auf den Braunhaarigen, der mit seiner Familie über Jahre hinweg Traditionen entwickelt hatte und zusammen mit ihnen auf der Couch lümmeln oder einfach arglos die Weihnachtszeit genießen konnte.

"Hast - hast du denn irgendwelche Traditionen mit deiner Familie? Ich weiß, dass ihr keine großen Freunde von Weihnachten seid, aber -"
"Nein, wir haben keine Traditionen," unterbrach ich Patrick und lächelte unecht," früher hatten wir ein paar, aber solche Dinge wie Plätzchen backen oder Weihnachtsfilme schauen tun diejenigen, die es tun wollen. Jeder macht sein eigenes Ding."
"Das klingt traurig."

Patricks Augen weiteten sich bei der Aussage und er schlug sich eine Hand vor den Mund.

"Tut mir leid! Das war sowas von unhöflich von mir", entschuldigte er sich sofort und ich winkte ab.
"Ich bin nur etwas komplett anderes gewöhnt und zu blöd, um einfach meine Klappe zu halten!", brabbelte Patrick los, von seiner Nervosität gepackt," wir schauen immer zusammen Filme und backen. Meine Mutter hat mir auch das Kochen an Weihnachten beigebracht. Bei unserem Weihnachtessen vor über fünfzehn Jahren durfte ich das erste Mal in der Küche helfen und über Weihnachten hat es sich etabliert, dass ich meiner Mutter beim Kochen helfe oder es sogar hin und wieder selbst übernehmen. Immerhin soll ich ja mich selbst und meinen zukünftigen Partner versorgen können, wenn er selbst nicht Kochen kann."
"Moment Mal. Er?"

Adventskalender- KTWhere stories live. Discover now