Achtzehn

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Nervös zappelte Atsumu auf Osamu's Bett herum und beobachtete ihn, während er sich umzog. Die Ader an der Stirn seines grauhaarigen Zwillings pochte bedrohlich auf und er funkelte Atsumu nun wütend an.

„Was willst du?", grummelte er und zog sich sein Shirt über den Kopf.

„Gehst du zu Chizuru?", fragte er leise und bemerkte wie seine Wangen sich erhitzten.

Nach deiner Rede gestern, hatte er die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Er musste auch schon öfter an dich denken, doch heute Nacht plagten ihn regelrechte Schuldgefühle. Er fragte sich, ob er vielleicht zu nachtragend war. Zu schlecht mit dir umgegangen ist. Die Tatsache, dass er dein Herz gebrochen hat.. wies ja daraufhin, dass er in deinem Herzen war. Warst du etwa auch in ihn verliebt? Es beschäftigte ihn. So sehr, dass er nach seiner Frage an seinen Bruder, direkt wieder in Gedanken abschweifte und seinen skeptischen Blick nicht einmal bemerkte.

„Idiot, bist du noch anwesend?", mit seiner Hand fuchtelte Osamu vor seinem Gesicht herum.

Blinzelnd und verwirrt sah ihn sein Zwilling an, nachdem er wieder geistig anwesend war.

„Wieso fragst du? Und seit wann nennst du sie wieder beim Vornamen? Sonst war sie doch immer nur sie oder dieses Mädchen.."

Osamu fragte sich wirklich, was zwischen euch vorgefallen war. Natürlich hatte ihm sein Bruder nichts von dem Zwischenfall an der Schule erzählt, auch nicht dass er dich nach Hause begleitet hatte und vor allem nicht was du ihm an den Kopf geworfen hattest. Doch Osamu war nicht dumm, er bemerkte den veränderten Blick seines Bruders, wenn dein Name fiel. Vorher war dieser verletzt und wütend. Nun steckte Traurigkeit mit einem Hauch von Sehnsucht darin.

„Gehst du nun zu ihr oder nicht?", umging er dem Kreuzverhör und sah seinen Bruder bittend an. Dieser seufzte nur und nickte stumm.

„Kann ich mitkommen?", seine Stimme war leise und klang ziemlich verunsichert. Osamu wurde immer misstrauischer, doch sein Bruder tat ihm schlichtweg leid.

„Von mir aus. Wir gehen gemeinsam mit Suna in die Stadt", schulterzuckend zog er sich seine Jeansshorts an, da es Mittags schon ziemlich warm wurde.

In der Zwischenzeit hattest auch du dich zurecht gemacht.

In einem hellblauen, luftigen Frühlingskleid gekleidet, betrachtetest du dich nochmal im Spiegel. Geübt flechtest du dir zwei Haarsträhnen, die du an deine offenen Haare befestigst. Zufrieden sahst du deinem Spiegelbild entgegen. Selbst die blauen Flecken hattest du so gut es ging abdecken können.

Als es an der Türe klingelte, tapst du die Treppenstufen herunter und konntest schon sehen, wie dein Vater deinen Besuch empfing.
„Oh, heute zu zweit", lachte er und verwirrt runzeltest du die Stirn. Osamu meinte, dass ihr euch mit Suna in Stadtnähe treffen würdet, da er in einer ganz anderen Richtung wohne.

Vorsichtig lugtest du an deinem Vater vorbei, um den zweiten Gast sehen zu können.
Zuerst weiteten sich deine Augen, bis du wieder die Fassung zurückerlangt hattest.
Du versuchtest so desinteressiert wie möglich auszusehen.

„Hey Samu", begrüßt du den Grauhaarigen und ignoriertest seinen Begleiter einfach gekonnt.
Dieser zuckte jedoch eingeschüchtert zusammen. Er hatte deine Ignoranz all die Jahre nie zu spüren bekommen, selbst als er so mies mit dir umging, warst du stets freundlich.

Dein Vater warf Osamu einen fragenden Blick zu, da du überall hinsahst nur nicht in eines der vielen Gesichter um dich herum. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern, doch konnte sich ein selbstgefälliges Schmunzeln nicht verkneifen.

„Komm nicht zu spät, ich mach Abendessen. Deine Freunde können ruhig auch zum Essen bleiben", rief er euch noch hinterher.

„Halloooo", versuchte Atsumu dich fröhlich zu begrüßen.

Du ignoriertest ihn und sahst mit hochgezogener Augenbraue zu seinem Zwilling.

„Was macht der hier? Ich dachte wir treffen uns mit Suna.."

„Er hat regelrecht gebettelt..", seufzte Osamu.

„Hey.. redet nicht so, als ob ich nicht anwesend wäre..", jammerte Atsumu und stellte sich ebenfalls neben dich, sodass du nun in der Mitte liefst. Den ganzen Weg über hattest du seinen Blick gemieden und nur geantwortet wenn etwas in die Runde gefragt worden ist. Osamu spürte die Spannung zwischen euch und hielt es kaum mehr aus.

Somit blieb er abrupt stehen und sah zwischen euch beiden hin und her.

„Hab ich was verpasst? Ihr habt irgendwie die Rollen getauscht", sichtlich irritiert rieb er sich die Stirn.

„Ehm.. nein.. also Chizuru und ich-"

„Wow, du kennst ja noch meinen Vornamen. Respekt", spottest du, mit einem aufgesetzten Lächeln. Welches beiden das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Du hast nichts verpasst Osamu. Ich versuche einfach nicht mehr freundlich zu denen zu sein, die sowieso nichts mit mir zu tun haben wollen", kam es kalt von dir und eilig liefst du weiter. Du wolltest nicht, dass er weiter nachbohrte. Sollte er doch seinen Bruder fragen. Immerhin war er es, der dich ständig gemieden hatte. Wenn du es jetzt tatst, war es plötzlich etwas weltbewegendes.

Osamu warf seinem Bruder einen strengen Blick zu. Der ihm so etwas wie 'wegen dir hat sie schlechte Laune, bieg es wieder gerade', heißen sollte. Entschuldigend hob Atsumu seine Hände und warf dann einen verstimmten Blick auf dich. Er wollte es definitiv wieder gerade biegen. Nur wusste er nicht wie. Er musste dich wirklich sehr verletzt haben, mit der Art und Weise wie er dich die letzte Zeit behandelt hatte. Wieso konnte er dich nicht einfach so wie Osamu, mit offenen Armen empfangen. Natürlich stand ihm sein geschundener Stolz im Weg. Immerhin hattest du dich nie bei ihm gemeldet. All die Jahre nicht. Obwohl du ihm sagtest, dass auch du ihn vermissen würdest. Hättest du es getan, dann hättest du dich ja auch bei ihm melden können. Hast du aber nicht.
Mag sein das Osamu dir das verzeihen konnte. Doch er war verletzt. Sein Zwilling empfand nicht dasselbe für dich, wie er. Zumindest damals nicht.

„Da seid ihr ja endlich!", erreichte euch die monotone Stimme Sunas.

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt