8. Kapitel

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Pov Kim

Mein Blick änderte sich von „Sauer" zu „WILLST DU MICH VERARSCHEN?!". Ich verschränkte misstrauisch meine Arme. Tao fucking Nakamura hatte draußen geschlafen, eigentlich hätte ich in diesem Moment anfangen müssen zu lachen. Der Junge, der sich zu eitel war mit offenen Fenster zu schlafen, da ja sonst eine Motte oder ähnliches in sein Zimmer kommen könnte.

„Lüg mich nicht an Tao."

„Ich lüge nicht." sagte er monoton, während er in sein Zimmer ging. „Kommst du mit frühstücken?" Ich klimperte extra stark mit meinen Wimpern, bei den Anderen hatte das immer geklappt, doch nicht bei ihm. Weiterhin desinteressiert entgegnete er mir ein knappes „Nein." und schneller, als ich schauen konnte stand ich erneut vor verschlossener Tür. Ich klopfte an diese, aber Tao juckte das kein bisschen.

Es machte mich verrückt. Warum merkte er nicht, wie sehr ich ihn mochte. So sehr vermisste ich die alten Zeiten. Als Tao hier frisch im Wohnheim war, da zeigte ich ihm alles. Wir hatten richtig viel Spaß, lachten, machten Dummheit, gingen durch dick und dünn. Kurz gesagt, alles war einfach irgendwie besser. In der Zeit bildeten sich die Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich fing an ihn zu lieben, mehr als einen guten Freund, doch er ließ mich immer wieder abblitzen und ich wusste nicht mal, ob es bewusst oder unterbewusst war. Zwischendurch dachte ich, dass Tao in einer Beziehung war, aber das war er nicht, noch nie und wenn ich so darüber nachdachte, hatte er sich nicht mal mit jemanden geknutscht.

Am meistens vermisste ich die Momente, wenn es gewitterte, dass mochte ich schon als Baby nicht und auf der Insel war ein Gewitter noch schlimmer, als auf dem Festland. Ich hatte ihn dann immer geschrieben, ob ich zu ihm könne und so lagen wir dann gemeinsam die ganze Nacht da. Er erzählte immer irgendwelche sinnlose Sachen, die mich zum Lachen brachten und mich ablenken sollten. Das konnte er gut, mega gut, aber über die Jahre distanzierte er sich immer mehr, was mir mittlerweile zu denken gab.

Pov Tao

Ich überhörte das Klopfen von Kim gekonnt, während ich mich in mein Bett fallen ließ, was nicht mal ansatzweise so bequem war, wie das von Cho und schon wieder kreisten meine Gedanken um den Asiaten. Was war da gestern Abend passiert? Ist überhaupt was passiert? Warum gefiel es mir so viel besser, so aufzuwachen?

Ich seufzte stark auf und fuhr mir durchs Gesicht. Mein Kopf drehte sich immer noch leicht und mein Magen wäre gar nicht bereit gewesen für Frühstück. Langsam setzte ich mich wieder auf, starrte einige Minuten das leere Bett an und überlegte, was jetzt am Sinnvollsten wäre. Weitere Minuten vergangen und ich beschloss eine Aspirin zu nehmen. Gesagt, getan! Anschließend wechselte ich meine klebrige Hose gegen eine Saubere.

Vorsichtig sah ich aus meinem Zimmer um sicher zu gehen, dass Kim nicht mehr vor diesem stehen würde und tatsächlich war sie weg. Ein Glück. In Richtung der Kantine hörte ich schon Gejubel. Alle brüllten sie sowas wie „Kloppe! Kloppe!" Unbemerkt versuchte ich mich an den Rand der Menschenmenge zu stellen. Ich wollte wissen wer heute das Opfer war.

Pov Cho

Bevor der Unterricht begann, wollten Maik und ich noch schnell eine Kleinigkeit aus der Kantine holen. Weit kamen wir nicht, da wir von Tao's Freundesgruppe rum geschubst wurden.

„Na du Partykanone, hat es dir gestern gefallen?" fragte einer von ihnen. Schweigend versuchte ich stehen zu bleiben, um nicht zu Boden zu fallen. Maik lag schon und versuchte verzweifelt sein Gesicht zu schützen. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit lag ich dann neben meinem besten Freund und ehe ich mich versah, tritt der Erste mir in die Magengrube. Schnell bildete sich ein Kreis aus Leuten, die die Show „genießen" wollten.

Wie immer jubelten sie stark. Plötzlich nahmen mich 2 von den Jungs an jeweils einer Seite und hielten mich fest, ein weiterer benutzte meinen Körper als Boxsack. „Ey Tao komm her!" hörte ich plötzlich.

Pov Tao

Die Menge machte Platz und so war ich gezwungen zu ihnen zu gehen. Ich schlug mit den Jungs ein, zumindest mit denen, die gerade nicht beschäftigt waren.

„Komm schon, ich weiß wie gerne du ihm einen reinschlagen würdest." Achja? Wusstest du das? Denn ich wusste es nicht.

Die ganze Masse an Menschen feuerte mich an. Innerlich seufzte ich, stellte mich vor Cho, holte aus und... Und sah ihm in die Augen, wieder kamen viele Unsicherheiten in mir hervor. Wie in Trance blieb ich so stehen und erinnerte mich an einen Moment.

Es war in der 3. Klasse, genauso wie er jetzt da hing, hing ich auch in so einer Situation. Ich wusste nicht wirklich was los war, habe mich so schwach und ängstlich gefühlt, hatte geweint und mich versucht zu wehren.

„Tao?" einer der Jungs klopfte mir auf die Schulter. „Komm schlag zu, du weißt doch wie das geht." Ich schluckte, denn in diesem Moment wusste ich das nicht, es war als wäre es mir entfallen. Der Druck, welcher von außen aufgebaut wurde, verstärkte sich und so schlug ich das erste Mal sehr unsicher, das zweite Mal sicherer und das dritte Mal so, als wäre nie etwas passiert. Cho wimmerte und sein ängstliches Schluchzen brannte sich in mein Gehirn. Noch ein weiteres Mal schlug ich zu, dann hörten wir das Klingeln, was uns signalisierte, dass wir zum Unterricht mussten.

Cho wurde grob zu Boden gestoßen und alle sagten mir wie gut ich doch sei oder lachten die Beiden, die auf dem Boden lagen, aus.

Pov Cho

Wieder erkannte ich eine starke Unsicherheit in seinen Augen, so als würde ich etwas in ihm triggern. Viel Zeit blieb mir nicht darüber nachzudenken, da sie Maik ziemlich schlimm zugerichtet hatten.

Seine Brille lag zertreten neben ihm auf dem Boden und auch sein Gesicht zeigte schon jetzt deutliche Schwellungen. Ich wischte mir die aufkommenden Tränen weg und beugte mich über Maik. „Maik? Hey? Hörst du mich?" Ich wusste, dass er ohne seine Brille so gut, wie nichts sehen würde. Er atmete sehr flach, nickte dann kaum merkbar.

Nach vielen Minuten, hatte ich unsere Sachen zusammen gesucht und ihm aufgeholfen. Ich stützte ihn und brachte ihn ins Krankenzimmer.

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