11. Kapitel

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Pov: Tao

Unser Sportlehrer namens Wagenberg, bei dem sich keiner so richtig sicher war, ob der ein Leben außerhalb seines Berufes hatte oder in der Schule schlief, trommelte schon am Anfang der Stunde alle zusammen in eine Reihe.

Gerade hatte ich mich noch zu Kim gestellt, die aber mit den Mädchen zusammen und einer viel angenehmeren Sportlehrerin hatte. Sie musterte mich während des gesamten Gespräches immer wieder, wobei ihre nachgetuschten Lider etwas hervortraten, als würde sie mir am liebsten in die Seele schauen.
Wahrscheinlich inspizierte sie die dunklen Ringe unter meinen Augen, welche durch die kurze Heulerei in der Umkleide entstanden war, sowie die getrockneten Tränen in den Winkeln.
Sie sagte aber, zu meinem Erleichtern, nichts, wodurch ich auch nichts erklären, bzw über lügen musste.

Ich war sehr spät erst in der provisorischen Reihe aus 12. Klässler-Jungen, wodurch sich auf Wagenbergs Stirn eine breite Falte bildete.
Als ich mich umdrehte, sah ich allerdings, dass ich doch nicht der Letzte gewesen war.
Ein anderer Junge aus unserer Freundesgruppe: groß, roch immer nach Zigarettenrauch und mit pinkem Buzzcut, war noch damit beschäftigt, seine Freundin abzulenken. Das schönste Mädchen aus unserem Jahrgang, nach Kim natürlich.

„Wird's heute noch?!", schrie der Lehrer und als Strafe wurde der Junge dann vor zu ihm geholt. Zwei Arschlöcher auf einem Haufen. Er musste zur Entschädigung 50 Kniebeugen machen, wir nur 10. Ich war zwar stark genug dafür, schwur mir allerdings auch gleichzeitig, niemals länger zu brauchen, denn es war eine Demütigung neben diesem vulgären Trillerpfeifenmann zu stehen.

„So meine Lieben, ich habe entschieden, dass wir mit Ausdauer anfangen werden. Heute sehen wir erstmal, wer von euch darin am besten ist und daran orientiert sich auch eure Bewertung.", kündigte er an und bevor wir das durchdenken konnten wurde schon gepfiffen und alle begannen Ovale in der Halle zu rennen.

Ausdauer war eine meiner Lieblingsdisziplinen, worin ich richtig gut war, deswegen konnte ich mich darüber auch nicht beschweren.
Es brauchte ja nicht viel mehr, als Selbstbeherrschung und eine gleichmäßige Atmung.
Den Anderen schien es jedoch nicht so leicht zu fallen, denn schon nach 10 Minuten begannen manche zu schwanken, andere zu laufen.

„Ihr seit alle raus, setzt euch auf die Bank!

Pov: Chowa

Ausdauertraining war die schlimmste von allen Sportaufgaben und das mochte schon etwas heißen. Nach zwei Runden bekam ich schon Seitenstechen und hing absolut hinterher.
Da Maik nicht da war, der jetzt mit Sicherheit schon mindestens 2 Asthmaanfälle bekommen hätte, war ich einer der Schlechtesten, wie erwartet.

Es waren unendlich lange 12 Minuten vergangen, fünf Leute saßen schon auf der Bank und die Gruppe unschlagbarer Jungs überrundeten mich erneut. „Gib auf, Kleiner!", rief eine Tonne auf Zahnstochern, bei der ich nicht verstehen konnte, wie sie so schnell lief. Bei jedem Schritt wackelte der Boden und trotzdem kam der Junge ohne Probleme durch.

Ich war schon so am Ende, das ich hin und her taumelte und in den nächsten Metern langsamer wurde, bis ich auf meine Knie sackte und die Tränen in meinen Augenwinkeln unterdrücken musste. Es ging nicht mehr anders.

