04 | Albtraum

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A M A L I A

Voller Panik und mit schnell klopfendem Herz sitze ich im Auto auf einen Parkplatz, während ich Miguel Gonzalez beobachte, wie er mir immer näher kommt.

Der Mann, den ich eigentlich heiraten sollte.

Der Mann, vor dem ich geflohen bin.

Ich habe keine Ahnung wie er mich überhaupt finden konnte, die einzige Erklärung wäre, dass ein GPS am Auto meines Vaters dran war. Aber das wäre doch verrückt.

Es gäbe überhaupt keine Chance dieser Situation zu entfliehen, denn wenn ich jetzt aussteige, würde er mich sicherlich erwischen. Aber da ich nicht will und vor allem nicht weiß was er und mein Vater mit mir anstellen würden, wenn ich wieder zurück bin muss ich irgendwie einen andern Ausweg finden.

Vielleicht könnte ich durch den Kofferraum.

Ich nahm meine Handtasche und versuchte mich durch die Sitze zu quetschen. Gottseidank wurde der Kofferraum nicht abgetrennt, weswegen ich einfach rein klettern konnte.
Ich tastete im dunkeln nach einen Knopf oder ähnlichem ab, um den Kofferraum zu öffnen.
Ich versuchte es auszublenden, warum ich überhaupt gerade im Kofferraum bin, um zu flüchten. Denn würde ich permanent an die Sache denken, wäre ich noch nervöser und unruhiger.

Nachdem ich schaffte, den Kofferraum zu öffnen, rannte ich weit weg und versuchte nicht durch meine high heels aufzufallen.

Es war bereits dunkel, weswegen ich Hoffnung hatte, nicht sofort erwischt zu werden.

-

In einer Gasse angekommen, lehnte ich mich völlig außer Puste an die Wand. Ich brauchte dringend eine Pause. Denn wenn ich weiter laufen würde, würde ich einen Herzinfarkt erleiden.

Meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich Schritte hörte, die meine Panik höher stiegen ließ. Ich drückte meine Handtasche näher an mich heran, da sich die Waffe drin befand. Ich wollte zwar niemals im Leben eine Waffe in der Hand halten, aber in einem Notfall, diese zu benutzen, wäre besser, als zu sterben.

Ich ging langsam weiter und schaute mich jede 5 Sekunden um. Als ich es rascheln hörte ging meine Hand in die Tasche rein und umfasste die Waffe. Ich wollte jede Sekunde bereit sein, um anzugreifen.

Als eine Hand meine Schulter berührte, zog ich die Waffe aus der Tasche, drehte mich um, lief ein paar Schritte zurück und zielte auf die Person.

Ich zielte auf Miguel Gonzalez.

Und ich hatte überhaupt gar kein gutes Gefühl dabei.

Mit einem schiefen Grinsen und zusammen gekniffenen Augen begutachtete er meine weit aufgerissenen Augen. Sein Blick glitt hinunter zu der Waffe, die ich in der Hand hielt.

„Du hast noch nie eine Waffe benutzt, was?" Stellte er mehr fest, als er fragte und schaute mir wieder in die Augen. Da er komplett recht hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen, den Klos runterzuschlucken, der sich in meinem Hals befand.

„Du weißt, dass dein Vater stinksauer auf dich ist, oder?" oh und wie ich das weiß. Ich antwortete nicht, da ich viel zu sehr Angst habe um zu sprechen. Auch wenn ich sprechen wollen würde, würde kein Mucks über meine Lippen kommen.

Er kam auf einmal näher, weswegen ich die Waffe kräftiger und den Zeigefinger auf den Abzug hielt. Als er das bemerkte blieb er kurz stehen. Danach ging er aber trotzdem weiter.

„Stehen bleiben, oder ich schieße." befahl ich mit wackliger Stimme. Mein Herz rutschte mir in die Hose, als er mir, trotz meines Befehls immer näher kam.

Nun stellte er sich direkt vor der Waffe, sodass meine Waffe seinen Bauch berühren konnte.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um ihn anschauen zu können. Verdammt war er groß.

„Weißt du warum ich nicht stehen geblieben bin?" fragte er und wartete einige Sekunden.
Doch bevor ich antworten konnte, nahm er mir schlagartig die Waffe aus der Hand, drehte mich so zu ihm um, sodass mein Rücken gegen seinen Bauch presste. Und die Waffe hielt er mir an die Stirn.

Ich war am Arsch.

Ich schloss die Augen und kniff sie kräftig zusammen, da ich nicht glauben konnte, was gerade hier passiert. Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen, da ich hier kein Entkommen sah. Ich könnte dieser Situation niemals entkommen.

„Weil ich weiß, dass du niemals abdrücken würdest. Dafür wäre dein Herz viel zu rein." murmelte er, woraufhin ich eine unangenehme Gänsehaut bekam. Ich versuchte den viel zu vielen Körperkontakt zu ignorieren. Seine Hand auf meinem Bauch. Meinen Rücken, gegen seinem Bauch und zu guter letzt, die Waffe an meiner Stirn. Und weil ich dieser Situation so sehr entkommen wollte, stiegen mir die Tränen.

Ich mochte es absolut nicht, wenn fremde Hände meinen Körper berührten.

„Weißt du, was ich alles mit dir anstellen könnte?" flüsterte er, während ich seinen Atem an meinem Hals spüren konnte. Nun streifte seine Nase meinen Hals, als würde er an mir riechen wollen. Es war so als würde ich im kalten Schweiß ausbrechen, aus Angst was er alles mit mir anstellen könnte.

„Und das verrückte dabei wäre, es würde keinen interessieren. Keiner würde dir helfen."
Seine linke Hand berührte nicht mehr meinen Bauch, weswegen ich eine kleine Erleichterung spürte. Doch diese verließ mich sofort wieder, als diese Hand meinen Hals umfasste.

„Nicht einmal dein Vater." Die erste Träne kullerte meiner Wange entlang, als er leicht druck ausübte.
Danach ließ er von meinem Hals ab und berührte im nächsten Augenblick mein Bein.
Seine Hand glitt immer weiter nach oben.

Zum ersten Mal in meinem Leben, wünschte ich mir kein Kleid angezogen zu haben.

Als seine Hand mein Intimbereich berührte, wünschte ich zu sterben. Mir war schlecht und das nicht nur weil ich Angst hatte, sondern weil er mich berührte. Ich schwitzte, doch mir war kalt. Ich fühlte mich wie eine Leiche, doch ich war noch am Leben. Es fühlte sich an, als würde mir jemand den Boden von den Füßen reißen, doch ich stand auf festem Boden.
Es fühlte sich an, als würde ich psychisch Krank sein, dabei war ich kerngesund.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, dabei waren es nur Minuten.

Ich wollte schreien, konnte es aber nicht.

Ich wollte, dass er aufhört, doch ich konnte es nicht.

Ich wollte mich aus seinem Griff befreien, konnte es aber nicht.

Ich schloss erneut meine Augen und betete. Gott war meine einzige Hoffnung in dieser Situation. Und als hätte er mich gehört, ertönte ein ohrenbetäubender Schuss, der mich von meinem Albtraum befreite.












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Also wenn ihr in diesem Kapitel nicht geheult habt, dann weiß ich auch nicht. SOGAR ich habe fast geheult.

Denn ich musste mich SEHR beherrschen, um nicht loszuheulen.

Es war schon sehr traurig.

Passt die Musik dazu?


Voten bitte nicht vergessen⭐️

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Lies (Lügen)Where stories live. Discover now