22. Fallakte - Die gemeinsame Fahrt und das Aufkeimen zwischen ihnen

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[Eadweard Warther]

Gemeinsam mit Cenhelm stieg Eadweard in den Wagen, den er für den heutigen Abend organisiert hatte. Ein schlichtes Gefährt, das einzig dem Zweck diente, sie zum Adora Ärztetreffen zu fahren und abzuholen. Normalerweise hätte er Milton nach einem Fahrer gefragt, aber nach ihrem letzten Gespräch wollte er nicht mit einer derartigen Bitte ankommen. Mit anderen Worten, er musste Geld auf den Tisch legen. Nicht, dass er Geldsorgen besäße, aber es wäre niemals schlecht, sparsam zu sein.

Der Detektiv öffnete ihm die Wagentür, damit er sich setzen konnte. Warthers Blick musterte seinen Nachbarn. Entgegen seiner Erwartungen gab es nichts an seinem Aussehen zu meckern. Die grüne Krawatte war ordentlich gebunden und der dunkelgraue Anzug lag perfekt. Offensichtlich war er maßgeschneidert. Selbst seine Haare hatte er gezähmt. Normalerweise standen sie unordentlich in alle Richtungen. Heute trug er sie zurückgekämmt, wenngleich sie ihren Biss nicht vollständig verloren hatten.

Sobald Cenhelm neben ihm Platz gefunden hatte, fuhr der Wagen los. Die hinteren Sitze waren vom Fahrerplatz abgedämmt, sodass sie ein gewisses Maß an Privatsphäre besaßen. Wenngleich nicht vollständig.

»Sie sind nervös«, bemerkte Eadweard und stützte seine Hand am Scheibenrand ab. Die erhöhte Geschwindigkeit seines Atems hatte ihn verraten.

Cenhelm kratzte sich an der Wange. »Verzeihen Sie, aber ich habe diesen Tag sehnlichst herbeigewünscht.«

»Eine Übertreibung.« Eadweard kreuzte die Beine und betrachtete seine Begleitung durch die Reflexion der Fensterscheibe. Draußen war es bereits dunkel geworden. Lediglich das Licht der Laternen erleuchtete die Straßen. In den letzten Tagen hatte es geschneit und Adora war mit einem weißen Mantel bedeckt worden.

»Niemals. Nicht, wenn Sie so umwerfend aussehen.« Eadweard konnte das Grinsen in Cenhelms Stimme vernehmen. Warum hatte er sich darauf eingelassen? Auf der anderen Seite war die Situation aufgrund seiner Provokation entstanden. Das Kürzel V war das schlechte Pseudonym, das er sich kurzerhand zusammengebastelt hatte. Aber es ging nicht um seinen Namen, geschweige wie kreativ dieser sei. Es ging darum, Cenhelm einen Fall zu präsentieren, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Tatsächlich empfand er ein Gefühl der Nervosität. Er wollte seinen Nachbarn nicht enttäuschen. Sollten ihn die kommenden Ereignisse langweilen, wüsste er nicht, wie er darauf reagieren sollte. Es musste gelingen. Es würde gelingen.

Der Detektiv brummte. »Wozu das ernste Gesicht? Wenn Sie weiter Ihre Stirn runzeln, bekommen Sie Falten.« Er beugte sich zu ihm herüber und tippte gegen einen Punkt zwischen seinen Augenbrauen. Eadweard blinzelte. Cenhelm lachte, dann schlug er seine Hand weg.

»Weil ich Ihnen mit Falten missfallen würde?« Obwohl er geplant hatte, Cenhelm auf einem anderen Wege Zugang zum Adora Ärztetreffen zu bieten, es könnte schlechter sein. Ihn jetzt an seiner Seite zu sehen, war ein sonderbares Gefühl. Nie war er in einer festen Partnerschaft gewesen. Um ehrlich sein, wusste er nicht, wie er darüber denken sollte. Er wusste, dass es schwierig wäre, eine Beziehung mit Herrn Murth einzugehen. Insbesondere weil Ead die Nacht verkörperte. Cenhelm dagegen strahlte unfassbar hell. Das Licht der Gerechtigkeit, was für die Bewohner Adoras kämpfte. Sie könnten sich nicht mehr gleichen und dabei so sehr unterscheiden. Wenn Cenhelm wüsste, dass er ein Mörder war, würde seine Liebe verschwinden. Der Detektiv war verrückt, aber nicht verrückt genug, um ein Monster zu lieben. Wer könnte es ihm verübeln? Aber obwohl er den Ausgang kannte, hatte er dem Vorschlag zugestimmt. Vielleicht musste er sich eingestehen, dass er Cenhelm zu nah gekommen war. Dass er sich geöffnet hatte, wenn nur ein kleines bisschen. Für den Zeitpunkt war es gut. Das war es wirklich, aber die Zukunft würde Schmerz bringen. Dessen war er sich sicher. Falls der Tag kommen sollte, an dem der Vorhang fiel, so sollte Cenhelm ihm das Leben nehmen. Lieber tot durch die Hand seines Gegenspielers, als lebend im Gefängnis. Es war besser mit einem Knall zu gehen, als langsam zu verblassen.

MORSWhere stories live. Discover now