Kapitel 68

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Ich hatte nicht einmal Zeit mich wieder aufzurichten, da hat er sich schon wieder zu mir runtergebeugt und unsere Lippen wieder vereint.
„Du gehörst jetzt nur mir"- Und es gefiel mir...
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Ich war wieder in „meinem" Zimmer und lag auf dem Bett.

In Gedanken lies ich immer und immer wieder den Tag review passieren und immer wieder blieb ich an der Stelle mit Aiden auf dem Kies hängen.

Es war schön.
Nein, es war mehr als schön.
Es war einfach unbeschreiblich.

Aber jetzt sitze ich wieder hier, im Schneidersitz auf dem Bett und betrachte den Sonnenuntergang.
Die Tür ist abgeschlossen und ich bin alleine.

Gedanken um Gedanken fliegen in der Luft.

Mein Bruder ist mir hier so nah wie schon lange nicht mehr, dieses Haus kenne ich von irgendwoher und alles ist irgendwie vertraut und doch so fremd wie nie zuvor.

Noch jetzt sehe ich seine Augen, als sie mich wahrnahmen.
So viele Gefühle waren zu sehen, aber er ließ keines heraus.
Er war kühl, eiskalt.

Aber warum? Warum mir gegenüber.
Wir waren früher das perfekte Team.
Ich kannte ihn.

Ich kannte ihn in und auswendig, seine Stärken und auch seine Schwächen, aber jetzt erkenne ich ihn nicht einmal mehr wieder.
Es ist als wäre er ein neuer Mensch.

Ich kenne ihn nicht mehr und ich will es auch nicht mehr.

Ich sah mich in dem Raum um.
Er hat sich innerhalb der letzen Stunden nicht verändert.
Seufzend schmiss ich mich auf den Rücken in die weichen Kissen und schloss die Augen.

Ich legte eine Hand auf mein Herz und lauschte dem Pochen.
Es war gleichmäßig und taktvoll.

Und wieder schweiften meine Gedanken zu Aiden.
Dieser Junge macht mich verrückt.
Seine Augen, seien Haare, sein Lächeln, seine Lippen, die ich wieder auf meinen spüren möchte, die Wäre dir er mir gibt wenn er auch nur lacht oder in meiner nähe ist.

Die Sonne war jetzt fast untergegangen und der ganze Raum war in einem Rot/Orangeton erstrahlt.
Es sah wunderschön aus.
Ich lief zum Schreibtisch und begutachtete es aus dem Fenster heraus.

Was Kim und die Anderen wohl machen?
Ob sie schon nach mir suchen?
Oder es komplett aufgegeben hatten?

Ein leises Räuspern holte mich aus meinen Gedanken zurück und blitzschnell drehte ich mich zu der Person um. Ich hatte nicht bemerkt wie sie Tür geöffnet wurde.

Luca stand hinter mir, beide Hände in den Hosentaschen und dem Blick an mir vorbei aus dem Fenster.

„Ist es heute nicht besonders schön?"- Er sah mich nicht an, als er die Worte ausgesprochen hatte.

„Was willst du"-Sofort kamen alle Erinnerungen mit ihm in mein Gedächtnis.
Alles wiederholte sich mit einem Schlag.

Wie ich früher mit ihm gelacht habe.
Wie er einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben wurde.
Wie ich mich bei ihm beschwert hatte, als Frau Koch mich wieder mal erwischt hatte und ich wieder mal für eine Woche Küchendienst hatte.
Wie er mich nach meinem ersten Kuss mit Tyler Willson in der 6. Klasse getröstet hatte weil es nur eine blöde Wette war.
Wie ich geheult hatte, als er nicht mehr da war.

Und jetzt sehe ich ihn hier vor mir und er ist auf die andere Seite gewechselt.
Er hintergeht die Angels.
Er hintergeht seinen eigenen Vater, seine wahre Familie, mich.

Nur schwer halte ich meine mittlerweile ins Auge gestiegen Tränen zurück, wischte sie aber schlussendlich entschlossen weg und sah wieder zu ihm.

Auch er sah mich mittlerweile an.

