You're the One in the Letters

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Lieber H.

wie geht es dir? Ich hoffe gut, denn mir geht es, um ehrlich zu sein, beschissen. Mein Vater ist ein Anhänger von Du-weißt-schon-wem und hat meine Mutter dazu gezwungen, sich ihm ebenfalls anzuschließen. Ich habe Angst, dass sie mich dazu zwingen, ebenfalls ein Todesser zu werden. Ich soll eine Mitschülerin heiraten, die ich nicht leiden kann und ein oder zwei reinblütige Kinder in die Welt setzen. Aber das will ich doch gar nicht! Ich wünsche mir, mein Leben so leben zu können, wie ich es mir wünsche und dazu gehört nun mal, dass ich so bin, wie ich bin. Kein Todesser.

Ich wünschte, ich wüsste, wer du wirklich bist,

dein D.

~

Hey, D.

mir geht es recht gut. Zumindest besser als dir. Das mit deinen Eltern tut mir leid, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Meine Freunde akzeptieren mich immer noch nicht, seit ich ihnen erzählt habe, dass ich schwul bin. Meine Freundin (also beste Freundin, nicht Freundin im üblichen Sinne) kommt gut damit klar, aber mein bester Freund nicht und auch das Mädchen, von dem meine Freundin standhaft behauptet, dass sie mich liebt, scheint wirklich traurig zu sein. Ich weiß auch nicht, was meine Eltern zu dem Thema sagen würden. Ich wünsche mir auch, dich kennen zu lernen, aber andererseits habe ich auch ein wenig Angst davor. Was ist, wenn ich dich liebe? Oh Mann, in diesen Briefen ist man so verdammt ehrlich! Aber da du mich eh nicht kennst: Ja, ich glaube, ich liebe dich. Ich würde dir alles anvertrauen in diesen Briefen.

Tut mir Leid, H.

~

Hallo H.

Danke für deine Worte, dass du mir gern helfen würdest. Weißt du, ich wünsche mir nichts mehr, als einen besten Freund, eine beste Freundin oder irgendjemanden, selbst wenn es ein Bruder oder eine Schwester ist, mit dem ich über alles reden kann. Ich glaube diesen jemand habe ich in dir gefunden. Aber du hast recht, ich weiß nicht, ob es dasselbe ist, wenn man sich persönlich gegenübersteht.

Und dann ist da noch diese Sache mit der Liebe...ich habe nachgedacht. Darüber, dass du sagtest, dass du schwul bist (was ich wirklich mutig von dir finde) und jetzt bin ich ziemlich verunsichert. Ich meine, ich bin sechzehn und habe noch nie etwas wie Liebe empfunden. Meinst du, ich könnte einfach an der falschen Stelle gesucht haben? Meinst du, ich könnte auch...schwul sein? Woran merkt man so etwas?

D.

~

D.

als ich deinen Brief gelesen habe, musste ich unwillkürlich lachen, denn, verzeih mir, ich habe kaum jemals jemanden getroffen, der so unsicher war, wie du in deinem letzten Brief.

Aber mal im Ernst: Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, woran ich das gemerkt habe. Vielleicht, weil ich mir vorgestellt habe, dich zu küssen? Du hattest kein Gesicht, aber doch, es war ein schönes Gefühl.

H.

~

Lieber H.

Danke, danke, danke für deine Hilfe. Und für deine Ehrlichkeit. Aber doch...was heißt Liebe?

D.

~

Lieber D.

Liebe heißt ein Kribbeln im Magen, wenn man an den anderen denkt, eine Unmöglichkeit, diese Gedanken zu verdrängen und ein unendliches Vertrauen. Liebe heißt, dem Anderen alles erzählen zu wollen und wiederum bereit zu sein, dem Anderen zuzuhören. Liebe heißt glücklich sein, wenn der andere glücklich ist und traurig sein, wenn der andere traurig ist. Liebe heißt gemeinsam lachen, gemeinsam weinen, gemeinsam schweigen. Liebe heißt auf Wolken schweben und Liebe heißt in Flammen stehen.

Drarry OneShotsWhere stories live. Discover now