Prolog

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Es war Abend und Hogwarts schien wie ausgestorben zu sein. Zumindest kam es Hermine, die alleine im geschmückten Saal stand, so vor. Der üppige Kronleuchter warf helle Lichtreflektionen durch den Raum und die prächigen Glitzersteine, die ihn um einiges schwerer machten, schillerten im Licht. Die Tische des großen Saals waren weggeschafft worden und der Ort, wo eigentlich das Essen verzehrt wurde, hatte sich in eine Art luxuriöse Hotellobby verwandelt. Die sonst einfachen steinernen Wände glänzten in einem matten Goldton und  wurden von geschwungen Ornamenten verziehrt. Es war still, aber die einladende und protzige Atmosphäre ließ Hermine sich einbilden, dass sie Musik hörte. Sie glaubte leise Violinen und laute Blasinstrumente zu hören. Vielleicht hörte sie auch wirklich welche, aber Hogwarts war ein besonderer Ort. Während ihrer Schulzeit hatte Hermine erfahren, dass Hogwarts seine Geheimnisse sorgfältig verbirgt und wenn eines entdeckt wird, taucht bald ein neues auf.

Wie schnell hatten die Lehrer, Zauberer und Schüler die Schule wieder aufgebaut. Nach dem großen Kampf, bei dem Lord Voldemort endgültig von der Welt verschwand, glich das sonst so beeindruckende Schloss einer Ruine.

Entlang der Wände waren schmale Tische aufgestellt auf denen Unmengen an Essen thronten. Hermine schmunzelte, da ihr Rons Liebe zum Essen in den Kopf kam. Für ihn würde diese Menge an Delikatessen wahrscheinlich dem Paradies gleichen. Die Gedanken an Ron ließen sie leise lächeln.

Tag für Tag gewann das Schloss ein Stückchen seiner Würde und Größe zurück. Pünktlich zu dem neuen Schuljahr strahlte die Schule so, als ob sie nie dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Hermine lächelte und versuchte ihre Spiegelung in einem der Goldelemente einzufangen. Vergeblich versuchte sie ihre Ohrringe einzustöpseln. Ihre Finger waren zu zittrig dafür und die Stecker drohten aus ihren Händen zu fallen. Sie wusste nicht so ganz ob ihre Aufregung durch Ron entstand oder ob es einen anderen Grund gab. Hermine versuchte, immernoch angespannt und leicht zitternd, die Gedanken zu verdrängen und schließlich gelang es ihr. Die kleinen smaragdgrünen Ohrringe waren an ihren Ohrläppchen befestigt und sie musterte sich zufrieden in einem kleinen Goldteller.

Nun war sie so weit. Hermine konnte es nicht fassen, dass das ihr letzter Aufenthalt als Schülerin war. Sie hatte einen ausgezeichneten Abschluss von Hogwarts-der Schule für Hexerei und Zauberei in der Tasche. Mit ihren Noten und ihrem Ehrgeiz standen ihr alle Türen offen. Dieses Fest, der Ball zum 1jährigen war ihr letzter Moment als Schülerin in Hogwarts. Dieses Fest war auch das große Wiedersehen mit Ron, Harry und Ginny. Ein ganzes Jahr waren die besten Freunde getrennt und auf der Suche nach dem krunzenden Gnix gewesen, während Hermine für die Prüfungen paukte. Natürlich hatte sich das dauernde Lernen gelohnt, da war Hermine sich sicher.

Der Ballsaal war, bis auf die junge Zauberin, leer und Hermine drehte sich im Kreis. Leise lachte sie auf als ihr Kleid sich wie eine umgedrehte Tasse aufbäumte. Benommen vom Drehen ließ sie sich auf einen der Samtsessel fallen und atmete tief aus. Eigentlich hatte sie nicht in dem Raum zu sein. Zwar hatte Hermine ,wie die meisten Zauberer und Hexen, die ihren Abschluss hatten, bei der Gestaltung und Veränderung des Saals mitgemacht, aber die feierliche Eröffnung sollte erst später stattfinden. Die Lehrer und andere Autoritätspersonen waren nicht in Sicht und so entschied sich Hermine zu bleiben. Sie würde selbstverständlich vor dem Ankommen der Lehrer und einiger Mitarbeiter des Ministeriums für Zauberei aus dem Saal sein. Sie versuchte sich immer noch an Regeln zu halten obwohl es für sie kein Zwang mehr war, was nicht an der Tatsache, dass sie keine wirkliche Schülerin mehr war lag. Dieses Jahr hatte sie so viele Regeln brechen lassen.

Ron hatte sie ungläubig angeschaut, als sie verkündete, dass sie bleiben würde. Harry aber hatte seinem Freund auf die Schulter geklopft und gemeint, dass es für Hermine doch selbstverständlich wäre. "Das ist schließlich Hermine. Die schlauste Hexe überhaupt!", erklärte er und sie lief bloß rot an. Ginny umarmte ihre Freundin nur und verprach, dass sie auf Ron aufpassen würde. Stürmisch umarmte Hermine Harry und auch er gab ihr das Versprechen ab, über Ron zu wachen. Harry und Ginny stiegen, Hand in Hand, in den Zug und Hermine blieb alleine mit Ron auf dem Bahnsteig. Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, da Harry bereits nervös gegen die Fensterscheibe klopfte. Hermine umarmte ihn fest und auch Ron gab ihr ein Versprechen. Zwar erwartete sie nicht, dass er auf seine Freunde achtete, aber, dass er ihr regelmäßig schrieb. "Und über ein Bild von diesem Viech würde ich mich auch freuen.", lachte sie und ließ ihn gehen. Sie blieb und winkte auf dem Bahnsteig bis der Zug komplett aus dem Bahnhof verschwand.

Sie seufzte leise denn sie wusste, dass dieser Abend schön und qualvoll zugleich sein würde.

Hogwarts, und die Schüler und Schülerinnen, ist ein großes Kapitel ihres Lebens gewesen. Es war eine abenteuerliche, gefährliche und tödliche Zeit. Sie hatte große Freundschaft, wahre Liebe und tiefen Hass erlebt. Sie hatte gekämpft, gelitten und gesiegt.

Hermine grinste vor sich hin und stand auf. Der rote Samt hatte an ihrem grünen Kleid gerieben und unschöne rote Streifen hinterlassen. Genervt schüttelte sie den frisch frisierten Kopf und murmelte den Reparo Zauber. Das war der erste, der ihr eingefallen war und er erfüllte (zum Glück) seinen Zweck. Zufrieden strich sie das Kleid glatt und machte sich auf dem Weg zum Ausgang.

Einige Erinnerungen kamen hoch und ließen sie noch mehr lächeln.

Ganz klar sah sie die verschiedensten Fragmente aus ihren Erinnerungen.

Wie sie Harrys Brille, nicht ohne leichte Arroganz, reparierte, als sie sich zum ersten Mal im Zug trafen.

Wie Ron in der Kammer des Steins des Weisen das Schachspiel für sie entschied.

Wie eifersüchtig sie doch war als Ron, während Harry sich mit dem Halbblutprinzen rumschlug, in Liebesgefühlen versank(, die nicht ihr galten)

Nochmals erlebte sie den großen und letzten Kampf von Zauberern und Todessern.

Der Ausgang war fast erreicht, als vor ihrem inneren Auge ein besonderes Erinnerungsbild erschien. Eines, das aus dem letzten Jahr stammte und nicht die Abschlussprüfung, das Bekommen der Abschlüsse oder eine der Albernheiten, die sie mit Neville und Luna erlebt hatte war.

Sie sah ganz klar das Gesicht einer Person, die es einst geschafft hatte in ihr Freundschaft, Liebe und Hass aufeinmal auszulösen. Ihre Lippen bebten unkontrolliert als sie aus dem Saal rannte und auf die Brücke zustürmte. Ihre Schritte brachten den Steinboden zum zum Beben und einen Pfosten, an den sie ihren Kopf lehnte, auch. Sie setzte sich auf das Geländer, den Kopf gegen den Pfosten gepresst, und schaute ziellos in die Ferne. Aus ihrem Mund drang ein lauter Schmerzensschrei hinaus und sie presste sich, von kräftigem Weinen erschüttert, die Hände vor den Mund. Das Holz drückte gegen ihren Hinterkopf und sie ließ die Hände leblos auf den weichen Stoff des Kleides fallen. Weiche und warme Tränen kullerten aus ihren Augen und hinterließen unangenehm feuchte Spuren auf ihren Wangen. Aber die Wärme schwand aus den salzigen Wassertröpfchen und sie wurden hart und eisig. Es war so, als ob das kalte Metall eines Messers über Hermines Wangen streifen würde. Es schnitt tiefe Kerben in ihre Haut, floß über ihr Kinn, kitzelte sie unangenehm am Hals und landete auf ihren Händen, wo es wieder zu warmen Tränen wurde, die innerhalb kürzester Zeit verschwanden.

Ein schwummriger Nebel, der die ganze Umgebung bedeckte, zog auf und Hermine versank komplett in Erinnerungen. Es war so, als ob sie das letzte Jahr nochmal durchleben würde.

A hidden year (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt