𝐗𝐗𝐈𝐈 𝐁𝐥𝐮𝐭

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...𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐄𝐧𝐝𝐞

Milan verschwand mit den ersten Sonnenstrahlen. Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst, nachdem ich ihm offenbarte, dass mich vor ihm noch nie jemand so berührt hatte.

Ich wusste nicht, was sein Problem war, nur dass es mich verletzte. Dachte er mit mir stimmt etwas nicht? Manchmal mutmaßte ich es ja selbst. Immer wenn ein Mann begann sich an untere Regionen ranzutasten, bekam ich Panik. Obwohl ich vorher ausgiebig duschte, fühlte ich mich nie sauber, oder schön genug. Dazu wusste ich nicht wie ich mich in solchen Situation verhalten sollte; wie der Mann richtig anzufassen war; welche Geräusche ich machen musste und wie mein Gesicht auszusehen hatte... Die Liste hätte ewig weiter so gehen können. Im Endeffekt fühlte ich mich immer unwohl, wenn es mit einem Mann intimer wurde. Daran scheiterten bisher alle Beziehungen.

Doch bei Milan war das anders. Ich fühlte mich wohl und ließ es geschehen, ohne das auch nur eine dieser Fragen in meinem Kopf aufkam. Nur Milan schien anders zu empfinden. Er reagierte nicht einmal mehr auf mein Rufen. Hatte ich was Falsches getan, oder gesagt? Bildete ich mir diesen Geist vielleicht doch nur ein? Mein Kopf schmerzte und er ließ mich im Stich.

Ich zog die Knie an meine Brust und schluchzte gedämmt in meine Decke. Verdammt, hier duftete es noch nach ihm. Er entsprang nicht meiner Phantasie!

Frieda hatte einfach nur Recht, wenn sie behauptete, dass ich keinen Menschen länger als fünf Minuten bei mir halten konnte. Milan waren bestimmt meine Worte in den Sinn gekommen, die ich ihm noch Minuten vor unserem Kuss so schonlos serviert hatte. Aber ich wollte ihn doch niemals einfach loswerden! Ich wollte was Besseres für ihn als dieses Schicksal einer ermordeten Seele.

Meine weiße Bettwäsche färbte sich vor meinen Augen rot. Die Lache wuchs ohne Halt. Erst vermutete ich eine von Milans Visionen dahinter und sprang erschrocken vom Bett. Ein Blick in den Spiegel verriet mir jedoch, dass das Blut aus meiner Nase floss. Schockiert hielt ich mir beide Hände vor das Gesicht, doch diesen Fluss schien nichts zu stoppen. Ich zog mir mein Shirt wieder über, dass sich in nur wenigen Sekunden ebenfalls rot färbte.

Meine Beine brachten mich schnell ins Badezimmer, wo ich über dem Waschbecken praktisch ausblutete.
"Frieda! Theo!", schrie ich vor lauter Panik. Ich hörte wie erst ein Tür laut aufflog, dann die nächste. Meine Freunde stoppten vor den Tropfen, die eine Spur zwischen meinem Zimmer und dem Badezimmer legten. "Oh mein Gott", sprach Frieda versteinert, nachdem sie mein Zimmer entdeckte. Theo übersprang den blutigen Pfad und legte gleich seine Hand auf meinen Rücken.
"Heilige Scheiße. Was ist passiert, Emi? Frieda ruf den Notarzt", schrie er beinahe mehr verängstigt als ich.

"Nein, nein, nein!", stoppte ich die beiden. Meine Knie gaben nach und ich hing wie ein Tröpfchen Elend am Waschbecken. Theo drückte mir das Handtuch ins Gesicht und hob mich hoch. Sie rannten mit mir aus dem Haus.
"Du musst ins Krankenhaus, Liebes!" Frieda deutete dabei auf das Handy in ihrer Hand, doch ich wollte auf keinen Fall von einem Krankenwagen geholt werden.

"Ich glaube Nelio ist mit seinem Auto hier. Er kann mich einfach zu einem Arzt fahren", beschloss ich, auch wenn ich nach unserem letzten Treffen bezweifelte, dass er das tun würde. Andererseits musste ich zum Arzt, das sah ich ein.
"Wohnt er weit weg?", fragte ausgerechnet Theo. Ich schüttelte den Kopf und wischte mir noch einmal über die Nase. Sie lief nicht mehr. Kein Tropfen kam mehr und das vermutlich seit dem Punkt, an dem wir aus der Tür getreten waren.

Theo trug mich tapfer die Straße runter, auch wenn er vor Belastung mittlerweile zitterte. "Danke Theo, aber ich glaube, ich kann wieder laufen", bat ich ihn, mich abzusetzen. "Sicher Emi? Es ist kein Problem für mich, dich kleines Wesen zu tragen", log er, seine Hände immernoch stützend an meinem Körper. Ich nickte, doch auch Frieda schnappte sich einen meiner Arme, um mir Halt zu geben. Sie liebten mich. Zum ersten Mal glaubte ich Milans Aussage. Meine Freunde sorgten sich um mich und ich war heilfroh sie bei mir zu haben.

Hinter der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt