»Eisiges Knistern« von @chapiter

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Gewinner*in des Wettbewerbs Feuer und Eis

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»Eisiges Knistern« von chapiter

»Eisiges Knistern« von chapiter

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Tag 1°

Was war gegen Schnee einzuwenden?
Kalten, sauberen Schnee wünschte ich mir. Der Dezember hingegen entschied sich, nass und kalt zu sein. Noch sieben Tage bis Weihnachten und Petrus schickte, zu unser aller Überraschung, Blitzeis und Eisregen.

Aus den Augenwinkeln sah ich einen jungen Mann in dunkelgrünen Turnschuhen, einer älteren Dame aufhelfen.

"Marie Glocke." Die selben Schuhe kamen neben mir zum Stehen. "Lass mich dir helfen!" Ohne meine Antwort abzuwarten, zog er mich hoch und bückte sich nach meiner Präsentationsmappe, die aus meiner Tasche geglitten war.

"Noel Nordmann, lass mich raten, warum du hier bist." Ich brauchte seine Hilfe nicht, genauso wenig wie seine Anwesenheit hier.

"Es gibt einen Preis für die richtige Antwort", lachte er herzlich und manövrierte mich über das Eis ins Gebäude.

"Es gibt einen, am Ende der Woche, den ich mitnehmen werde", gab ich bissig zurück und schüttelte die Wassertropfen von meiner Mappe. Verärgert über Hamburg's Winterwetter und seine Anwesenheit, stopfte ich sie zurück in meine Tasche.

Im Verlagsgebäude lief ich schneller als er und drängelte mich förmlich vor ihn an die Rezeption. Erster in allen Lebenslagen und Noel und ich hatten uns noch nie etwas geschenkt. Die letzten fünf Jahre an der Uni nicht und die nächsten sieben Tage würde das sich nicht ändern.

"Marie Glocke", kündigte ich mich an der Rezeption an.

"Wer?" fragte mich die Frau am Empfang und ich reichte ihr meinen Ausweis, den sie gelangweilt ansah und zurückgab.

"Noel Nordmann", begrüßte sie meinen Mitbewerber, noch bevor er etwas sagte. Er stellte seinen Kaffeepott ab und reichte ihr seine Hand über den Tresen.

"Emilie", grüßte er sie mit einem Blick auf ihr Namensschild. In mir zog es sich würgend zusammen, nicht nur wegen dem Schauspiel, was sich mir bot.

Bei Einer hier im Gebäude hatte er die Stelle schon gewonnen, stellte ich unruhig fest. Während er mit Charme und Güte gesegnet war, zeichnete mich Verbissenheit und Zielstrebigkeit aus.

Das hier war ein Konkurrenzkampf. Nettigkeiten führten mich nicht ans Ziel, hatten mich noch nie. Das Einzige, was ich kannte, war mich durchzubeißen.

Ich eilte zu Fahrstuhl. Erster am Arbeitsplatz war immerhin noch etwas, doch auch hier machte Noel mir einen Strich durch die Rechnung, als seine Hand die sich schließenden Fahrstuhltüren aufhielt.

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