Kapitel 22 „Normalität"

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Shikamaru ging irgendwann mitten in der Nacht nach Hause. Ich legte mich müde ins Bett und schlief sofort ein.
Wir machten einen Plan, dass ich mich weiter so verhalten soll, wie bis jetzt. Die Priorität war, die Wahrheit zu erfahren und mich zu beschützen.
Nachdem ich aufwachte, konnte ich nicht glücklicher sein. Die Tatsache, dass zwischen mir und Shikamaru alles gut werden könnte, ließ mich alle Probleme vergessen. Mein Kopf war voll mit ihm. Ich machte mich fertig und ging direkt zu Ino. Ich musste ihr davon erzählen.
Im Blumenladen traf ich auf ihren Vater.
„Guten Morgen, Herr Yamanaka." sagte ich.
„Guten Morgen, suchst du Ino?" fragte er.
„Ja, ist sie nicht da?"
„Sie schläft wahrscheinlich noch. Ich rufe sie mal."
Paar Minuten später, während ich die Blumen bewunderte, kam Ino mit Schlafanzug und zerzausten Haaren runter.
„Yuri, kannst du nicht schlafen? Was ist passiert?" fragte sie gähnend.
„Ehm." Ich warf schnell einen Blick auf ihren Vater, der sich gerade auf die Theke lehnte und uns beobachtete. Als Ino sich umdrehte, sah er schnell weg und nahm ein Lappen in die Hand und wischte über die Theke.
„Papa! Das ist Mädchensache!"
„Ich bin nicht hier." er hob seine Arme unschuldig hoch.
„Ich sehe dich aber noch." sie überschlug die Arme.
„Ja, schon gut! Aber wenn jemand reinkommt, bedienst du die Person mit deinem Schlafanzug."
Er wollte gerade gehen, Ino schnappte meine Hand und zog mich zu ihrer Wohnung. „Okey, okey! Wir gehen hoch."
In ihrem Zimmer, zog sie sich um, während ich ihr alles erzählte. Sie gab von sich nur „Oh!" und „Hat er nicht!" aus. Sie lächelte und strahlte vor Glück. Als ich zu Ende kam, klatschte sie in die Hände.
„Du hast keine Ahnung, wie erleichtert ich bin, dass ihr endlich zusammen seid. Das war unerträglich. Shikamaru war in letzter Zeit nur am herum motzen."
„Das kann ich mir gar nicht vorstellen."
„Vertrau mir. Er ist mein bester Freund und du genauso, es war schwer mit euch. Bin wirklich froh, dass es endlich vorbei ist." sie warf sich aufs Bett und lächelte mich an.
Ich lächelte zurück. Ich war auch froh darüber. Ein Problem weniger. Oder mehr.

Nächste Woche verlief nicht besonders. Shikamaru hatte sehr viel zu tun. Ich wurde auf eine Mission geschickt und bekam von Danzo Informationen, meine Schwester sei wieder verschwunden. Es war mir von Anfang an bewusst, dass die Verfolgungen nichts bringen würden, denn meine Schwester kannte sich da draußen besser aus, als jeder andere. Nicht mal ich konnte sie finden.
Als ich wieder zurückkam und ein Bericht bei Tsunade abgab, sah ich am Ende des Flures ein bekanntes Gesicht. Shikamaru lief mit ein paar Schriftrollen in der Hand durch den Gang und unterhielt sich mit Asuma. Ich blieb automatisch stehen und öffnete mein Mund. Mein Herz schlug verrückt und ich bekam Bauchschmerzen. Shikamaru sah hoch und traf auf meine Augen. Er zuckte minimal und eine Schriftrolle fiel aus seiner Hand. Als er sie aufgeben wollte, fiel auch die andere auf den Boden.
„Mist." fluchte er leise. Asuma suchte nach der Ursache von seiner Ablenkung. Er sah mich direkt an und lächelte breit. Ich wurde sofort rot und drehte mein Kopf weg.
„Soll ich das für dich bringen?" fragte Asuma.
„Schon okey." hörte ich seine Stimme und bekam Gänsehaut.
Ich sah ihn seit dem Abend, als er bei mir war, nicht mehr. Die Knutscherei auf meiner Couch drangen in mein Kopf und ich wurde noch röter.
Ich drehte mich kurz um und sah, wie Shikamaru mich wieder ansah. Ich zuckte und verschwand schnell.
Mit rasendem Puls und breitem Lächeln rann ich nach Hause.

Ich lief mit der Kaffeetasse durch die Wohnung und summte eine Melodie, als es plötzlich an meiner Balkontür klopfte. Ich sprang hoch und verschüttete den Inhalt auf den Boden.
