Kapitel 18

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Melina

Die beiden sahen uns verwirrt an. "Was meint ihr?" Annies Blick verriet mir, dass es nicht schlimm sei, doch meine Gedanken fingen an zu rasen. Was ist, wenn er mich dann nicht mehr liebt? Was ist, wenn er mich danach fürchtet? Laute Schreie tauchten in meinem Kopf auf und ich sah wieder die Schüler vor mir weglaufen, weil sie wussten, was ich war. Ich begann zu zittern. "Hey, ganz ruhig." Xavier rückte näher zu mir und zog mich an sich. Mein Kopf fiel auf seine Schulter und ich atmete wieder seinen Duft ein. Ich schloss die Augen und nahm all meinen Mut zusammen. "Mein Vater, also...das ist für mich echt nicht leicht." "Mel, du kannst uns alles sagen." Biancas Blick war weich und beugte sich auf den Tisch. "Ich bin die Tochter von.." "Hey ihr Süßen!" Stella stand mir ihren perfekt gestylten Haaren am Tisch und Ava hatte sich bei ihr untergehakt. Muss dieses Mädel ausgerechnet jetzt auftauchen?! Ich wandte den Blick ab und sah hilflos zu Annie. Diese wollte gerade etwas sagen, doch Stella fiel ihr ins Wort. "Das du mit Xavier zusammen bist hat ja ziemlich schnell die Runde gemacht." Jetzt nahm sie auch noch neben mir Platz. Ich rutschte noch dichter zu Xavier, wenn das überhaupt noch möglich war. Ich hatte unfassbare Angst vor diesem Mädchen. Denn ich wusste, egal was ich mache, sie wird den Spieß umdrehen und mich als die Böse darstellen. Selbst wenn ich die Welt retten würde. "Ich freu mich schon, wenn ich meinen Onkel endlich wiedersehen kann. Er kommt doch, oder Cousinchen?" sagte nun Ava und setzte sich neben Bianca. Die Sirene schaute nur angewidert neben sich und spielte mit ihrem Kettenanhänger. "Cousinchen?" Xavier sah verwirrt zu mir herunter und Annie machte wieder den Mund auf um etwas zu sagen. Doch sie wurde von der schwarzhaarigen unterbrochen. "Hast du deinem Freund und deinen Freunden etwa noch nie erzählt, wer du bist?" "Ganz schön heuchlerisch, findest du nicht?" Stella sah mitleidig zu Xavier. "Wer weiß, ob Xavier dein wahres Ich wirklich lieben würde." warf sie noch hinterher. "Stella, lass es!" gab ich leise von mir. "Wieso? Xavier hat es verdient die Wahrheit zu erfahren." "Das hätte er schon längst, wenn du nicht unerwünscht hier aufgekreuzt wärst!" Annie klang wütend. Eine wütende Annie...bedeutet nie etwas Gutes. "Na klar. Mel ist verlogen. Sie hätte Xavier warscheinlich nie erzählt, dass sie Hades Tochter ist." Ich zog scharf die Luft ein. "Okay, das reicht! Entweder du verschwindest jetzt, oder ich bring dich dazu!" "Oh Annie, vor dir habe ich keine Angst." "Sie hat gesagt du sollst gehen." Stella riss erschrocken den Kopf herum und ihre Haare landeten fast in meinem Gesicht. "Vor dir, hab ich erst recht keine Angst Kollege!" Stella stand auf und wollte gehen. Tyler kreuzte jedoch ihren Weg und machte sich groß. "Das solltest du aber. Geh!" Stella schnaubte und ging zusammen mit Ava an einen der anderen freien Tische. Tyler nahm ihren Platz ein und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Alles okay?" Ich löste mich aus Xaviers Griff und sah stumm auf meine Hände. "Mel, warum hast du nichts gesagt?" fragte Bianca. Ich blickte auf, denn in ihrer Stimme klang nicht abwertend, wütend oder vorwurfsvoll, sondern sanft und besorgt. "Soll ich erzählen?" Annie griff über den Tisch nach meiner Hand. Ich legte meine in ihre und drückte leicht zu. Dann nickte ich. "Es stimmt. Mel ist die Tochter von Hades und Persephone...und sie tut sich damit schwer. Viele haben ein falsches Bild von Hades. Früher haben sie es an Persephone ausgelassen und heute...heute an Mel." Ich hatte wirklich versucht, mich zusammen zu reißen, aber letztendlich entfuhr mir ein Schluchzen. "Ihr müsst ihre Angst verstehen." Die anderen nickten. "Ich bin die Tochter von Aphrodite und Hephaistos, wenn wir schonmal dabei sind." "Das bedeutet ihr seid...Götter?" Xaviers Stimme klang wissbegierig und ich sah ihn an. "Ja." Er schaute mich an. "Das ist...cool." Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen, aber diesmal aus einem anderen Grund. Ich schlang meine Arme um Xaviers Hüfte und kuschelte mein Gesicht an seine Brust. Er zog mich an sich und gab mir sanfte Küsse auf den Scheitel. 


Tyler

Xavier nahm Mel in seine Arme und ich musste grinsen. Wednesday kam nun ebenfalls zu uns und nahm den Platz neben Bianca ein. "Alles in Ordnung?" ich nickte ihr zu und nahm über den Tisch hinweg ihre Hand. "Das ist wirklich...wow. Heißt das, dass ihr uns das eben sagen wolltet?" Mel nickte. "Was ist hier überhaupt los?" Wednesday sah zwischen Mel und mir hin und her, als würde sie die Antwort in unseren Gesichtern suchen wollen. "Mel ist..." setzte Annie an, doch Mel setzte sich auf und sagte mit vollem Stolz in der Stimme:" Ich bin Hades' Tochter." Wednesdays Augenbrauen schossen in die Höhe. "Das kam jetzt unerwartet." "Ist aber so." sie sagte nichts weiter dazu. "Moment, heißt das, dass Hades am Wochenende hier her kommt?" fragte nun Bianca. "Ja. Aber du wirst überrascht sein, wie normal er aussieht." Mel schien sich wieder beruhigt zu haben. Gott sei dank auch. Wenn Stella sie weiter so verletzt, dann bringe ich sie um! Der Geist meines Hydes versuchte, mit mörderischen Gedanken zu mir durchzudringen, doch ich schaffte es, ihn irgendwie stumm zu schalten. Manchmal ist das echt anstrengend. Man könnte mich aus einem bestimmten Blickwinkel echt Schizophren nennen. "Und Mel?" "Hm?" "Denk immer daran: Du bist hier an der Nevermore! Hier wird jeder akzeptiert. Egal wer oder was er ist." Biancas Blick huschte kurz zu mir. Das bezog sich dann warscheinlich auf das 'was'. Ich kann es ihr nicht verübeln. Hydes waren an dieser Schule eigentlich gar nicht mehr geduldet, aber durch das Training bei Hekate, durfte ich trotzdem hier her. Und jetzt im Endeffekt war ich sehr froh darüber. 


Melina

Der Tag war endlich vorbei. Und nach einem ausgiebigem Tanzkurs wurde es Zeit für die Dusche. Ich schaltete meine Musikbox ein und sprang unter das heiße Wasser. Ich legte den Kopf in den Nacken und spülte alle meine Ängste und Sorgen von mir ab. Die Wassertropfe fuhren ihre Bahnen auf meinem Körper und ich begann, mir die Haare zu waschen. Irgendwann fing ich an, mitzusingen. "And I wanna say thank you. I was lost and you found me. I was dead inside and you breathed into me an you brought these bones to life. Yeah, I wanna say thank you. Thank you for savin' me. Thank you for lovin' me unconditionally, God." Ich hielt in meiner Bewegung inne. Ich hatte beim singen die ganze Zeit an Xavier gedacht. Er hatte diese Gefühle in mir ausgelöst. Ich hatte mir damals nach der Sache mit Stella und meinem Ex versprochen, nie wieder jemanden zu lieben. Aber da kannte ich ihn auch noch nicht. Seit dem ersten Tag hier, als ich ihn das erste mal gesehen habe, hatte er in mir dieses Kribbeln im Bauch ausgelöst. Er musste mich nur angucken und mein Herz hatte bereits Purzelbäume geschlagen. Diese grünen Augen, mit einem ganzen leichten braun um die Pupille. Die hellbraunen Haare, die er in einem kleinen Dutt trägt. Jedes mal, würde ich ihm am liebsten das Zopfgummi aus den Haaren ziehen und durch seine Haare wuscheln. Allein bei dem Gedanken fang ich an zu lächeln. Und sein Lächeln. Sein Lächeln, wenn ich mir freue, die Zielscheibe beim Bogenschießen getroffen zu haben oder wenn ich es endlich geschafft habe ein Bild zu malen, das nicht aussieht, als wäre es gerade von einem Kleinkind gemalt worden. Seine vollen Lippen, die perfekt zu meinen passen und die mich jedes Mal mit ihrer Weichheit verzaubern. Diese Lippen würde ich gerne mal auf meinem ganzen Körper spüren. Halt. Stopp. Moment. Bei dem Gedanken, wie er mich am Hals küsst und seinen Weg abwärts fand, wurde mir warm. Und zwar in einer ganz bestimmten Region. Ich verspürte ein Ziehen in meiner Mitte und auf einmal kamen mir ganz schmutzige Gedanken in den Kopf. Herr Gott, das hatte ich ja noch nie. Ich versuchte die Gedanken zu vertreiben und ruhig zu stellen, aber es funktionierte nicht. Meine Hände wanderten immer tiefer und als ich an meiner Mitte ankam, zog sich in mir etwas zusammen. Ich fing an, meine Vulva zu streicheln und dachte daran, wie seine Hände über meinen Körper fahren und seine Lippen an meinem Hals saugten. Mir wurde immer wärmer. Ich war kurz davor, in mich einzudringen, als es plötzlich an der Badezimmertür klopfte. "Bist du fertig, Wasserqueen? Ich muss aufs Klo!" Annie...das war jetzt nicht dein Ernst. Wie auf Schlag waren die Lust und meine erotischen Gedanken verschwunden. Aber vielleicht war das auch besser so. 

Healing Souls - Xavier Thorpe FF - WednesdayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt