Kapitel 20

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POV Louis

Es war gerademal neun Uhr morgens. Ich hatte vielleicht drei oder vier Stunden geschlafen. Aber plötzlich war ich so wach, wie ewig nicht mehr. Harry lag halb auf mir, schlief aber noch. Also schon ich ihn behutsam von mir runter und ging ins Bad. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass auch noch Niall und Liam in dem kleinen Bett gelegen hatten. Irgendwie sahen sie süß aus zusammen. Niall hatte seinen Kopf auf Liams Brust gelegt und schnarchte leise. Ich riss mich von diesem Anblick los und machte mich im Bad fertig. Ich wusste nicht warum. Ich hätte auch einfach noch etwas liegen bleiben können oder irgendetwas am Handy machen, aber, ich machte ich tat es nicht.

Ich zog einen rosa Pulli an (ja er war von Harry und ja ich zog ihn nur an, weil ich keinen anderen fand) und schlich mich dann aus der Wohnung. Ich ging durchs Treppenhaus und stand auf einmal mitten in den Straßen Doncasters. Die morgendliche Luft war schön klar und die Vögel zwitscherten laut. Es erinnerte mich an Mom.

Mom und ich hatten, als ich kleiner war immer zusammen auf dem winzigen, italienischen Balkon gesessen, vor dem der große Kirschbaum stand. Von dort aus beobachteten wir die Leute auf der Straße. An einem Morgen hatte ein Vogel angefangen dort ein Nest zu bauen. Und Mom und ich hatten ihn jeden Tag gefüttert. Als wir ausgezogen und zu Mark gezogen waren, haben wir dem Vogel sogar noch eine Schüssel voller Nüsse und Kerne auf den Balkon gestellt, damit er nicht verhungerte in der Zeit, wo niemand dort wohnte.

Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Seitdem meine Mutter gestorben war, war ich viel emotionaler und fing bei jeder Kleinigkeit an zu flennen. Ich hasste das. Ich musste stark sein. Mark schaffte es nicht sich um alle Mädchen zu kümmern. Ich musste ihm mehr helfen, als ich es tat. Ohne das ich es gemerkt hatte, hatten mich meine Füße zum Friedhof getragen, auf dem Mom beerdigt lag. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass diese so lebendige Person aus meinen Erinnerungen dort unter der Erde lag.

Ich ging ein paar Reihen entlang und blieb vor ihrem Grab stehen. Die Blumen auf ihrem Grab blühten fröhlich vor sich hin. Darum kümmerte sich Mark wirklich gut. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass wir noch vor vier Monaten zusammen gesessen hatten. Ich vermisste sie schrecklich. Alles war so anders, seit dem sie nicht mehr da war. Nicht nur mit der Familie. Seit dem sie weg war fühlte ich mich oft einfach so leer. Harry hatte versucht so viel mit mir zu unternehmen und ich hatte immer getan als würde ich unendlich viel Spaß haben. Aber ich fühlte mich oft einfach nur taub. So dass ich keine Emotion mehr empfinden konnte. Aber in anderen Momenten heulte ich einfach so los, weil ich eine so tiefe Trauer empfand.

Plötzlich hörte ich Stimmen. Bekannte Stimmen. Oder eher gesagt eine bekannte Stimme.

Ich schrak auf. Zayn und das mysteriöse Mädchen -Gigi- standen ein paar Meter entfernt und wirkten wirklich glücklich. Gigi sagte etwas und Zayn nickte. Sie entfernte sich von ihm zu einem Grabstein etwas weiter weg und Zayn drehte sich zu mir.

Er starrte mich an. Und ich starrte zurück. Er schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Doch schlussendlich entschied er sich herzukommen. Ich wollte eigentlich nicht mit ihm sprechen. Er hatte mich wieder so schrecklich enttäuscht. Jegliche Empathie, die Harry mir versucht hatte zu lehren, war seit Moms Tod sowieso verschwunden. Zayn blieb vor mir stehen.

„Hi."

„Hi", erwiderte ich trocken.

Zayn blickte zu Moms Grab und ich hatte unwillkürlich das Bedürfniss mich davor zu stellen um sie zu beschützen. Das war natürlich albern.

„Was machst du hier?", fragte ich um Zayns Aufmerksamkeit wieder auf mich zu richten.

„Gigi geht zum Grab ihres Großvaters um eine Kerze anzuzünden, weil wir gerade in der Gegend waren."

keep meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt