Siebenundzwanzig

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Am nächsten Tag gingst du mit den Jungs zur Schule. Du wartetest natürlich bis keine Lehrer mehr da waren, die dich argwöhnisch mustern könnten.

Nachdem du dich kurz verabschiedet hattest, liefst du automatisch in die Richtung der Schwimmhalle. Mit einem langen Atemzug schobst du die schwere Stahltüre auf und inhaliertest den Chlorduft genüsslich ein. Deine Augen waren geschlossen und du nahmst dein Umfeld gar nicht mehr wahr.

„KAPITÄÄÄÄÄN"

Schlagartig öffnetest du deine Augen und es hatten dich bereits zig Mädchen, in nassen Badeanzügen, beschlagnahmt.

„Was machst du hier?"

„Chizu-senpaiiiii"

„Wir haben dich so vermisst"

Ein blondes Mädchen stellte sich zu euch und ihr Grinsen reichte ihr bis über beide Ohren.
„Lasst sie doch erstmal ankommen Leute", tadelte sie ihre Kohai's.
„Du willst sie doch nur für dich haben Aiko-chan", schimpfte eure Gleichaltrige.
„Sie ist ja auch meine beste Freundin, schon vergessen?", triumphierend richtete Yoshida Aiko ihren Blick auf dich. Sie konnte dein Lächeln erkennen, doch der traurige Schimmer dahinter war für sie ebenfalls ersichtlich.

„Und wie ist es so mit dem Haufen Chaoten?", fragtest du deine beste Freundin.
„Anstrengend", seufzte sie erschöpft.
„Ich weiß gar nicht, wie du das alles immer so ohne Mühe hinbekommen hast – HEY STRENG DICH GEFÄLLIGST MEHR AN, DIE ANDEREN SIND DOPPELT SO VIELE BAHNEN GESCHWOMMEN!", schrie sie mittendrin, einen eurer Kohais an.
Verbittert lachtest du.
„Also so ganz ohne Mühe war es nicht, ich hab euch nur nichts anmerken lassen", du ließt dich auf die Bank nieder und sahst deinem ehemaligen Team beim Bahnen schwimmen zu.

„Und wie ist das Team deiner neuen Schule, ihr habt doch eins oder nicht?"
Deine Laune verschlechterte sich augenblicklich und dein Blick wurde düster.
Dies blieb deiner Freundin nicht unbemerkt. Verständnisvoll legte sie eine Hand auf dein Knie und sah dich eindringlich an.
„Lass uns nachher was Essen gehen, ja?"

„WIEEE DIE HABEN DICH ERBÄRMLICH GENANNT, WENN ICH DIE IN DIE FINGER KRIEGE DIESE ELENDIGEN", schnell schob sich Yoshida ein weiteres Stück Sushi in den Mund und spülte den Frust mit ihrem Litschisaft herunter.

„Seither gehe ich eben außerhalb der Schule meine Bahnen schwimmen.."

„Und die Wettkämpfe?", mit großen Augen sah dich deine Freundin an.
Seufzend wandtest du den Blick ab.
„Gibt es keine.."

„Hm..", machte sie nur und sah dich bemitleidend an. Sie wusste nur zu genau, wie sehr du diesen Sport liebst und wie motiviert du warst, wenn es um die Wettkämpfe ging. Es musste wirklich schwer für so jemanden wie dich sein, zumindest dachte sich das deine beste Freundin.

„Und was ist jetzt mit diesem Miya? Welcher war es nochmal..", angestrengt dachte sie nach.

„Atsumu", murmeltest du traurig.

„Du hast was besseres verdient Chizu, glaub mir. So eine treue Seele wie dich, wird er in seinen Lebtagen nicht mehr finden", dies bezog sie auf die Tatsache, dass du bis jetzt noch keinen einzigen Freund hattest. Du musstest es nie erwähnen, doch sie hatte allein durch die Erzählungen deinerseits entnehmen können, dass du Hals über Kopf in Atsumu verknallt warst.

Frustriert pustest du dir den Pony von der Stirn und lehntest dich zurück.

Du lagst in deinem Bett, welches dir zumindest zur Verfügung gestellt wurde. Du hattest dich einige Male hin und her gedreht, doch einschlafen konntest du einfach nicht.
Reflexartig griffst du nach deinem Handy. Es waren wieder einige Nachrichten von Osamu dabei. Einerseits fühltest du dich miserabel, weil er ja nichts für das Verhalten seines Bruders konnte.

Kaum warst du auf seine Nachricht gegangen, klingelte bereits dein Handy.

„Hey Osamu..", kam es leise von dir.

„Chizu-chan.. ist alles in Ordnung, wieso schreibst du mir nicht zurück? Hab ich dich irgendwie verärgert?"
Prompt fühltest du dich elendig. Dass du Osamu so ein Gefühl vermittelt hattest, tat dir unendlich leid.

Verzweifelt seufzt du.

„Nein, nein. Hast du nicht. Es tut mir leid", sagtest du schließlich.

„Wann kommst du wieder?", fragte er dich nun und etwas Sorge schwang mit.

„Weiß ich nicht.. ehrlich gesagt.. also-"

„DU KOMMST DOCH WIEDER ODER?", als hätte er deine Gedanken vernehmen können, war er plötzlich völlig in Rage.

Atsumu stürmte in sein Zimmer, er hatte an der Türe gelauscht. Konnte jedoch nur das Gesagte seines Bruders hören. Osamu stellte dich auf laut.

„Ehrlich gesagt.. also..", du stammeltest vor dich hin. Osamu war dir mit der Zeit wieder ans Herz gewachsen und du wusstest nicht wie du vor ihm deine Bedenken äußern solltest.

„C-Chizuru.. willst du nicht mehr zurück?"
Du hattest sein schockiertes Gesicht förmlich vor Augen.

„Weißt du Osamu.. ich hab dort kein richtiges Team und das Schwimmen ist mir unheimlich wichtig.. du merkst ja selber, dass es auf Dauer nicht mehr geht.. vor allem nächstes Jahr, wenn wir Abschlussprüfungen haben.. und außerdem.."

Wie solltest du ihm sagen, dass es hauptsächlich an seinem Bruder lag, dass du nicht zurückwolltest.

„Liegt es an Tsumu?"
Dabei warf er seinem Zwilling einen herablassenden Blick zu. Atsumu sah zu Boden und ballte seine Hände zu Fäusten. Wenn du nicht mehr zurückkommst.. was sollte er dann mit seinem Leben anfangen. All die Jahre dachte er, er könne auch ohne dich. Doch dann warst du wieder da. Der Groll, den er gegen dich hegte, war nichts anderes als die verdrängte Liebe, die er für dich empfand.

„Ich muss dann auflegen, ja? Wir schreiben Osamu", schnell wolltest du vom Thema abweichen. Du hattest nicht vor zuzugeben, dass es an seinem Zwilling lag. Dafür warst du noch nicht bereit.

„Okay Chizu-chan, aber antworte mir auch!", er klang enttäuscht, doch du konntest nichts dagegen tun.

„Mach ich Samu. Ich hab dich lieb", kam es leise von dir, ehe du auflegst.

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt