Kapitel 39

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Diese neue Nähe und Intimität zwischen Noah und mir ließ meine Gefühle für ihn bis ins Unermessliche wachsen. Länger darauf zu warten, wäre meines Erachtens pure Verschwendung gewesen. Noah inmitten dieser Intimität meinen Namen murmeln zu hören und zu sehen, wie er mich ansah, bedeutete mir mehr als ich jemals hätte vermuten können. Als wir schließlich beide erschöpft und glücklich auf unsere Kissen zurückfielen, bestand für mich nicht der geringste Zweifel daran, dass alles, was zwischen Noah und mir bereits geschehen war und noch geschehen würde, absolut richtig war.

Nach einer Weile drehte ich mich auf den Bauch, platzierte meinen Kopf jedoch so auf dem Kissen, dass ich Noah weiterhin ansehen konnte. Wir sahen uns einfach nur an, während Noah mit einer Hand sanft über meinen Rücken strich. Für mich war dieser Moment, waren diese Minuten, perfekt.

Obwohl ich befürchtete, damit die von purem Glück geprägte Stimmung zu beeinträchtigen, musste ich Phils Kommentar von heute Morgen ansprechen. Denn Noahs Gesichtsausdruck hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

„Was Phil vorhin gesagt hat", begann ich, während Noah weiter Kreise auf meinem Rücken zog, „ich hoffe, dass du dir das nicht zu Herzen nimmst."

„Was meinst du?", fragte Noah und ich war mir nicht sicher, ob er die Ratlosigkeit nur spielte um dem Thema auszuweichen, oder ob er tatsächlich nicht wusste, wovon ich sprach. Er wirkte nachdenklich, was mich darauf schließen ließ, dass er mir nichts vorspielte, sondern versuchte mir zu folgen. „Von wegen, ich hätte etwas Besseres verdient", erklärte ich und zu meiner Überraschung breitete sich ein Lächeln auf Noahs Gesicht aus. Doch seine Augen erreichte es nicht.

„Aaah. Ja, ich erinnere mich."

„Ich möchte nichts Besseres", kam ich direkt zum Punkt. „Ich wüsste auch gar nicht wie das gehen soll."

Nun wirkte Noahs Lächeln aufrichtig. Er küsste mich flüchtig, bevor er den Kopf schüttelte. „Klingt vielleicht arrogant, aber daran zweifle ich nicht."

„Heute Morgen wirkte es aber anders", stellte ich mir gerunzelter Stirn fest. Noahs Lächeln verrutschte etwas und ich meinte, einen Funken Traurigkeit in seinen Augen zu erkennen.

„Entgeht dir überhaupt irgendetwas?", fragte er in neckendem Tonfall, woraufhin ich den Kopf schüttelte. Noah lachte leise. „Aber du hast meine Reaktion trotzdem falsch gedeutet", sagte er. „Wie gesagt, ich möchte nicht arrogant klingen, aber wenn du etwas Besseres wollen würdest, könntest du ja gehen. Aktuell habe ich das Gefühl, dass ich dich glücklich mache."

„Tust du", bestätigte ich.

„Mich nervt es einfach, dass Phil mir nicht vertraut. Er sieht in mir immer nur den Menschen, der ich nicht mehr bin. Und ich weiß nicht was ich tun soll, um ihm zu beweisen, dass ich mich verändert habe, dass ich nicht mehr dieser Idiot bin."

Obwohl ich Noahs Frust verstehen konnte, verspürte ich gleichzeitig den Drang, meinen Bruder in Schutz zu nehmen. „Phil ist damit aufgewachsen, dass verschiedene Männer unsere Mutter auf unterschiedliche Art und Weise kaputt gemacht haben", murmelte ich. „Für ihn ist es vermutlich einfacher zu glauben, dass die meisten Männer so sind, als darauf zu vertrauen, dass es auch gute Männer gibt."

Darauf folgte ein Moment des Schweigens, den Noah schließlich mit einem Seufzen durchbrach. „Umso mehr wünsche ich mir, ihm genau das zu beweisen. Aber ich verstehe sehr gut, was du meinst." Nach einer kurzen Pause, fuhr er fort: „Darf ich dich etwas fragen?" Ich verdrehte die Augen. „Alles", erwiderte ich, fest davon überzeugt, dass es keine Frage gab, die ich ihm nicht beantworten wollen würde. Noah lächelte, doch schon wieder zeigten seine Augen eine andere Emotion. War es Sorge?

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