„Oh man!" sagte ich genervt und lief auf die Tür zu. Ich zog den Vorhang und begrüßte ein paar schwarzen Augen. Mein Herz blieb stehen. Ich zog den Vorhang wieder zurück. Ich hatte nur den Bademantel an. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Langsam zog ich den Vorhang wieder und öffnete die Tür.
„Du bist wieder da." sagte er und kam rein.
„Jap. Ich bin wieder da." sagte ich und machte für ihn Platz.
Shikamaru nickte mit dem Kopf und sah sich kurz um. Sein Blick blieb auf dem Kaffeefleck stehen. „Dein Boden ist nass." sagte er.
„Danke, ich weiß. Dein Klopfen hat es verursacht."
Shikamaru nahm sich einen Lappen und wischte den Fleck weg.
„Das ist sehr nett, aber das musst du nicht machen." lachte ich kurz.
„Das ist kein..." er ließ sein Blick über mich wandern. Angefangen bei meinen nackten Beinen bis zu dem Ausschnitt. „Problem."
Ich erstarrte. Ich fühlte mich zu nackig. Er sah mich an.
Wir beide räusperten uns. Ich wurde knallrot und Shikamaru verschwand in der Küche. Er spülte den Waschlappen viel zu lange.
„Ich würde mich kurz umziehen, es ist kalt." sagte ich und bekam nur ein „Mhm" als Antwort.
Ich schlüpfte in meine Jogginganzug und war wieder im Wohnzimmer. Shikamaru saß auf der Couch, auf der wir rumgeknutscht haben.
„Wie war die Mission?" fragte er.
„War gut." ich nickte mit dem Kopf. Es war meine erste Mission, die ich allein erledigen durfte. Ich musste eine geheime Schriftrolle zum Grasreich bringen.
„Ich war die ganze Zeit im Büro beschäftigt. Die Akatsuki greifen Jinchurikis an. Wir versuchen an mehr Informationen zu kommen." sagte er.
„Es hat aber bis jetzt keiner mitbekommen, dass meine Schwester dort ist, oder?" fragte ich und Shikamaru sah mich an. „Oder?" wiederholte ich verängstigt.
„Deine Schwester wurde von Neji gesehen. Sie kämpften sogar... sie trug den Mantel." sagte er.
„Verdammt!" fluchte ich. „Warum lässt sie sich sehen? Erst bei Danzo und jetzt von ihn! Irgendwas stimmt nicht."
„Ja." Shikamaru nickte und dachte nach. „Jedenfalls war sie allein. Ohne Itachi. Denkst du Sasuke hat ihn schon getötet?"
„Nein, das glaub ich nicht. Sasuke kann Itachi nicht so schnell finden, er sucht wahrscheinlich erstmal ein paar Informationen über ihn." sagte ich.
„Warum bist du dir da so sicher?" fragte Shikamaru überrascht.
Meine Augen weiteten sich. „Mist! Ich sollte erst nachdenken bevor ich etwas sage."
„Naja... ich denke er würde so machen. Wäre ich Sasuke, würde ich das so machen. Das tat ich ja auch... Bei Yuna. Ich kann sie bis heute nicht finden. Sie lässt sich blicken, nur wenn sie das will..."
Plötzlich wurde mir etwas klar. Ich runzelte die Stirn.
„Das ist es." sagte ich. „Yuna kann sich sehr gut verstecken. Man kann sie einfach nicht finden. Aber wieso lässt sie sich innerhalb so kurzer Zeit blicken?"
„Weil sie gesehen werden will." sagte Shikamaru.
„Genau. Aber sie rennt immer noch weg, wenn sie gesehen wird, ja?"
„Ja." meinte er.
„Weil sie will, dass ich mich mit ihr treffe."
„Das... das ergibt Sinn." sagte er.
„Aber warum?" fragte ich laut, obwohl ich mich selber fragte. Wieso wollte sie mich denn sehen?
Shikamaru dachte selber nach, sagte aber nichts.
„Was machen wir dann?" fragte er.
„Ich weiß nicht, ich würde mich mit ihr treffen, aber ich habe eine Vermutung, dass ich von Anbu-Ne verfolgt werde, sobald ich das Dorf verlasse." sagte ich leise.
„Ehrlich?" Shikamaru flüsterte.
Ich nickte mit dem Kopf. „Ich spürte es die ganze Zeit."
„Und du glaubst, es ist Danzo?"
„Ja. Ich vertraue ihm nicht und er vertraut mir nicht. Er spielt mit mir."
