Kapitel 60

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Nach dem Umziehen fand er seine Freunde völlig durchnässt vor den Umkleidekabinen, während sie auf ihm warteten. Dutzende von Schülern machten sich derweilen auf den Weg ins Schlossinnere. Auch Harry trat nur ungern wieder nach draußen und sie machten sich auf den Weg zum Schloss.

Derweilen sahen sie die ein oder anderen Auroren auf dem Gelände. ,,Auf den Tribünen waren auch einige gewesen. Und aus deren Zauberstäben kam das gleiche helle Licht wie aus Professor Lupins Zauberstab, als er uns gegen den Dementor beschützt hatte.'', erzählte Ron. Harry konnte sich von dieser Beschreibung aber nicht viel vorstellen. Er hatte nicht mitbekommen, wie Professor Lupin sie oder besser gesagt ihn gerettet hatte. Er war in so einer Trance gewesen, dass er neben geheimnisvollen Stimmen, nicht mal seine Umgebung mehr wahrnehmen konnte.

Hermine erhob das Wort: ,,Was du meinst, Ron sind Patroni. Ein Patronus ist die Manifestation von positiven Gefühlen und Erinnerungen, die einen vor Dementoren beschützt.''

Ron schien über ihre Worte nachzudenken: ,,Dann halt Patronus ..., aber das bedeutet ja, dass Dementoren in der Nähe waren! Deshalb ist das Wetter bestimmt auch so mies.'', Ron blickte darauf finster gen Himmel, während ein weiterer Blitz das Himmelszelt erleuchtete.

,,Wenn es nach mir ginge, könnten die Dementoren wieder nach Azkaban verschwinden. Sie sind ein größeres Risiko, als dass sie helfen würden. Ich habe gehört, dass das Ministerium Dementoren in Azkaban nur verwendet, damit die Insassen gequält werden.'', Neville besah die Auroren mit einem bitteren und enttäuschten Blick, als ob er von ihnen eigentlich mehr erwartet hätte.

,,Das Ministerium muss schon seine Gründe haben. Sie können die Situation wohl doch am besten einschätzen.'', verteidigte Hermine die Maßnahmen des Ministeriums. ,,Immerhin haben Auroren ein viel besseres Gespür für Gefahren als wir.''

Nevilles Augen blitzten: ,,Hermine hast du etwa schon wieder vergessen was letztes Jahr-'', Hermine brach Neville mit einer nervösen Handbewegung umgehend zum Schweigen: ,,Sprich doch nicht so laut darüber! Gerade nicht in der Nähe von du-weißt-schon.'', zischte sie und schaute kurz in die Richtung der Auroren. Sie durften nicht vergessen, dass Dumbledore Voldemorts Wiederkehr vor dem Ministerium aus einem guten Grund verschweigen wollte. Obwohl er sich jeden Tag mehr fragte, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Seit sie im Ministerium ausgesagt hatten, hatte Dumbledore das Thema Voldemort nicht mehr angesprochen. Es war zum Haare raufen und es frustrierte ihn immer noch.

Hermine atmete tief ein, ehe sie ruhiger fortfuhr: ,,Und soweit ich mich erinnere, sind wir dem auch nur geradeso entkommen.'', sie blickte Neville erwartungsvoll an, als würde sie hoffen, er würde ihre Sicht der Dinge nun verstehen. Doch Neville schwieg und schaute unzufrieden mit dem Ausgang des Gespräches aus. Als auch Hermine nach mehreren Momenten realisierte, dass keine Antwort von Neville mehr kommen würde, verschwand ihre hoffnungsvolle Miene.

,,Gibt es hier ein Problem?''

Die Jugendlichen blickten in die Richtung, aus der die knurrende Stimme gekommen war. Vor ihnen stand ein älterer Mann, der etlichen Narben besaß. Sein Gesicht sah aus, als ob es wie Holz grob zurechtgeschnitzt war. Er blickte sie skeptisch mit einem dunklen Auge an, das rechte dagegen war von einer grellen blauen Farbe, welche keinesfalls menschlich wirkte.

Er taxierte sie mit einem stechenden Blick, das grelle Auge bewegte sich, zu seinem Grauen, unabhängig zum rechten und schwankte zwischen ihnen vier hektisch umher. Das dunkle Auge des Mannes verengte sich zu Schlitzen auf ihre Stille. ,,Ich warte auf eine Antwort!'', bellte der Mann, wobei seine Stimme noch knurrender wurde.

Sie konnten es nicht verhindern, bei dem Ton zusammenzuzucken. ,,Nic-chts, Mad-Eye Moody Sir!'', schnappte Ron mit heiserer Stimme nach Worten, seine Augen waren zu Tellerminen geweitet. Mit einem Ruck taxierte das grelle Auge Mad-Eye Moodys Ron mit Intensität, während der alte Mann ungläubig schnaufte: ,,Ach wirklich? Für mich sah das aus, als würden zwei Knuddelmuffs sich, um das letzte Staubkorn streiten.''

Neville ließ einen erstickten Laut ertönen und wurde rot im Gesicht. Seine Lippen waren zu einer Linie verschmolzen: ,,Wie Sie schon sagen, es war nichts Wichtiges. Wir wollten Sie auch nicht stören. Sie haben bestimmt Besseres zu tun, als sich um den Streit zweier Schülern zu kümmern.'', sagte er mit ruhiger und bestimmter Stimme, während Harry schockiert zu ihm schaute. Hatte Neville einen Todeswunsch? Einem Auroren so eine Antwort zu geben war.... gewagt, um es freundlich auszudrücken.

Moodys dunkles Auge verengte sich, doch statt einer wütenden Antwort, schmunzelte der ältere Zauberer. ,,Na sieh mal einer an. Hast ja das Feuer deines alten Herrn geerbt, Longbottom! So etwas respektiere ich.'', Moody neigte sich nach vorne: ,,Aber pass auf, dass dich das nicht irgendwann in den Hintern beißt.'', Neville blinzelte überrascht und nickte verhalten: ,,Verstanden, Sir.''

Währenddessen spürte Harry den Blick des grellen Auges auf ihm ruhen, welches ihn allumfassend begutachtete und schlimmstenfalls prüfte. Er konnte den Drang nicht unterdrücken, den Blickkontakt abzuwenden und zum Schloss zu blicken. Das Auge folgte seinem Blick, nur der Klang eines aufkommenden Donners ließ das Auge hektisch umher rotieren. Moody stand, aber weiterhin still und starr vor ihnen: ,,Regen und Donner, die besten Freunde jedes Angreifers. Bei den ganzen Geräuschen können dem Ohr schon die ein oder anderen Informationen entgehen. Zumindest dann, wenn man unachtsam ist. Man muss immer auf seine gesamte Umgebung achten! Sonst können Unfälle passieren, nicht wahr?''

Unerwartet ergriff Moody seinen verletzten Arm, welchen er prüfend von allen Seiten betrachtete. Dabei drückte er seine Zähne hart gegeneinander, doch als Moody seinen Arm nach oben bog, konnte er das Zischen, welches seinen Mund entfloh, nicht verhindern. Moody dagegen nickte wissend: ,,Nichts gebrochen, nur verstaucht. Hätte bei einem Klatscher schlimmer ausgehen können. Nur etwas Kälte und der Arm ist wieder wie neu.'', Harry versuchte seinen Arm Moodys Griff zu entziehen, doch der Zauberer drückte schon die Spitze seines Zauberstabes gegen seine Haut und augenblicklich breitete sich dort eine Kälte aus, die ihn die Kälte von draußen, für den Moment, vergessen ließ. Einen Augenblick später hatte Moody seinen Arm wieder losgelassen und schaute ihn mit einem amüsierten Ausdruck an.

Eine weibliche Stimme rief nach dem alten Zauberer und Harry konnte, trotz des schlechten Wetters erkennen, dass es Tonks war, ihre pinken Harre standen in einem starken Kontrast mit dem grauen Wetter. Moody nickte nur in ihre Richtung, worauf die Hexe, mit Elan, ihre beiden Daumen begeistert hochhielt. Moodys grelles Auge drehte sich auf eine Weise, was ihn an Augenrollen erinnerte. ,,Die Pflicht ruft. Ihr solltet wohl auch wieder ins Schloss gehen, wer weiß, was hier noch so lauert.'', brummte Moody und verließ sie hinkend. Er besaß ein Holzbein, doch sein langbeiniger Gang machte ihn keinesfalls langsam.

Ron sprach noch den restlichen Tag über ihre Begegnung mit Mad-Eye Moody und seinem Ruf, der ihn in dieser Welt vorauseilte. Dutzende Kämpfe mit dunklen Zauberern und die größte Anzahl an Verhaftungen während des Krieges, welche er mit Narben und verlorenen Gliedmaßen bezahlt hatte. Mad-Eye Moody wirkte für ihn wie die Sorte Zauberer, die Sirius Black fassen könnte.

Trotzdem hatte keiner von ihnen bemerkt, wie helle Augen sie durch die Büsche beobachtet hatten. 

Der Pfad eines GryffindorsWhere stories live. Discover now