Kapitel 20 1/2

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Die Nacht schlief ich nicht gut, wachte immer wieder auf vor Kälte. Erst spät schlief ich wirklich tief und ruhig. Doch auf einmal erschrak ich, die Tür wurde aufgerissen, Licht strömte in die Zelle und bevor ich auch nur die Augen öffnen konnte traf mich ein heftiger Schlag in die Rippen. Sofort war ich hellwach und starrte in Dominics hasserfüllte Augen. "Aufstehen!" Schrie er mich an, doch bevor ich auch nur einen Finger rühren konnte, riss er mich an den Haaren hoch. Vor lauter Schmerz schrie ich auf. Was hab ich denn bitte getan das ich sowas verdient hab?! Wut stieg in mir auf und ich rammte ihm mein Knie in den Magen, fast gleichzeitig landete meine Faust in seinem Gesicht. Ich schlug einfach weiter auf ihn ein bis er am Boden lag. Er war bewusstlos. Ohne ihn weiter zu beachten lief ich zur Tür die er glücklicher Weise offen gelassen hat. Ich knallte sie hinter mir zu und fing an zu rennen. Ich lief den Gang entlang bis eine Treppe kam die ich sofort hoch rannte doch genau an der obersten Stufe stieß ich mit jemandem zusammen. Es war Aaron, doch der Zusammenprall war so groß das ich umfiel. Ich spürte nur noch wie mein Körper immer wieder auf die Treppenstufen knallte bis ich unten schließlich reglos liegen blieb. Mir tat alles weh, jeder Knochen brannte und pochte. Dann wurde alles schwarz und der Schmerz war weg.

"Lebt sie noch?" Hörte ich eine Stimme über mir und ich öffnete die Augen. Im selben Moment kehrte der Schmerz zurück und ich stöhnte gequält auf. "Na sieh mal einer an, unsere kleine Ms Rebellion ist wieder wach!" Lachte Denniz spöttisch und ich sah in 2 weitere Augenpaare, Aarons und Dominics. Oh Shit, Dominic sah mich bitterböse an und hatte ein blaues Auge. "Bringt sie in die Zelle!" Sagte Denniz noch bevor er sich einfach umdrehte und ging. Kurz darauf packte mich Aaron unter den Armen und Dominic an den Füßen und trugen mich in einen Raum weiter hinten. Ich versuchte zu strampeln aber ihr Griff war einfach zu fest, außerdem schmerzte mein ganzer Körper bei der kleinsten Bewegung, weswegen ich es bald aufgab mich zu wehren. Während Dominic die Tür öffnete und hinter uns wieder schloss hielt mich Aaron, mit den Händen hinter den Rücken, fest. Ich fühlte mich wie ins Mittelalter zurückversetzt. Ein kleines Fenster mit Gitterstäben davor, Steinwände und Metallketten mit Fesseln an der Wand. Beide schnappten sich jeweils einen Arm von mir und fesselten ihn an den Ketten. Die Kette ließ mir nur einen sehr geringen Bewegungsfreiraum, aber so absurd es auch war, ich fing an zu lachen! "Was soll das?! Sind wir jetzt im Mittelalter das ihr mich schon mit Ketten an die Wand fesseln müsst?!" Beide starrten mich fassungslos an bis Dominic seine Stimme wieder fand: "Lach so viel du willst, mal sehen wie lustig du das alles noch findest wenn du erstmal ein paar Tage hier drin bist. Ohne Essen und Trinken." Beim letzten Satz grinste er und ich zuckte bei seinen Worten zusammen. Ohne Essen und Trinken? Wollen die mich verarschen? Ein Luftzug kam durch das offene Fenster dass wenigstens ein bisschen Tageslicht in den Raum warf, und ich bekam eine Gänsehaut auf meinen nackten Beinen. "Oh, ist dir etwa kalt?" Fragte Aaron gespielt besorgt. "Na sie heißt doch Snow White, dann sollte sie sich mit Kälte doch bestens auskennen." Spottete Dominic. "Viel Spaß hier die nächsten paar Tage" mit diesen Worten verschwanden sie.
Scheiße! Was ist wenn sie das ernst gemeint haben? Mein Magen knurrt ja jetzt schon, wie soll ich das denn dann die nächsten "paar Tage" durchhalten? Und ohne trinken? Verdurstet man nicht nach drei Tagen ohne Flüssigkeit? Ein Schauder lief mir über meinen Rücken. Es war verdammt kalt. Hier zog es wie Hechtsuppe, sie hätten wenigstens das Fenster zu machen können! Schließlich habe ich immer noch nur mein Kleid an.
Meine Arme hingen links und rechts, auf Schulterhöhe, von mir gestreckt. Beim Versuch aufzustehen schnitten mir die Fesseln wieder tief in die Handgelenke und mein Knie gab einen Stich. Okay das ging also nicht. Wieder am Boden der Tatsachen angekommen saß ich da und zog meine Beine dicht an meinen Körper. Am liebsten hätte ich meine Arme um sie geschlungen aber die Ketten waren zu kurz. Ich fühlte mich wirklich wie im Mittelalter. Wir schreiben das Jahr 2015! Und ich sitze hier an einer Wand gefesselt! Da war mir meine vorherige Zelle eindeutig lieber. Dort hatte ich wenigstens eine Decke, eine Matratze und Armfreiheit. Aber die hab ich mir wohl durch meine kleine Schlägerei mit Dominic versaut.
Jetzt saß ich wie ein Häufchen Elend da und konnte nur hoffen das mich Alex und die anderen vielleicht retten. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich hatte Angst! Panische Angst! Davor, was die hier von mir wollen! Was sie weiterhin mit mir Vorhaben. Ob ich dieses Gebäude überhaupt lebend verlassen würde. Sogar darüber ob mich die anderen überhaupt suchen würden.
Heiße Tränen stiegen mir in die Augen und liefen schließlich meine Wange hinab. Ich starrte einfach auf die Tür vor mir und hoffte das mich irgendwer hier rausholen würde.
Nach einer Weile waren meine Tränen versiegt und ich fing an leise zu singen. 'How to save a life' von The Fray. Es war das erstbeste was mir einfiel und mich nicht sofort wieder zum Weinen brachte.
Nachdem ich es bestimmt zum zehnten Mal gesungen und gesummt hatte wurde die Tür mit einem kräftigen Schwung geöffnet und ich zuckte heftig zusammen.

Snow White ~ cold as iceWhere stories live. Discover now