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„Christina! Die liebe Sonne lacht und will dich begrüßen.", flötete eine männliche, viel zu glückliche, laute Stimme in mein Ohr. Grummelnd zog ich die Decke über meinen Kopf, als würde das irgendwas helfen. Mit einem Ruck wurde sie von mir runter gezogen und in die andere Ecke meines Zimmers geworfen. Sofort packte ich mein Kissen und versteckte meinen Kopf darunter. „Damon lass mich!" Eine Hand packte mein Kissen und da ich mich so verzweifelt fest daran krallte, wurde ich mitsamt dem Kissen auf meine Bettdecke geworfen. „Hörst du schlecht?", rief ich aus und warf das Kissen nach ihm, welchem er lässig auswich. „Sehr schön", fuhr Damon fort, ohne wirklich auf mich zu achten. „Da du schon ausgeschlafen und ausgestanden bist, es gibt wichtiges zu erledigen." Genervt augenverdrehend stand ich auf und beförderte meine Decke aufs Bett zurück. „Was willst du hier?" Damon grinste und lies sich tiefenentspannt auf mein Bett fallen. „Dich wecken, was sonst?" „Denkst du nicht, dass man jemanden, oh ich weiß nicht, anrufen könnte oder sanfter aufwecken könnte, als ihn aus dem Bett zu werfen?!" Sein grinsen wurde breiter. „Außerdem,", redete ich weiter. „So laut wie du mich geweckt hast, wundert es mich, dass mein Dad noch nicht mit seinem Gewehr aufgetaucht ist." Er setzte ein gespielt ängstliches Gesicht auf. „Oh nein! Er hätte mich umgebracht! Obwohl ich schon unsterblich bin. Tragödie!" Ich hob eine Augenbraue, es war definitiv zu früh für dieses Theater. „Keine Sorge, dein Dad ist nicht da. Hab ihn vorhin wegfahren sehen, sah aus als würde er einkaufen gehen." Erleichtert seufzte ich, schnappte mir einen Haargummi von meinem Nachtkästchen und band meine zerzausten Haare zusammen, bevor ich mich neben Damon niederlies. „Und du bist hier weil?" „Duke. Letztes mal als wir fahren wollten, wurden wir leider von Blondies Verwandlung unterbrochen. Blondie übt heute mit Stefan weiter sich zu kontrollieren, was gut ist denn das nächste mal wenn sowas passiert wie mit Elena, dann..." Mit meiner Hand schlug ich ihm gegen den Arm. „Dann wirst du deine Klappe halten und dich daran erinnern, dass du mir immer noch etwas schuldest." Er räusperte sich. „Aber selbstverständlich. Was dachtest du das ich sage? Das ich sie erledige?" Erneut verdrehte ich die Augen, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Damons Drohungen waren für mich inzwischen nicht mehr so ernst zu nehmen wie noch zu Beginn. Er war zwar ein Sturkopf und dachte immer noch, dass seine Pläne die besten waren, jedoch schien er in diesem Fall auf mich zu hören. „Auf jeden Fall", fügte er an. „Stefan bringt ihr etwas mehr Kontrolle bei. Unsere verurteilende Bennett Hexe ist wohl immer noch etwas geschockt über sich selbst und Elena, Alaric, du und ich fahren jetzt zur Duke." Stöhnend lies ich mich aufs Bett fallen. „Aber ich will nicht! Ich will hier liegen und in Selbstmitleid baden." Er packte mich am Handgelenk und zog mich erneut nach oben. „Und ich will, dass du dich jetzt so schnell es geht fertig machst und deinen Arsch in mein Auto schwingst. Elena ist gerade nicht sonderlich begeistert von mir, falls du es noch nicht weißt und sie wird bestimmt etwas freundlicher sein, wenn du dabei bist. Abgesehen davon, habe ich dann wenigstens eine Person dabei, die etwas Humor versteht." Stöhnend erhob ich mich auf meine Füße und tapste ins Badezimmer, gefolgt von dem wohl nervigsten Vampir der Geschichte. Mit einem Blick in den Spiegel rümpfte ich meine Nase, bevor ich meine Zahnbürste schnappte, Zahnpasta darauf tat und begann meine Zähne zu reinigen. 

„Wie läuft es eigentlich zwischen Elena und Stefan? Die Zweisamkeit der beiden lässt etwas nach oder findest du nicht?" Mit einem Finger deutete ich auf meinen vollen Mund, doch Damon ignorierte mich, er plapperte einfach weiter. „Ich weiß ja nicht, ich habe das Gefühl, die beiden sind nicht gerade auf einem guten Level." Ich spuckte etwas von der Zahnpasta ins Waschbecken, um ihm antworten zu können. „Komisch das Stefan oder Elena nicht mit dir über ihre Zweisamkeit reden. Mach dir keine Sorgen, die Zweisamkeit der beiden ist auf einem guten Level.", antwortete ich und putzte meine Zähne weiter. „Willst du etwa andeuten, dass Stefan keine Jungfrau mehr ist? Ich bin schockiert!" Wieder stieß ich gegen seinen Arm, grinste jedoch. „Ich werde dir nichts von ihrem Intimleben erzählen Damon, mach dir keine Sorgen.", nuschelte ich mit der Zahnbürste im Mundwinkel. Er verzog sein Gesicht, mit einem schiefen lächeln. „Nein danke, ich möchte nichts von Stefan und Intimität hören, dass würde mich für die Ewigkeit traumatisieren." Kopfschüttelnd und lächelnd wand ich meinen Blick zum Spiegel und putzte weiter. Eine kurze Stille legte sich über uns. „Apropos Intimität. Wie intim warst du eigentlich mit Katherine?" Vor Schock prustete ich den Inhalt meines Mundes aus und bedeckte somit das Waschbecken und den halben Spiegel mit Zahnpasta. Damon trat eilig ein paar Schritte von mir weg. „Nicht auf die Lederjacke!", schallt er. Ich hustete ein paar mal und begann schnell meinen Mund und das Waschbacken zu säubern. „Damon!" Durch den, inzwischen teils abgewischten Spiegel, sah ich ihn an. „Du kannst doch nicht einfach sowas... wie kommst du überhaupt darauf?" Er zuckte mit den Achseln, doch sein Blick wirkte ernst. Während ich den Spiegel abwischte, sah er mich durch seine blauen Augen durchdringend an, bevor er auf mich zutrat und mir sanft eine Hand auf die Schulter legte. „Du vergisst, ich war in sie verliebt. Ich weiß wie es sich anfühlt und ich weiß auch, wie man sich benimmt, wenn man von ihr eingenommen ist." Durch das Spiegelbild betrachtete ich ihn für einen Moment. Ich wusste, dass er recht hatte, aber verdammt nochmal, ich würde es nicht zugeben, ich wollte es nicht zugeben. „Keine Sorge, soweit wird es nicht kommen." Lügnerin. Damon lächelte schief, er schien genau zu Wissen, dass es nicht stimmte, was ich gesagt hatte, erwiderte jedoch nichts. Nach einer Sekunde nickte er und drehte sich um, um zur Tür zu gehen. Im Türrahmen blieb er jedoch stehen und warf einen Blick über die Schulter. „Weißt du, es gibt nur eine Sache die mich wundert." Ich wand mich zu ihm und sah die Verwunderung in seinem Ausdruck. „Katherine ist eine selbstverliebte, selbstsüchtige Bitch. Aber sie ist nicht dumm und sie weiß genau wie man überlebt. Warum hat sie ihr Leben riskiert, um dich zu retten?" Mein Mund klappte etwas auf und ich starrte ihn an. Keine Worte drangen heraus, mein Kopf war wie leergefegt. Wenn Damon so etwas sagte, dann lag viel Bedeutung dahinter. Wir waren inzwischen eng genug befreundet, so dass ich wusste wenn er etwas ernst meinte, hauptsächlich auch, weil er wohl bei mir und inzwischen bei Alaric, am offensten sprach. Ich konnte ihn inzwischen gut lesen und auch jetzt sah ich etwas in seinen Augen, was ich nicht erwartet hatte. Egal wie sehr er es versteckte, unter der ganzen Verwirrtheit sah ich deutlich einen Funken Schmerz, der mir selbst einen Stich versetzte. Gerade als ich wieder Worte fassen konnte und ihn darauf ansprechen wollte, übernahm er das Wort erneut. „Bade nicht zu viel in Selbstmitleid. Glaub mir, dass hilft einem nicht weiter. Und beeil dich, wir sollten losfahren."

Bloodstream // Katherine PierceWhere stories live. Discover now