Tut mir unfassbar leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Die Zeit des bloßen Erzählens ist vorbei und demnächst kommt Leben in die Bude.
„Können sie uns etwas über Mr. Potters Verbleiben erzählen, Miss Granger?"
Als Professor Paffel ihr diese Frage stellte, verfluchte Hermine seine Offenheit und die Neigung zum Tratsch. Er liebte das Reden und es verging keine Stunde in der er keine seiner Geschichten erzählte. Selbstverständlich waren diese Geschichte vollkommen von Gefahren oder gefährlichen Wesen befreit.
Sie räusperte sich laut und erzählte dieselbe Geschichte, wie sie diese unzählige Male auf den Schulfluren erzählt hatte.
Paffel nickte schneller, als Hermine sprechen konnte und in seinen Augen glitzerte der Hunger nach aufregenden Geschichten. Leider musste Hermine ihn enttäuschen und die Enttäuschung sah man dem Professor auch an.
„Sicher, dass es so ist, Miss Granger? Man hört wilde Spekulationen hier. Potter soll mit seiner Geliebten-wie heißt die nochmal?-durchgebrannt sein.", verkündete er begeistert.
„Ginny. Ginny Weasley. Die Schwester von Ron Weasley.", erklärte sie, „Der übrigens auch mit von der Partie ist."
„Ah, der Mr.Weasley?", Paffel zwinkerte Hermine zu.
Hermine wusste nicht, wie sie auf diese Andeutung reagieren sollte. Plötzlich schaffte sie es nicht mehr einfach zu entgegnen, dass es genau der Mr.Weasley seie.
„Ich dachte, sie sollen wenigstens versuchen uns was beizubringen und nicht die privaten Angelegenheiten von Schülern aufwühlen?"
Alle Anwesenden in der Klasse drehten ihre Köpfe zu Draco Malfoy um. Dieser schaute selbstsicher in die Runde und als Hermine sich auch zu ihm umdrehte, zog sich sein einer Mundwinkel nach oben und deutete ein spöttisches Grinsen an. Während die anderen Schüler sich bereits wieder abgewendet hattten und sich ihren eigenen leisen Gesprächen widmeten, starrte Hermine Draco immernoch an. Sie fragte sich, wieso er sich eingemischt hatte. Sie war ihm zwar dankbar, aber sie konnte seine Beweggründe nicht verstehen. Er war das miese Frettchen, der Junge, der ihr und ihren Freunden stets das Leben schwer gemacht hatte. Dracos Mundwinkel wanderte noch weiter nach oben und plötzlich zwinkerte er Hermine zu.
Verwirrt drehte sie sich sofort um und spürte, wie ihr Herz schneller zu klopfen begann.
„Ich werde ihre Bemerkungen bezüglich meiner Kompentez als Lehrer ignorieren, Mr. Malfoy.", zischte Professor Paffel.
„Wie sie meinen.", hörte Hermine Draco belustigt vor sich hin flüstern.
Der Unterricht ging wie gewohnt weiter und Hermine lernte wie immer nichts Neues dazu. Stattdessen bekam Paffel fast einen Herzanfall, als Neville verkündete, dass er gerne den Tollwuttrank an einer Ratte anwenden würde. In dieser Aussage kombinierte er zwei von Paffels größten Ängsten. Ratten und eine gefährliche Krankheit. Natürlich verstanden seine Klassenkameraden, im Gegensatz zu dem Professor, sofort den Witz in diesem Satz. Dieser aber hielt Neville eine Standpauke über die Gefahren solcher Tränke.
Auch die Stunde von Professor Seprun wurde eine Enttäuschung für Hermine. Die praktische Verteidigung gegen die dunklen Künste schien vom Stundenplan verschwunden zu sein. Stattdessen standen Unmengen von langweiligen Theoriestunden auf dem Jahresplan. Als Professor Seprun die Schüler erneut zum Lesen eines Kapitels aus dem Lehrbuch verdonnerte, hörte man Neville hinter dem letzten Tisch der Reihe „Ich beginne wahrhaftig Snape zu vermissen!" rufen. Einige Schüler nickten zustimmend, andere kicherten leise und plötzlich schienen alle an den düsteren Professor zu denken. Ein blonder Junge, Tedd Linol, erzählte, wie Snape ihn für das Abschreiben während einer schriftlichen Prügung bestraft hatte. Auch Hermine erinnerte sich an Snapes Potter. Seine Betonung lag immer auf dem P und er hatte das Wort immer ohne jegliche Gefühle ausgesprochen. Aus seinem Mund ertönte Potter immer mehr als eine Beleidigung, als der Name eines Schülers.
Professor Seprun gefiel das Verhalten der Schüler scheinbar nicht. Er ließ das Lehrbuch, in dem er kürzlich geblättert hatte, mit einem lauten Knall auf den Lehrerpult fallen und funkelte die Klasse wütend an.
„Nachdem sie sich hoffentlich beruhigt haben, möchte ich meinen Unterricht fortführen.", zischte er in den Raum hinein und befahl den Schülern die Bücher wegzupacken.
„Sie wollen wohl ihre Verteidigungen praktizieren?", fragte er lauernd und keiner wagte es ihm zu antworten.
„Mr. Longbottom, Sie vielleicht? Oder wollen sie lieber nach Mr. Malfoy? Ja, Mr. Malfoy wollen sie uns nicht zeigen, wie sie mit ihrem Zauberstab rumfuchteln können? Was das Dunkle angeht, sollten sie doch am besten informiert sein, oder täusche ich mich da etwa in Ihnen?"
Die hagere Figur des Professors erschien plötzlich größer und stärker. Seine bleiche Haut wurde nun endgültig weiß und nur eine lilane kleine Ader an seiner Schläfe pulsierte mit jedem seiner Wörter stärker. Jeder seiner Gesichtsmuskeln war angespannt und bei jedem herausgeschrienem Wort flogen Spucketröpfelchen über den Lehrertisch und landeten auf seinem aufgeschlagenem Buch. Seine schwarzen Haare hingen ihm in die Stirn und plötzlich fiel Hermine seine Ähnlichkeit mit Snape auf. Das schwarze ungepflegte Haar und die bleiche Haut.
„Sie wissen gar nichts.", flüsterte er mehr zu sich selbst und ließ sich auf seinen Sessel fallen.
Plötzlich sah er müde und ausgelaugt aus. Am Ende der Stunde rauschte er aus dem Raum, ohne seinen Mantel und das Buch mitzunehmen.
Nach einer weiteren Stunde Theorie, diesmal die der Verwandlung, machte sich Hermine auf dem Weg zu Professor McGonagall. Während andere Schüler sich auf das Mitagessen freuten und zu ihren Plätzen eilten, trottete sie zum Büro der Direktorin.
Ehe sie an der großen Eichentür klopfen konnte, rief McGonagall sie bereits herein.
„Guten Tag, Miss Granger.", brgüßte die alte Dame die Schülerin. Sie schrieb irgendetwas in ein kleines Notizbüchlein nieder und Hermine wartete unentschlossen in der Mitte des Raumes.
„Ah, setzen Sie sich bitte.", sagte McGonagall nachdem sie ihr Werk beendet hatte und das Büchlein in eine Schublade packte.
„Ich glaube Sie wissen, weshalb ich Sie zu mir gebeten habe.", erkundigte sie sich während sie die Papiere auf ihrem Tisch ordnete.
„Ich nehme an, wegen dem Vorfall, den ich beobachten durfte...", stammelte Hermine.
Sie hatte Angst, dass McGonagall sie jetzt unterbrechen würde und sie über ihren Ausflug in die verbotene Bibliothek fragen würde, aber die Professorin nickte nur vor sich hin.
