"I can't exactly describe how I feel, but it's not quite right. And it leaves me cold." - F. Scott Fitzgerald
Reed
Die Wahrheit.
Nach fast einem Jahr, wo Alice hier war und ich Vermutungen über Vermutungen hatte, wer sie war, was mit ihr geschehen ist, hatte ich ihr endlich die Wahrheit verraten. Ich hatte ihr Antworten zu den vielen Fragen gegeben, die sie geplagt hatten. Ich hatte ihr erzählt, was ich alles verborgen hatte, wer sie war.
Sie war mein ganzes Leben.
Sie war die Antwort zu meinen Fragen.
Sie war die einzige Person, die ich je geliebt hatte und je lieben würde.
War diese Wahrheit nur das richtige gewesen? War es richtig gewesen, reinen Tisch zu machen?
Ich hatte mir nichts mehr gewünscht, als mit den Lügen und Geheimnissen aufhören zu können und sicher hatte es viele denkbar bessere Momente gegeben, um das zu bewirken, aber es war von Anfang an mit einem hohen Risiko verbunden gewesen und das wurde mir nun zu deutlich.
Sie war fort. Die Sonne war unten, die Wahrheit war draußen und Alice war fort. Beim ganzen Chaos, dem Streit war sie davongerannt und ich hatte vermutlich das Schicksal damit besiegelt. Meine Wahrheit hatte sie in die Finsternis getrieben, damit in die Gefahr.
Ich hatte ihr angesehen, wie jedes meiner Worte sie mehr und mehr verwirrt hatte. Sie war verängstigt, verwirrt und überfordert gewesen und nun war sie irgendwo dort draußen, verlor den Verstand und ich wusste nicht, wo ich sie suchen sollte, was ich machen sollte, ob es nicht längst zu spät war.
Acyns Faust traf mich hart im Gesicht. Ich hatte nicht die Kraft auf den Beinen zu bleiben und flog zu Boden, spürte, wie Blut aus meiner Nase tropfte. Das hatte ich verdient.
„Ich bringe dich um! Ich werde dich verdammt nochmal umbringen!", schrie er und schlug nur deswegen nicht weiter auf mich ein, weil Riley ihn von hinten packte und zurückzog.
„Das bringt doch niemandem was", versuchte er seinen Bruder zu beruhigen. „Wir müssen Alice suchen und uns nicht gegenseitig die Zähn ausschlagen."
„Und wo sollen wir sie verdammt nochmal finden? Sie kann überall sein, sie hat kein Handy bei sich zum orten, es ist dunkel, genug Leute würden sie immer noch liebend gern angreifen und wegen diesem Bastard ist ihr Kopf Pudding!"„Wir gehen ins Quartier", sagte Riley beherrscht ruhig. „Wir müssen Warren Bescheid geben, außerdem sind unsere Großeltern noch dort, wir müssen ihnen sagen, was geschehen ist!"
„Ich wollte nur, dass sie weiß, wer sie ist", murmelte ich ganz verwirrt von dem Chaos, saß dabei wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, ähnlich wie Elin, die schockiert darüber war, was soeben passiert ist.
Damit hatte nun wirklich keiner gerechnet.
Von allen Möglichkeiten, wie dieser Tag hätte enden können, war das nicht auf meiner Liste gestanden.
„Kann mir irgendwer verraten, was hier los ist?" Auch das noch.
„Lilien, das ist nicht der richtige Zeitpunkt", sagte Acyn gereizt, als diese ins Zimmer trat, aber Lilien sah nur kritisch zwischen uns allen hin und her und ließ sich nicht abwimmeln.
„Alice hat mich gerade halb umgeworfen und ist hysterisch nach unten gerannt. Reed Wentworth blutete den Teppich hier voll und ihr seht alle aus, als ob ihr dabei wärt, jemanden gleich umzubringen. Ich verlange also zu wissen, was los ist!"
„Das wüssten wir auch gern. Was ist geschehen?", fragte Kellin, der mit Malia an der Seite eingetreten kam. Unser Streit musste sicher alle alarmiert haben, denn auch Hayden und Sam kamen dazu. Wenn man uns also selbst nebenan gehört hatte, musste hier wirklich Chaos herrschen.

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Avenoir| Band 4 [18+]
Fantasy||Band 4 'Die Legende der Götter'|| Mit der Wahrheit ändert sich alles. So lange und hart hatte sie für die Wahrheit gekämpft und nun, wo sie endlich versteht und sich endlich erinnert, wünscht sich Alice nichts sehnlicher, als alles wieder vergesse...