„So ein Arsch, wirklich."
„Deswegen kann ich mich mit ihr auch nicht treffen. Ich muss eine andere Lösung finden."
„Lass uns erstmal an die Akte kommen, ich glaube das würde uns vielleicht weiterhelfen." schlug Shikamaru vor. „Es ist wichtig, dass wir wissen, ob du wirklich in Konoha geboren wurdest.
„Mhm." ich nickte wieder mit dem Kopf. Die Sache war erstmal erledigt.
Shikamarus Besuch hatte auch einen anderen Grund. Er wollte mich zum Essen einladen. Als wir dann draußen waren, bleib ich vor meiner Tür stehen.
„Was aber, wenn uns die anderen sehen?" fragte ich.
„Wäre das für dich schlimm?" fragte er. In seinen Augen sah ich kurz einen Funken.
„Nein! Nein! Und für dich?"
„Ich habe dich doch eingeladen." sagte er und ich lächelte.
Es war schon abends und die Sonne versteckte sich hinter dem Horizont und schenkte dem Himmel wunderschöne Lila und orangene Wolken.
Wir gingen Ramen essen.
Unsere Hände berührten sich aus versehen, während wir liefen und ich bekam jedes Mal einen kleinen Herzinfarkt.
Shikamaru öffnete mir den Vorhang und wir setzten uns rein.
Wir bestellten uns eine große Suppe und aßen in Ruhe. Es war alles sehr schön und entspannend, bis ich von weitem einen lauten Schrei hörte. Mit Nudeln im Mund sah ich zu Shikamaru. Wir wussten direkt, was bald passieren würde.
„Drei Ramen für mich, lieber Herr! Kakashi-Sensei bezahlt!" rief Naruto und stürmte hinein und ihm Kakashi und Yamato hinterher.
„Die zwei anderen kannst du bezahlen." sagte Kakashi und kam auch rein.
„Das ist unfai!" er schrie und schimpfte, als er uns beide bemerkte. Er weitete seine Augen schockiert, aber Kakashi war der erste, der sprach.
„Stören wir etwa bei eurem Date?"
Ich wurde rot, schlimmer als eine Tomate. Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Wenn ich nein sage, denkt Shikamaru, dass das kein Date ist, war es denn aber einer?
„Ihr stört uns nicht." sagte Shikamaru und ich verschluckte mich. Kakashi klopfte mir auf den Rücken.
„Seid ihr etwa zusammen?" fragte Yamato und lächelte. „Das ist ja süß!"
Ich dachte, ich könnte nicht röter werden, doch genau das passierte. Ich wollte sterben.
„Ihr seid zusammen?!" schrie Naruto.
Bevor ich etwas sagte, öffnete sich der Vorhang.
„Wer ist mit wem zusammen?" fragte Asuma und sah sich um. Hinter ihm blickte direkt Ino und Choji rein.
„Du und Kurenai-Sensei!" sagte Ino und Kakashi lachte los.
„Seid wann seid ihr zusammen?" fragte Naruto immer noch überrascht. „Ich dachte du und Te..." er sprach nicht zu Ende, da Ino ihn auf sein Kopf schlug.
„Du weißt nicht, wann du die Klappe halten sollst!"
„Was ist hier los? Warum sind hier so viele Leute?" fragte eine weibliche Stimme und öffnete den Vorhang. Tsunade. Toll. Neben ihr war Sakura.
„Kakashi gibt uns allen eine Suppe aus." sagte Asuma und klopfte ihm auf die Schulter.
„Wie nett von dir!" Tsunade bestellte sich direkt eine und setzte neben mich.
Irgendwie quetschten sich alle aneinander und bestellten Ramen. Es war so laut, dass ich nicht mal meine Gedanken hören konnte. Aber es war auf jeden Fall lustig, ich hatte viel Spaß. Shikamaru auch.
Am Ende brach ein Streit aus, weil Kakashi nicht alles bezahlen wollte. Während dessen verschwand Tsunade mit ihrer offenen Rechnung, die dann von Kakashi bezahlt werden musste.
Nach dem Essen ging jeder in seine Richtung.
„Tut mir leid. Haben wir euch gestört?" fragte Ino, als Shikamaru noch mit den Jungs stand.
„Nein, alles gut. Es war lustig." ich lächelte.
„Es freut mich, dass du es versuchst. Ich wünsche euch viel Glück." sagte Sakura. Ich lächelte sie an und die Jungs kamen zu uns.
Wir blieben noch ein bisschen stehen, bevor wir alle nach Hause gingen. Shikamaru begleitete mich nach Hause. Es wurde schon spät.
„Geht es dir gut?" fragte er vor meiner Tür.
„Ja, abgesehen von dem ganzen Stress, hatte ich heute sehr viel Spaß. Danke dir."
„Du musst mir dafür nicht danken. Es tut mir auch leid, dass die alle kamen und uns genervt haben. Ich wollte eigentlich nur mit dir Zeit verbringen."
„Alles gut. Ich hatte schöne Zeit."
Er nickte mit dem Kopf. „Okey."
Ich lehnte mich an der Tür und zog die Lippen nach innen. Ich wurde nervös. Wie sollte ich ihn denn verabschieden?
„Ja dann... ich würde jetzt gehen." sagte er.
„Ehm, ja. Okey."stotterte ich.
Shikamaru küsste meine Wange und drehte sich um. Ich wollte nicht, dass er geht. Ich biss mir auf die Zunge, um den Mut zu bekommen.
„Eigentlich " sagte ich und er blieb stehen. „dachte ich... du könntest bei mir bleiben."
Shikamaru drehte sich wieder zu mir. „Ja?"
„Ja." ich nickte schnell mit dem Kopf, bevor ich vor Angst allein ins Haus gehe.
„In Ordnung." er lächelte und ich öffnete schnell die Tür.
Die unangenehme Stille wurde erst im Wohnzimmer gebrochen.
„Ich würde mich umziehen." sagte ich und verschwand im Schlafzimmer. Ich suchte mir die schönste Unterwäsche, die ich hatte und keinen peinlichen Schlafanzug. Für den Fall.
Als ich zurück kam, saß Shikamaru schon mit seinem Shirt.
„Willst du von mir Jogginghose?" fragte ich.
„Ich schlafe hier, passt schon." er deutete auf die Couch und ich spürte wie ein Stein auf meinem Herz wuchs.
„Echt? Ich dachte..."
„Soll ich mit dir schlafen?" fragte er. Sein Blick war so intensiv, dass ich sofort rot geworden bin.
„Ich dachte... mit „bei mir bleiben", dachte ich schon, dass du naja... aber wenn du hier bleiben willst, ist auch Okey!" ich wedelte nervös mit den Armen und Shikamaru lachte.
„War nur ein Scherz, ich wollte sehen, was du machst." er stand auf und lief zu mir ins Schlafzimmer. Ich blinzelte ein paar mal, um die Situation gerade zu verarbeiten.
„Arsch" dachte ich und lief ihm hinterher. Ich drückte ihm die blaue Jogginghose in die Hand
„Im Bad hast du im Schrank zweite Zahnbürste und Handtücher." sagte ich.
Während er weg war, versuchte ich irgendwie mein Puls zu beruhigen, aber jeden Mal, wenn ich ihn hörte, raste ich innerlich aus. Ich war sehr aufgeregt. Innerlich hoffte ich, dass heute nichts passieren würde. Ich war viel zu angespannt. Shikamaru legte sich langsam zu mir und blieb erstmal auf dem Rücken.
„Bist du schon müde?" fragte er.
„Ein wenig." Ich log. „Und du?"
„Ich könnte immer und überall einschlafen. Das ist für mich kein Problem." sagte er leise und ich bekam Gänsehaut. Ich liebte es seine Stimme zu hören, während alles andere um uns herum leise war. Sie hat mir damals sehr viel geholfen.
„Das ist gut." antwortete ich.
Wir lagen ohne miteinander zu reden oder sich zu bewegen. Ich konzentrierte mich voll auf das Gewicht neben mir, mit der Zeit rutschte ich automatisch immer näher zu ihm. Unsere Beine berührten sich jetzt und Shikamaru nahm meine Hand. Ich hielt die Luft an.
Plötzlich drehte er sich zu mir und schloss mich in seinen Armen. Ich erstarrte erstmal und konnte mich nicht entspannen. Danach lockerte ich meine Muskeln und näherte mich ihm. Er roch diesmal nicht nach Zigaretten, aber immer noch hatte er seinen Geruch. Meinen Lieblingsgeruch. Ich schloss die Augen. Im Moment wollte ich nichts anderes als so bleiben und einschlafen.
„Schlaf gut, Yuri." flüsterte er.
„Gute Nacht, Shikamaru."
Ich lächelte traurig.
„Wenn mein Leben schon immer so normal und schön gewesen wäre wie heute..." dachte ich. Meine Unterlippe zitterte kurz. Ich wollte nicht weinen, ich wollte diesen Tag nicht zerstören. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf seinen Herzschlag.

Blackred StrangerOù les histoires vivent. Découvrez maintenant