„So ist es, Miss Granger. Ich vermute, es liegt auf der Hand, dass ich völlige Diskretion von Ihnen verlange, oder? Dieser Vorfall darf die vier Wände meines Büros nicht verlassen. Natürlich wissen alle Lehrkräfte Bescheid, aber es darf auf gar keinen Fall ein Schüler etwas davon mitbekommen. Stellen sie sich vor, das gerät an die Öffentlichkeit! Was wird aus dem guten Ruf unserer Schule?"
„Aber wäre es nicht vielleicht hilfreich mit dem Ministerium zu kooperieren...?", meinte Hermine vorsichtig, aber McGonagall schüttelte sofort energisch den Kopf.
„Miss Granger, Sie wissen doch, dass mir die Sicherheit all meiner Schüler sehr am Herzen liegt?", sagte die Direktorin und fixierte Hermine mit ihren Augen.
„Ja, aber, wenn ich das so sagen darf, dann wäre es doch sinnvoll Hilfe zu holen...", fing Hermine wieder von Neuem an.
„Schlagen Sie mir vielleicht noch die Hilfe von Dementoren vor, Miss Granger?"
Hermine senkte den Kopf und schämte sich für ihre Vorschläge. Natürlich war es lächerlich das Ministerium um Hilfe zu bitten. Schließlich war diese Organisation immernoch ziemlich skeptisch Hogwarts gegenüber.
„Ich meine wirklich alle Schüler, Miss Granger. Sowohl die Guten, als auch die Schwierigen. Sie wissen doch, dass Mr. Malfoy in ziemlichen Schwierigkeiten steckt, oder?"
„Man bekommt es mit, ja.", murmelte Hermine.
McGonagall nickte erneut und schaute Hermine beinahe liebevoll an.
„Nun ja", räusperte sie sich, „Ich will nicht, dass das Ministerium irgendwelche voreiligen Schlüsse zieht und einen unschuldigen Schüler verhaftet."
Hermine wusste nicht, was sie zu sagen hatte. Deshalb nickte sie bloß, genau wie McGonagall es bei ihr auch getan hatte.
„Schaffen sie es auf ihn ein wenig Acht zu geben?", fragte McGonagall und lächelte Hermine an.
„Na ja, ich muss ja schon mit ihm arbeiten, also glaube ich, dass es zu schaffen ist...", meinte Hermine leise und musste ungewollt an Dracos Zwinkern in der Stunde von Paffel denken. Plötzlich musste sie bei dem Gedanken an sein spitzbübisches Lächeln, ungewollt grinsen.
„Ich wusste, dass sie mir zustimmen würden, Mids Granger. Schließlich haben sie den jungen Malfoy gern.", sagte McGonagall und rieb sich zufrieden die Hände.
„Gut, wie gesagt, das Gesagte bleibt unter uns, Miss Granger."
„Wie kommen sie jetzt darauf, dass ich ihn...mögen würde? Er ist immernoch ein ziemlich arroganter Mensch...", fragte Hermine mit leiser Stimme.
„Ah, Miss Granger, den Mr. Weasley haben sie auch erst für etwas dümmlich gehalten. Das weiß ich noch."
Hermine wollte protestieren oder etwas erwiedern, was alles erklären würde, aber ihr fiel nichts ein. Eigentlich war sie nie um eine Antwort verlegen, um zu beweisen, dass sie im Recht war.
„Gehen Sie nun, bitte. Essen Sie was oder machen Sie ihre Hausaufgaben, ich muss weiterarbeiten.", wies McGonagall sie an und deutete auf die Tür.
Ja, ich weiß, dass ein Kapitel mit explosiver Handlung spannender wäre, aber ich finde dieses kleine Gespräch und die Details in dem Kapitel wichtig für das kommende Geschehen. Keine Sorge, es werden noch tolle Dramione Momente kommen;)