Genau in dem Moment kam der Buzzcut Typ mit übertriebenen Armbewegungen angerannt, passte anscheinend nicht auf- vielleicht war er in Gedanken bei der Pussy seiner Freundin, ich hatte das nie erfahren- und fiel plötzlich hart über mich drüber. Zusammen sackten wir auf den Boden und ich realisierte absolut nicht, was passierte.
Die Schritte auf dem billigen Laminat, auf welchem ich jetzt mit meiner Wange lag, wurden langsamer und hörten auf zu vibrieren. Die Meute musste stehengeblieben sein. 

„Verdammt, was machst du da?!", schrie der große Junge und stand tatsächlich unverletzt auf, während mein Kopf noch dröhnte. „Du bist ja selbst zum Ficken zu blöd, du Vollidiot!" Seine Stimme war kratzig und wütend, während ich zusah wie er auf mich zu rannte und ausholte, um mir ordentlich eine zu verpassen.
Ich hatte es wohl verdient, deswegen stand Wagenberg auch nur an der Seite und beobachtete unauffällig die Mädchen auf der anderen Seite der Turnhalle.

Abwartend hielt ich mir die Hände vors Gesicht, bereit geschlagen zu werden. Die Wahrscheinlichkeit mit einem blauem Auge davonzukommen war hoch, denn es schauten zwar alle zu aber ich wusste, das mein Gegenüber erschöpft war, schwitze und wahrscheinlich eh nicht mit voller Kraft schlagen konnte.

Zu meiner Überraschung passierte nichts. Überhaupt nichts.

Pov: Tao

Wir alle schauten dem Getue zu, als wäre es das Normalste auf der Welt. Keiner zuckte, wenn dann vor Freude. Niemand redete, außer zu Wetten wie Chowa enden würde. Die meisten tippten auf krankenhausreif, der andere Teil beteuerten auf halbtot.

In meinem Magen verkrampfte sich etwas, als ich entdeckte wie hilflos Cho da lag und vor meinem inneren Auge spielte sich ab, wie er immer wieder zusammengeschlagen werden würde, vielleicht sogar ein paar Jungs einsteigen würden. Ich wollte nicht, dass sie ihm wehtaten..

Nun hatten sich auch die Mädchen auf Zehenspitzen gestellt um mitzubekommen, was geschehen würde.

Bevor Stanley allerdings bei dem liegenden Asiaten angekommen war mischte ich mich ein, schnappte ihn am Kragen und lief ein paar Meter weg von dem Geschehen. „Beruhig dich, verdammt. Willst du jetzt deine ganze Energie wegen diesem dummen Lauch vergeuden? Das war ein Fehler, er wird sich entschuldigen."
Erschrocken sah er zu mir auf, sein Kopf hochrot und Ähnlichkeit mit seiner Haarfarbe, doch dann atmete er durch und nickte schließlich. „Er ist es nicht wert, du hast so recht."

Wagenberg pfiff schon wieder.
Ein bisschen spät, was?
„Geht euch umziehen, Jungs. Schluss für heute!", rief er und sofort stürmte unsere Klasse in Wellenbewegungen hinaus in die Umkleiden. Natürlich, sie wollten entweder mehr Pause haben, noch etwas lernen, sich befummeln oder einfach raus aus diesem furchtbaren Raum. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, doch trotzdem blieb ich stehen bis keiner mehr übrig war und lief zu Cho, welcher verdutzt da saß und sich am Kopf kratzte, sicherlich aus Schock.
Seine großen, glubschigen Augen starrten zu mir hoch. „Wieso hast du das getan? Sie hätten dich verurteilen können."
Als ich bemerkte, wie er sicherlich nicht allein aufstehen konnte, hielt ich ihm meine Hand hin, die er zögernd nahm.
„Eine Hand wäscht die andere, Liebes. Du hast mich ja auch vor deiner Mutter verteidigt und in deinem Bett schlafen lassen.."

Pov: Cho

Wow, das fiel ihm ja besonders früh ein. Am liebsten hätte ich auf der Stelle losgelacht, aber mein Magen schmerzte und ich würde mich dann bestimmt übergeben müssen. „Danke.."

forever and beyond Where stories live. Discover now