𝐗𝐕𝐈𝐈𝐈 𝐇𝐚𝐥𝐭𝐞 𝐦𝐢𝐜𝐡

56 11 48
                                    

...𝐛𝐢𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐚𝐥𝐥𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐬𝐭𝐞𝐡𝐞𝐧 𝐤𝐚𝐧𝐧

"Willst du dich wieder verstecken?" Ich trat hinter einer mir allzu bekannten Mauer hervor, weil ich eben das nicht wollte. Die Luft schmeckte nach verbranntem Industrieabfall. Erste Sonnenstrahlen grüßten hinter dem schwarzen Plattenbau. Selbst der hellste aller Himmelskörper schenkte diesen Gebäuden keine Harmonie. Zumindest für mich nicht.

Emiliana fuhr wie ein ungehaltener Teenager über die Rampen. "Ich dachte, du erinnerst dich nicht mehr an diesen Ort", wiederholte ich ihre Lüge. Sie grinste und zuckte nur mit den Schultern. Freches Biest.

Schon wie beim ersten Mal schlitterte sie gekonnt über den Boden. Meine Füße hatten noch nie ein Skateboard berührt. "Willst du es auch mal probieren?" Ich wusste, ich hätte nicht so starren sollen, doch da war es zu spät und die Einladung schon ausgesprochen.

Mein männlicher Stolz fühlte sich herausgefordert und ja, es sah aus als würde es Spaß machen. Es sprach nichts dagegen, zudem ich heimlich den Gedanken genoss Emiliana nahe zu kommen.

Sie stand mit einem Bein auf dem Brett. Wir stießen mehrmals ungeniert gegeneinander, da wir eigentlich keine Ahnung hatten, wie wir das anstellen sollten. Mal drängte ich mich hinter sie, dann andersherum. Letzten Endes einigten wir uns darauf, dass der Profi vorne die Führung übernehmen durfte.

Ich legte meine Finger von hinten um ihre Hüften, die in einem einfachen weißen Top steckten. Ihre Haut schmiegte sich weich und warm in meine Hände. Meine Nase steckte beinahe schon ihrem Haar, dessen Duft mir jegliche Konzentration raubte. Mit ihr inhalierte ich das pure Leben. Und ich erlaubte mir einen Wunsch, den ein Toter sich gewiss nicht wünschen sollte.

"Bereit?", wollte sie wissen. Ohne meine Antwort abzuwarten, stieß sie uns sachte vom Boden ab. Auch wenn wir nur wenige Zentimeter über dem Boden fuhren, so fühlte es sich an wie Schwerelosigkeit, beängstigend und beflügelnd zugleich. Ich drückte ihren Körper noch mehr an meinen und sie ließ es zu. Jeder weitere Stoß, trieb ihren Hintern weiter gegen meinen Unterleib. Jeder Muskel in mir erstarrte als sich die prickelnde Wärme begann in meinem Leistenbereich zu sammeln.

Wir gerieten prompt ins Straucheln und ich sprang mit Emiliana in den Armen vom Skateboard. Sie verlor ebenfalls ihr Gleichgewicht und wir landeten gemeinsam auf dem harten Boden. Zwar landete sie weich auf mir, doch ich machte mir trotzdem Sorgen. Vielleicht hatte ich sie vor Schreck zwischen meinen Armen eingequetscht. "Alles gut?", fragte ich sofort nach ihrem Befinden. Nach einer qualvoll langen Sekunde, fing sie jedoch an zu lachen. So sehr, dass ich Tränen in ihren Augenrändern erkannte. In diesem Moment wurde mir bewusst , dass sie die schönste Frau auf dieser Welt war.

Und ich hätte mich niemals für so kitschig gehalten, da ich die Liebe als Unsinn betitelte. Mein Vater selbst hatte mir Jahr für Jahr gezeigt, dass man jede Schönheit ersetzen konnte, selbst die der Mutter deiner Kinder.
Ich hätte Emiliana niemals ersetzt, ihr niemals so weh getan. Dafür liebte ich ihr Lachen zu sehr.

Mein Körper entspannte sich, auch die unteren Regionen, von denen ich wirklich nicht mehr erwartet hatte, dass sie noch lebten.

Emiliana hatte mir letztens einen Korb gegeben und ich würde warten, bis sie den ersten Schritt macht. Ich akzeptierte ihre Grenzen, auch wenn es mir immer schwerer fiel, mich in ihrer Gegenwart zu kontrollieren.

Sie saß zwischen meinen angewinkelten Beinen auf dem Asphalt und ich wartete bis sie sich beruhigte, ohne das mein eigenes Lächeln dabei erstarb.

"Was hat es mit dem Ort hier auf sich?" Die Neugierde packte mich ein zweites Mal. Das Bild eines Skateboardplatzes, umschlossen von Ruinen, hinter einem gewaltigen Plattenbau hatte sich seit dem ersten Traum nicht verändert.

Hinter der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt