1. Willkommen Zuhause Paula

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"Hey, alles gut bei dir?" hörte ich Totos Stimme und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich nickte leicht und wand mich vom Fenster ab und schaute ihm nun ins Gesicht. "Es ist alles sehr ungewohnt, aber ja, ich denke, es ist alles gut" hörte ich mich leise flüstern. "Das wird schon irgendwie alles werden." seufzte Toto und ich nickte. Es war auch für ihn nicht leicht. Er sah einfach nur fertig aus. "Ich weiß, dass Marie nie gut über mich geredet hat. Ich hoffe, dass du dir ein eigenes Bild von uns als Familie bildest." er lächelte mich leicht an und schaute dann wieder auf die Straße. "Ich weiß, dass du Kontakt zu uns gesucht hast. Ich habe die Briefe von dir in einem Karton gefunden" flüsterte ich und Toto sah mich überrascht an. "Du hast sie gelesen?" fragte er mich überrascht. "Ja naja...nicht alle, aber ein paar. Irgendwann hat sich die Geschichte irgendwie wiederholt" schmunzelte ich leicht. "Ich wollte halt einfach nicht aufgeben" versuchte er sich zu erklären. "Du hast es trotzdem getan" murmelte ich und er nickte. "Weißt du, ich habe es immer versucht, mit ihr zu reden. Da warst du noch nicht mal auf der Welt. Irgendwann hat es zu sehr geschmerzt. Ich meine, wir haben von dir erfahren, da warst du schon 2 Jahre alt." also ich dazu nichts sagte, fuhr Toto weiter. "Wir haben nur von dir erfahren, weil deine Mutter sich bei deiner Oma gemeldet hat." Ich unterbrach ihn darauf hin. "Wegen meiner Niere?" fragte ich und er nickte darauf hin. Ich kann mich zwar daran nicht mehr erinnern, aber meine Mutter hatte es mir irgendwann erzählt, als ich sie gefragt habe, woher ich diese Narbe habe. Ich hab zwar nicht viel herausbekommen, aber ich wusste das die Niere von jemanden aus meiner Familie stammte. "Weißt du, wer dir die Niere gespendet hat?" fragte er und ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, sie wurde sauer, wenn ich sie darauf angesprochen habe. Irgendwann hab ich es sein lassen." Es tat weh, darüber zu sprechen, aber gleichzeitig fühlte es sich so gut an. Er nickte darauf hin nur. "Weißt du schon, ob du mich nach Bahrain begleiten möchtest?" lenkte er plötzlich vom Thema ab. Aber ich ging darauf ein. Vielleicht schmerzte ihm die Erinnerung daran zu sehr. "Ich bin mir nicht so sicher, störe ich da nicht?" fragte ich unsicher. Ich meine, ich habe meinen Onkel noch nie in meinen Leben live gesehen, geschweige Kontakt zu ihm gehabt. Wäre es da nicht komisch, ihm um die halbe Welt zu begleiten? Wiederum wäre es die perfekte Möglichkeit, ihn kennenzulernen. "Ich würde es dir nicht anbieten, wenn ich es nicht ernst meinen würde. Das ganze Team ist schon ganz aufgeregt, weil sie hoffen dich kennenzulernen." lachte er leicht. Er hat über mich gesprochen? Das hätte ich niemals gedacht. Er schien mein überraschtes Gesicht gesehen zu haben und lachte gleich etwas mehr. "Ja, die alle wissen ganz genau, dass du heute hier gelandet bist" fügte er schmunzelnd hinzu. "Wieso?" fragte ich nur überrascht. Ich checke es einfach nicht. "Weißt du, wir bei Mercedes sind eine ganz große Familie. Wir stehen uns bei und halten alle zueinander. Die haben sofort bemerkt, dass irgendwas nicht mit mir stimmt. Susie war auch nicht unbedingt bei der Sache. Von daher wussten sie das es nicht nur Arbeitstechnisch was sein kann." Susie war seine Frau und arbeitet auch bei Mercedes im Büro, dies erklärte er mir vor einer Woche schon am Telefon. "Vielleicht lerne ich es ja dann mal kennen, wie es ist eine waschechte Familie zu haben" meinte ich eigentlich Scherz-mäßig, aber Toto sah mich Traurig von der Seite an.

"Du hast es mit Marie nicht einfach gehabt oder?" fragte er mich leise und ich nickte leicht. "Wie soll es einem ergehen, wenn die eigene Mutter dich behandelt, als wärst du ein Fremder" gab ich etwas schroffer zurück als gewollt. "Es tut mir leid Paula...ich hätte dich damals einfach zu mir holen sollen als ich die Chance dazu hatte" seufzte er und ich zuckte nur mit meinen Schultern. "Man kann es nicht mehr ändern. Also wieso sich darüber jetzt den Kopf zerbrechen." murmelte ich und sah wieder aus dem Fenster. Ich bin vor knapp einer Stunde in der Schweiz gelandet und gerade sind wir auf dem Weg nach Ermatingen wo mein Onkel lebt. Ich war in meinem Leben vorher noch nie in der Schweiz, ich war mein Leben lang nur an einem Ort gewesen, und zwar Berlin. "Möchtest du über deine Mutter reden oder wie es dir ergangen ist? Ich weiß ehrlich gesagt nicht viel" man merkte es Toto an, dass es ihm unangenehm ist. "Es muss dir nicht peinlich sein. Du weißt, das wichtigste, das reicht. Ich will darüber ehrlich gesagt nicht reden." Da mir die Tränen hochgeschossen kamen, schaute ich schnell aus dem Fenster. "Ich hoffe, dass du mir irgendwann genug vertraust" gab er liebevoll von sich. Ich schloss meine Augen und versuchte meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Wieso muss er so Fucking liebevoll sein? Ich meine, ich darf ihm nicht sauer sein...woher soll er wissen, dass ich mit zu vielen Gefühlen nicht klarkomme. Komm schon Paula du darfst nicht Flüchten, das hier ist Familie...oder soll es irgendwann werden. Kann man es mit 20 Jahren noch lernen oder ist es da schon zu spät? "Danke das ich bei euch Wohnen darf" flüsterte ich nach 10 Minuten. "Hey, wir lassen dich nicht alleine. Klar du hättest dir auch eine Wohnung in Berlin nehmen können, aber wir sind sehr dankbar, dass wir die Chance bekommen dich kennenzulernen. Du kannst so lange bleiben wie du möchtest. Ich denke, wir sollten das alle als Neustart sehen" er lächelte mich sanft an und ich nickte. "Es hat sich einfach richtig angefühlt in die Schweiz zu kommen." gab ich zu. Ich habe ewig mit mir gehadert, ob ich Toto anrufen soll oder nicht. Irgendwann hat die Neugierde und die Angst alleine zu sein gewonnen. "Was hast du jetzt eigentlich vor? Möchtest du Studieren oder wie sieht es aus? Oder hast du eine Ausbildung abgeschlossen? " fragte er mich neugierig. "Ich habe eine Ausbildung als Verkäuferin abgeschlossen" erklärte ich ihm etwas peinlich berührt. Immerhin ist er Toto Wolff Investor bei Mercedes und Teamchef von dem Mercedes Formel 1 Team. Als ich es vor einer Woche erfahren habe, was er beruflich machte, wurde ich etwas unsicher, ob ich mich wirklich darauf einlassen soll. Aber wie man sieht, sitze ich gerade in seinem Auto und bin auf dem Weg zu seiner Familie. "Wieso ist es dir Peinlich?" fragte er verwirrt. Hat man es mir gerade so sehr angemerkt? "Naja du bist Toto Wolff Investor bei Mercedes und Teamchef vom Mercedes Formel 1 Team" sprach ich meine Gedanken von eben aus und Toto lachte darauf hin kurz auf. "Das ist auch nur ein Job Paula." ich schaute ihn ungläubig von der Seite an. "Das meinst du gerade nicht ernsthaft oder?" fragte ich leicht geschockt und Toto lachte darauf hin nur noch mehr. "Paula, das meine ich mehr als ernst. Außerdem ist es doch cool. Wenn du wirklich mit uns mitkommen möchtest, finden wir bestimmt einen Platz für dich im Team. Wir haben ja immer ein kleiner Shop an der Strecke" lächelte er mich begeistert an und dies brachte mich leicht zum Lachen. "Zudem bekommen wir dann vielleicht den Gedanken aus dir raus, dass du ein Laster für uns bist. Ich bin sehr dankbar, meine Nichte jetzt bei mir zu haben. Anders als Marie bin ich ein sehr großer Familienmensch" er lächelte mich schief ein, weil er selber merkte, dass der letzte Satz etwas unangebracht war. "Ich glaube, wir sollten uns langsam ran tasten." holte ich ihn wieder zurück in die Realität. "Immerhin kann es ja auch sein, dass ihr nach 2 Wochen kein Bock mehr auf mich habt." scherzte ich etwas. "Wir werden sehen, wir fliegen ja erst in 3 Wochen. Du bist Erwachsen. Du kannst machen, was du möchtest. Wenn du der Meinung bist, dass es dir bei uns nicht gefällt, kannst du jederzeit gehen. Es ist ja schließlich kein Gefängnis. " Toto hat glaube ich gerade gar keine Ahnung, wie viel Last er mir gerade abnimmt. Ich meine es schon viel verlangt mich aufzunehmen mit meinen 20 Jahren. Sie hätten ja auch sagen können, dass sie mit mir nichts zu tun haben wollen. Schließlich hatte meine Mutter mir den Kontakt zu ihnen immer verboten. Wieso ich mit 18 Jahren kein Kontakt zu ihnen gesucht habe? Meine Beziehung zu meiner Mutter war nicht, die beste, aber man hält ja trotzdem daran fest oder? "Ich will einfach nur nicht, dass ihr denkt, dass ich euch ausnutze. Ich wollte mich immer bei euch melden. Die Angst war einfach immer zu groß gewesen" gab ich leise zu und Toto nickte.

Was bedeutet Leben ? /Lando Norris FF/Where stories live. Discover now