VII-Zaubertränke und Malfoy

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Als Hermine am nächsten Morgen vor den Türen der Klassenräume stand, wusste sie bereits, dass es sich nicht um einen Traum oder eine Einbildung gehandelt hatte. Abseits der Schülermenge stand Draco Malfoy, die Bücher unter seinen Arm geklemmt, den Blick über die Köpfe seiner Mitschüler schweifen lassend. Man sah sofort, dass sich keiner der Schüler für ihn interessierte. Aus ihrer Klassenstufe hatten viele Malfoy vergessen oder mochten ihn einfach nicht. Mit großer Verwunderung stellte Hermine fest, dass selbst sein ehemaliges Gefolgshündchen Goyle nicht bei ihm war. Doch sie verspürte kein Mitleid oder ähnliches. Das alles hatte Malfoy sich selbst zu zuschreiben. Direkt neben der Tür, als weit von Malfoy entfent, erblickte sie Luna mit Neville und eilte zu ihnen.

"Ich kann es immer noch nicht fassen!", murmelte Neville aufgeregt und schielte kurz zu Malfoy rüber.

Dieser stand wie eine zu einer Salzsäule erstarrt und beobachtete die anderen. Tuschelnde Mädchen warfen ihm argwöhnische Blicke zu und vertieften sich wieder in ihre Gespräche. Jungs wuchtelten mit ihren Zauberstäben herum und erlegten unsichtbare Drachen. Ab und zu deutete die Spitze des einen oder anderen Zauberstabs in Draco's Richtung.

"Vielleicht hat er sich ja gebessert.", meinte Luna vage, aber Neville's und Hermine's eindeutiger Blick ließ sie aufgeben.

"Bevor er sich bessert, lernst du richtig auf einem Besen zu fliegen.", murrte Hermine und knuffte Neville in den Arm.

Neville wollte ihr einen leichten Schlag gegen den Bauch verpassen, aber dann hörte man die schweren Trippelschritte von Professor Paffel aus dem Gang ertönen und alle Schüler formierten sich zu einer ordentlichen Reihe vor dem Klassenzimmer. Der Lehrer schnaufte, als er nach langsamem Laufen vor den Schülern ankam. Schweißperlen waren auf seiner Stirn zu sehen und er tupfte sie sich mit einem geblümten Tüchlein, das er laut atmend aus seiner Hosentasche kramte, ab. Obwohl er verschwitzt war-jede Bewegung kostete den kleinen straffen Mann große Anstrengung und er hatte beim Frühstück mächtig zugeschlagen-wehte aus seiner Richtung stets dieser provozierende Duft von Blumen. Paffel lief auf Draco zu und breitete seine Arme aus.

"Schön sie endlich mal zu treffen, Mister Malfoy. Ich habe gehört sie seien ein ganz schlimmer Finger. Aber ein reinblütiger. Sagen sie, Mister Malfoy, mögen sie Blumen?", redete er auf den nicht begeistert schauenden Draco ein und schob ihn in die Klasse.

Draco hatte seit seiner Ankunft noch kein einziges Mal gesprochen und so war es für Hermine plötzlich überraschend seine raue Stimme zu hören. Sie war wie auch früher leise, rau und den anderen immer überlegen.

"Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Professor Paffel. Gegen Blumen habe ich nichts einzuwenden, aber meine größe Leidenschaft sind sie wohl nicht.", sagte Malfoy und hob, als Paffel entzückt aufschrie und zu dem Lehrertisch rüberging, spöttisch die Augenbrauen.

"Was war das eben?", zischte Luna, als die drei Freunde sich an ihrem Platz in der hintersten Reihe versammelten.

"Ich glaube Malfoy denkt, dass er den Lehrer um den Finger wickeln kann.", stellte Neville eine Vermutung an und Hermine gab ihm recht.

"Tja, leider ist Paffel da das perfekte Opfer für.", meinte sie und fing an die Tischplatte von Büchern und Kesseln freizuräumen.

"Wieso habe ich bloß Zaubertränke gewählt und wieso muss es immer in den ersten Stunden stattfinden?", fragte sie sich in ihren Gedanken und ließ einen Kessel laut polternd fallen.

Sie bückte sich um ihn zu holen, aber sie hielt mitten in der Bewegung inne.

Ihr kam eine unscheinbare Anmerkung von Paffel in den Kopf, die er in der letzten Stunde fallen ließ. Die meisten der Aufträge im Brauen von Zaubertränken waren Partnerarbeiten. Zu zweit. Da die Anzahl der Schüler in der Abschlussklasse aber ungrade war, gab es immer eine Dreiergruppe. Sie bestand immer aus Neville, Luna und Hermine. Paffel war dieses Grüppchen immer ein Dorn im Auge und so hatte Hermine ihm nicht zugehört, als er meinte, dass sie ab der nächsten Stunde gefälligst mit nur einem Partner zu arbeiten hatten. Sie hatte sogar gesagt, dass es gar nicht aufgehen könnte und es also immer eine Gruppe aus drei Personen geben musste. Paffel hatte nur abgewunken und sich von Hermine und ihren Freunden abgewandt.

Nun verstand sie die Bedeutung seiner Ankündigung. Neville, Luna und sie konnten kein Team mehr bilden, weil Malfoy wieder da war. Das wiederum bedeutete, dass einer von ihnen mit ihm arbeiten sollte.

Schnell hob Hermine den Kessel auf und wandte sich ihren Freunden zu, aber diese schauten bereits beschämt auf den Boden und Neville deutete mit einer Kopfbewegung zu Professor Paffel, der sich zu ihnen gesellte.

"Ich glaube ihr habt das schon mitbekommen, meine Lieben. Einer von euch wird sich von der Gruppe trennen und mit Mister Malfoy arbeiten.", bestätigte er und schaute sie abwartend an.

Luna und Neville schauten weiterhin auf den Boden und langsam verstand Hermine, was das zu bedeuten hatte.

"Also Miss Granger.", klatschte der Professor in die Hände und wies die Schüler damit zum Anfangen an. Es stand ein Feuertrank auf dem Plan und das Rezept war im Schulbuch aufgeschrieben.

"Dann machen sie sich mal an die Arbeit, hm?", trällerte er und schwebte nahezu zu seinem Tisch.

Hermine biss die Zähne zusammen und stellte mit energischen Bewegungen die Utensilien auf den Tisch. Mehrere Male fiel ihr was um, sie stellte es wieder auf und warf Neville und Luna einen verzweifelten Blick zu. Alle hatten schon die Zutaten vor ihnen liegen, als Hermine erst zum Schränkchen mit den getrockneten Kräutern und Blumen ging und dort nach Eisenblumen suchte. Malfoy war nicht zu sehen und Hermine war nicht enttäuscht deswegen. Sie legte die geholten Blumen auf das Schneidebrett und wolte ein Messer aus der Schublade holen, als sie ihre Nase beinahe gegen die von Draco stieß. Wütend rammte sie ihm den Ellbogen in die Seite und holte das Messer. Während Draco sie von der Seite anschaute und das Wasser erhitzte, schlug sie erbarmungslos mit dem Messer auf die zierlichen Blütenstängel ein und merkte zu spät, dass sie die ganzen Blumen zerstört hatte. Statt kleingeschnittenen Eisenblumenstängeln hatte sie einen zermatschten Klumpen vor ihr liegen. Draco's rechter Mundwinkel zuckte nach oben, als er Hermines Ergebnis sah.

"Die Blumen sehen....", er suchte nach dem passenden Wort und fand es einen Augenblick später, "püriert aus."

Aus seinem Mund klang selbst dieser, wahrscheinlich als Spaß gedachter, Spruch für Hermine wie eine versuchte Erniedrigung. Am liebsten hätte sie den pampigen Klumpen, der bereits silbern triefte, in Draco's Gesicht geschmiert, aber sie bemerkte entsetzt, dass die Zeit knapp war und sie noch nicht fertig waren. Sie imitierte ein abgehacktes Lachen und warf die Überreste der Blumen in das kochende Wasser. Ihr Finger glitt über das Papier und sie flüsterte leise die nächsten Zutaten. Draco war keine große Hilfe, denn er stand nur neben Hermine und rührte schweigend das Wasser, das dank der Blumenpampe bedrohlich silbern zu qualmen begann, um. Hermine warf ohne die genaueren Anweisungen zu befolgen eine Feuervogelfeder, eine Bambuswurzel, ein Stück der Eierschale eines Phönix und einen Kern der Blitzfrucht hinein. Der Trank qualmte noch mehr und fing an zischende Blasen in die Luft steigen zu lassen. Paffel lief von Tisch zu Tisch umher und ließ kurze Bemerkungen zu den Ergebnissen fallen.

"Was genau soll das sein, Miss Granger?", fragte er nur, als er bei Hermine ankam.

Sie lief rot an und fing an zu stammeln. Paffel schüttelte den Kopf und schritt zwischen den Schülertischen umher. Hermine wollte Draco ankeifen, aber plötzlich gab der Trank einen letzten Warnsignal und explodierte. Schwarzer Ruß flog durch die Luft und als die schwarze Wolke sich löste und einen Blick auf Hermine freigab, hörte man einzelne Lacher aus den Reihen. Hermine's Gesicht war mit schwarzem Ruß bedeckt und ihre Haare standen nach hinten ab. Draco Malfoy stand einige Schritte weiter und blickte sichtlich amüsiert drein. Ihn hatte es nicht erwischt. Hermine wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und wartete geduldig bis der Unterricht für beendet erklärt wurde. Dann rannte sie aus dem Klassenzimmer, um sich die schwarze Kruste aus dem Gesicht zu schrubben und der Blamage zu entkommen.

A hidden year (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt