Kapitel 38

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Als ich die Küche betrat, hatte Noah die Schüssel bereits in die Spülmaschine geräumt. Etwas unschlüssig blieb ich im Türrahmen stehen, da ich nicht wusste wie und ob ich ihm helfen konnte. Obwohl ich genau wusste, dass ich Noahs Kommentar im Wohnzimmer mehr als verdient hatte und mir nicht vorstellen konnte, dass er die Zurückweisung ernst meinte, verspürte ich eine gewisse Unsicherheit. Was, wenn er es doch ernst meinte? Was, wenn ihn meine Antwort auf seine Frage nach einem Date tatsächlich verletzt hatte? Noah kam auf mich zu, schob sich ohne ein Wort zu sagen an mir vorbei und betätigte dabei den Lichtschalter, sodass die Küche mit einem Mal dunkel vor mir lag. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich drehte der dunklen Küche den Rücken zu und beobachtete, wie Noah den Fernseher ausschaltete und die vier Controller in einer Box im Regal verstaute. Dann steuerte er die Tür zum Flur an.

„Bleibst du noch unten?", fragte er mich und sorgte damit dafür, dass meine Gedanken sich schneller in meinem Kopf drehten, als ich für möglich gehalten hatte. Offensichtlich war er wirklich verstimmt. Meines Erachtens war diese Reaktion etwas übertrieben und nicht ganz verständlich. Aus diesem Grund verspürte ich wenig Lust, mich bei ihm zu entschuldigen, obwohl mir die Vorstellung, den Tag in dieser Stimmung zu beenden, auch nicht behagte. Ich schüttelte den Kopf und folgte ihm zur Tür. Noah schaltete auch das Licht im Wohnzimmer aus und folgte mir die Treppe hinauf. Auch oben angekommen, wusste ich noch immer nicht wie ich mich verhalten sollte, also machte ich ein paar langsame Schritte auf das Zimmer zu, das ich mir mit Olivia teilte. Noah machte keine Anstalten mich aufzuhalten. Ich seufzte und murmelte: „Na dann gute Nacht."

Ich streckte meine Hand nach der Türklinke aus, doch im selben Moment schloss sich eine fremde Hand um mein anderes Handgelenk. Mein Herz setzte kurz aus - ob aus Schreck oder Freude konnte ich nicht beurteilen. Noah zog sanft aber bestimmt an meinem Arm, sodass ich in seine Richtung taumelte und fast gegen ihn fiel.

„Falsches Zimmer", murmelte er leise und machte eine Kopfbewegung in Richtung seines eigenen Zimmers. Ich entzog mein Handgelenk seinem Griff, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Noah mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er verdrehte die Augen, während seine Mundwinkel zuckten. „Was denn?", fragte er. „Du darfst mich ärgern aber ich dich nicht? Das nennt man Doppelmoral." Er tippte mir mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. Sofort kam ich mir unfassbar bescheuert vor. Natürlich war Noah nicht verletzt. Natürlich hatte er mich nur mit meinen eigenen Waffen geschlagen.

„Wenn du lieber Harry Potter weiterlesen möchtest, anstatt Zeit mit mir zu verbringen, könnte ich das durchaus verstehen", sagte ich leise, um nicht zu riskieren, dass die anderen in ihren Zimmern uns hören konnten. Wieder verdrehte Noah die Augen und schob mich dann den Flur entlang, bis wir sein Zimmer erreicht hatten. Er schloss die Tür hinter uns und blieb dann an diese gelehnt stehen. „Ich glaube ich muss jetzt mal eine Sache klar stellen", verkündete er mit leicht zusammen gekniffenen Augen. Ich setzte mich auf sein Bett und sah ihn neugierig an.

Noah holte tief Luft. „Ich mag dich lieber als Harry."

Ich war kurz davor, laut loszulachen. Stattdessen riss ich mich zusammen und griff mir mit gespielter Ergriffenheit ans Herz. „Danke, Noah. Das bedeutet mir sehr viel." Noah nickte, ohne eine Miene zu verziehen. „Ich hoffe. Das habe ich nämlich noch nie zu jemandem gesagt."

Endlich stieß er sich von der Tür ab. Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu und zog beim Gehen seinen Hoodie aus, den er achtlos auf einen Stuhl warf.

„Auch wenn ich also definitiv nichts Besseres zutun habe, als Zeit mit dir zu verbringen", sagte er, während er neben mir Platz nahm, „erinnert mich das an etwas, das du vor einigen Wochen zu mir gesagt hast."

Ich musste nicht lange überlegen, um einen Verdacht zu hegen, was er meinte. Da Noah jedoch keine Frage gestellt hatte und ich nicht wusste worauf genau er hinaus wollte, schwieg ich.

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