„Was willst du Luca?"- Ich sprach seinen Namen mit so viel Hass wie nur je möglich aus und es schmerzte.

„Ich will es dir erklären"-Seine Stimme war sanft und weich. Wie als würde er eine Blume halten die nicht knicken soll.

„Wieso? Du gehörst jetzt zu den Blacks, hintergehst deine eigene Familie! Woher in Gottes Namen soll ich wissen dass du mich nicht wieder anlügst?"- Und ich schaffte es doch nicht, eine Träne lief mir über die Wange.

Er hob die Hand, doch ich schlug sie weg und wischte mit meinem Ärmel über meine Wange.

„Vertrauen"- Das war unsere Sache.
Er sagte nur dieses Wort.
Es war unser Wort.
Wir waren der Inbegriff von Vertrauen.
Die Definition.

Wir waren ein Team, nichts ging ohne den Anderen, aber diese Sache wohl schon.

„Warum"- Mehr konnte ich nicht sagen.

„Da steckt so viel hinter Kleine"- Er ging an mir vorbei und setze sich aufs Bett. 
Kleine, so nannte er mich seitdem wir uns kannten.

„Dann fang an!"-Verlang ich und lehnte mich an den Schreibtisch, während er es sich im Bett gemütlich machte.

„Es ist alles so kompliziert und du wirst mich wohl nach allem was ich sagen werde mit anderen Augen sehen, aber ich bitte dich Sina, ich bin kein anderer Mensch, als so wie du mich kennst. Ich bin immer noch ich..."-Er macht mir Angst.
Will ich überhaupt die Wahrheit wissen, wenn er denkt, dass ich ihn danach nicht mehr in die Augen sehen könnte?
Ist es so schmerzhaft?

Er Atmete tief ein und fing an zu erzählen.

„Weißt du noch, wie alles begann? Wie deine Familie war, als alles noch gut war und dann Hals über Kopf alles auf einmal schief ging?
Ich kenne deine Geschichte Sina, ich kenne alles was dir wiederfanden ist und ich bin wohl auch Teil davon, warum alles so kam wie es kam.
Weißt du noch, als dein Bruder sich eines Tages von dir verabschieden musste? Da war es eigentlich schon zu spät.
Da war alles schon zu spät.
Dein Bruder hatte schon früh Stress mit ein paar unangenehme Leuten, sie wollten ihn Tod sehen.
Sie wollten ihn leiden sehen.
Und wie greift man am besten jemanden an, ohne ihn anzugreifen?"-Er stoppte und sah mir in die Augen.

„Die Familie"- Hauchte ich und er nickte leicht.

„Genau, er wollte euch alle in Sicherheit sehen, aber auch als er weg war hat er nicht aufgehört das zu machen, was ihn so in Gefahr brachte.
Und dann kam es, wie es kam."

„Der Unfall??"-Ich riss die Augen auf und mein Atem stockte.

„Ja, der Unfall war von vorne hinein geplant und das von...v-von"- Er stockte mitten im Satz.

„Von wem Luca?!"- Ich wollte es wissen.
Ich stieß mich vom Schreibtisch ab und kam einige Schritte auf in zu.
Er hatte sich mittlerweile auch vom Bett erhoben und ich stand nun direkt vor ihm.
Seine Hände lagen auf einen Oberarmen  und er sah mich eindringlich an.

Ich glaube es schon zu wissen, aber ich wollte es aus seinem Mund hören.

„Von meinem Dad..."- Ich schloss die Augen.
Das kann doch nicht, und ein weiteres mal bricht ein Teil meiner Welt zusammen.
Genauso wie ich....

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So meine Lieben m,
Sina weiß jetzt schon mal mehr, aber immer noch nicht alles. Wie wird sie wohl reagieren wenn sie aufwacht?
Was wohl noch alles dahinter steckt?

Lasst gerne etwas Liebe da 🤭
~bsgt💞

𝐆𝐚𝐧𝐠-𝐠𝐢𝐫𝐥 𝐚𝐝𝐨𝐩𝐭𝐢𝐞𝐫𝐭         „𝐆𝐚𝐧𝐠𝐬"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt