Hoffnung auf Rettung | Kapitel 34.

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Hoffnung auf Rettung | Kapitel 34.

On-jo

Die Truppe war noch immer recht aufgewühlt, doch konnte man es ihnen verdenken? Sie haben bereits so viele Opfer erleiden müssen und saßen erneut da ohne jegliche Führungsposition. Mit bereits müden Augen schaute sich das Mädchen in der Runde um, sie und einige andere der Truppe hatten bereits um den riesigen Tisch in der Mitte des Studios Platz genommen, außer einer. On-jo schluckte schwer, als sie hinter sich zum Fenster blickte. Da stand er und starrte geistesabwesend hinunter aufs von Dunkelheit umhüllte Schulgelände. Ihren besten Freund so verloren und von der Trauer überwältigt zu sehen, schmerzte sie. Das Mädchen zögerte nicht länger und schließlich näherte sie sich mit leichtfüßigen Schritten ihrem besten Freund.

»Woran denkst du?«, fragte On-jo zögerlich, kaum als sie sich neben ihn ans Fenster gestellt hatte. Auch sie blickte inzwischen hinab auf die verlorenen Seelen, welche willkürlich über das Schulgelände umherstreiften. Es schien, als wolle Cheong-san sich nicht mit ihr unterhalten, denn er antwortete nicht. Sie konnte verstehen, dass ihm nicht nach Reden zumute war, jedoch wollte sie ihm bei seinem Schmerz beistehen, so wie er es zuvor bei ihr versucht hatte.

»Deine Hand … das muss doch weh tun?«, fragte On-jo mit hörbarer Besorgnis in ihrer Stimme. Müde betrachtete sie seine blutigen Fingerknöchel, ehe sie wieder zu ihm aufblickte. Der Junge antwortete noch immer nicht, doch davon wollte On-jo sich keinesfalls beirren lassen.

»Ich weiß genau, wie du dich fühlst.« begann sie zögerlich, ehe sie verstummte. Ja, sie wusste genau, welchen Schmerz er gerade verspüren musste. Der Tod von Gyeong-su war tragisch und ging auch an der kleinen On-jo nicht spurlos vorbei.

»Mir geht es genauso.« fuhr sie fort, kaum, als sie erneut versuchte, Augenkontakt mit ihm aufzunehmen.

»Lass gut sein«, erwiderte Cheong-san monoton noch immer ohne On-jo eines Blickes und würdigen.

»Du kannst mich nicht trösten.« erklärte er und es schien, als würde er sie mit dieser Aussage überzeugen wollen, ihn endlich in Ruhe zu lassen.

»Oh doch, das kann ich.«, erwiderte sie hörbar überzeugt.

»Lass es trotzdem.« meinte Cheong-san und noch immer schenkte er dem Mädchen neben sich keinen Blick.

»Mir war vorher nicht klar, wie viel Isak mir bedeutet hat.« erklärte sie leise kaum, als sie endgültig den Blick von ihm abwandte.

»Seit sie weg ist, habe ich das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.« fuhr sie fort und ihr Blick galt den verlorenen Seelen auf dem dunklen Gelände. I-sak war irgendwo da draußen und Lydia vermutlich auch. Sie beide taumelten wahrscheinlich gerade durch die dunklen und kalten Flure dieser Schule.

»Gyeong-su …« begann Cheong-san leise, wodurch On-jo abrupt aufhorchte.

»Er ist irgendwo da draußen.« fuhr er fort, ehe er erneut verstummte und allmählich dämmerte es bei On-jo.

»Das mit Lydia tut mir leid, ich weiß, dass du sie gern hattest …«, gestand On-jo, ehe sie schuldbewusst auf ihre Hände blickte. Ein Augenblick der Stille verging, bis Cheong-san schließlich nickte, wenn auch etwas unsicher.

»Setzt dich zu uns.«, bat sie mit gewohnt sanfter Stimme, kaum, als sie vorsichtig an seinem Ärmel zog und ihn zur Truppe führte.

Erneute Stille erfüllte den Raum, niemand wagte etwas zu sagen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit der Müdigkeit aller Beteiligten zusammen hing. Sie alle waren erschöpft und geradezu am Ende ihrer Kräfte.

»Wieso haben wir hier Stimmen nicht gehört?«, fragte Cheong-san nach einer Weile und durchbrach somit endlich diese unangenehme Stille.

»Eigentlich hätten wir sie hören müssen …« fuhr er nachdenklich fort, wodurch schließlich alle Beteiligten aufhorchen.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Where stories live. Discover now