Kapitel 20

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Franka

Franka und Coletta waren erneut zu Besuch im Schloss, genau wie Kevina und ihr Mann Telman. Die Königin hatte sie hergebeten, damit ihre neue Schneiderin ihre Maße nehmen konnte. Königin Neda bestand auf prunkvolle Ballkleider. Auch Prinz Heinrich war mit seinen Eltern im Schloss. Doch nicht, um Maße nehmen zu lassen. Königin Neda hatte ihnen amüsiert erzählt wie ihr ältester Sohn vor einer Stunde gestolpert war und in einen der Brunnen im Schlossgarten gefallen war.

Die Schneiderin, Poppy, war sehr höflich. Sie fragte die drei nach ihren Lieblingsfarben und besonderen Wünschen.

„Ich möchte ein prächtiges Kleid, dass an einen Nachtfalter erinnert!", antwortete Kevina lächelnd. „In Beige und Weiß mit vielen Perlen."

Poppy nickte und machte sich Notizen. „Nachtfalter sind sehr elegant!", sagte die Schneiderin leise. „Und was wünschen sich die anderen beiden Hoheiten?"

„Rot. Ich möchte auffallen", sagte Coletta mit einem breiten Grinsen. „Ein blutrotes Kleid aus leicht durchschimmerndem Stoff!"

„Durchschimmernd?" Die Königin verzog das Gesicht.

Doch Coletta lächelte amüsiert. „Ja. Leicht durchschimmernd. Nicht komplett durchsichtig. Das wäre unerhört."

„Leicht durchschimmernd", wiederholte die Schneiderin leise. „Geht es um einen jungen attraktiven Adligen?" Die Schneiderin zwinkerte Coletta zu. Diese wurde rot.

„Natürlich nicht", brummte sie. Franka wollte sie gerade fragen, welcher junge Adlige Colettas Interesse geweckt hatte, doch die Königin kam ihr dazwischen. „Franka?" Lächelnd sah ihre Großmutter zu ihr. „Und für dich, mein Kind?"

„Ich weiß nicht, Großmutter", gestand sie. „Ich denke, ich möchte ein hellblaues Kleid."

„Eine gute Wahl. Mein erstes Ballkleid war ebenfalls hellblau!" Die Königin schwelgte für einen Moment in Erinnerungen. „Ich sah wundervoll aus. Das Kleid war herrlich. Ich würde es dir schenken, doch der Stoff wurde nach mehreren Jahrhunderten löchrig. Ich musste das Kleid wegwerfen. Und der Stil von damals ist nicht mehr modern."

„Aber du könntest beschreiben, wie es ausgesehen hat!" Franka sah aufgeregt zu der Schneiderin. „Und Sie ändern es etwas moderner ab?"

„Das wäre machbar", antwortete die junge Frau. Sie war achtzehn. Genau wie Coletta. Nur ein Jahr jünger als Franka.

„Wie schön!" Königin Neda war mit der Idee einverstanden und beschrieb gern ihr Ballkleid.

Später, als Franka im Garten spazieren ging, traf sie auf Prinz Heinrich. „Franka!" Heinrich lächelte erfreut. „Ich hörte, dass du auch da bist."

„Genau wie meine beiden Schwestern und Kevinas Ehemann." Franka überlegte, ob sie kehrt machen sollte. Doch sie entschied sich dem Prinzen den Gefallen zu tun, sich mit ihm zu unterhalten. Solange er höflich war. Sie hatte nicht vergessen, dass er zu ihr gegenüber bis vor zwei Jahren sehr abweisend gewesen war. In den letzten zwei Jahren hatte sich dies aber gebessert. Dennoch ging sie ihm lieber aus dem Weg.

Heinrich verzog das Gesicht. „Ich weiß. Ich hatte vorhin das Vergnügen Telmans besondere Gesellschaft genießen zu können. Er trägt einen Hut mit einem Vogelschädel als Dekoration. Ekelhaft."

„Besonders. An ihm ist einiges... besonders." Franka schüttelte den Kopf. „Kevina bezeichnet seinen Geschmack als besonders stilvoll."

„Vermutlich hat er einfach nur besondere Qualitäten im Bett", brummte Heinrich.

Sofort schüttelte Franka empört den Kopf. „Heinrich!"

„Was?" Er zuckte mit den Schultern. „Wetten, dass ich Recht habe?"

„Wetten? Um was?" Franka zog die Augenbrauen hoch. „Und wie wollen wir feststellen, wer gewonnen hat?"

„Der Gewinner tanzt auf dem Ball mit dem Verlierer."

„Ach? Aber dann... Bittest du mich um einen Tanz?" Franka blinzelte überrascht. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

„Ich denke schon." Heinrich zwinkerte ihr zu. „Würdest du auf dem Ball mit mir tanzen?"

„Nur wenn du die Wette gewinnst!" Sie grinste spitzbübisch. „Sonst nicht."

„Einverstanden." Heinrich nickte erfreut. „Ich werde auf jeden Fall diese Wette gewinnen!"

„Und wie verbringst du sonst den Tag? Wenn du nicht gerade alberne Wetten abschließt?", fragte Franka nun schmunzelnd.

„Albern!" Heinrich hielt ihr den Arm hin, damit sie sich bei ihm unterhaken konnte. „Diese Wette ist genial."

„Sicher." Franka nahm das Angebot an und die beiden schlenderten gemeinsam durch den Schlossgarten.

„Ich interessiere mich für Musik. Ich besuche gerne Konzerte und spiele selbst Klavier", erzählte Heinrich nun. „Und du? Prinzessin?"

„Ich sticke gerne. Außerdem spiele ich Geige. Mein Stiefvater hielt dies für ein angemessenes Hobby für mich und Coletta. Ich habe das Geigenspiel von Anfang an geliebt, doch Coletta hat es gehasst. Nach drei Unterrichtsstunden hat sie sich geweigert. Stattdessen hat sie Fechten gelernt. Das hat ihr sehr gefallen." Franka seufzte leise. „Ich habe bereits länger nicht mehr gespielt. Ich hatte keine Zeit. Immer gab es Termine, Bälle... Danach habe ich meist nur noch gelesen. Das Lesen finde ich sehr entspannend."

„Teilt ihr zwei auch Hobbies?", wollte Heinrich nun wissen.

„Oh!" Franka lachte leise. „Wir reiten beide gern. Bei unserer ersten Reitstunde bin ich vom Pferd gefallen. Direkt in einen Heuhaufen. Mein Haar war voller Stroh!"

„Ich bin in Pferdeäpfel gefallen", brummte Heinrich. „Das war weniger lustig. Und mir tat tagelang der Hintern weh."

Franka fand dies sehr lustig. „Oh weh!", murmelte sie kichernd.

Als ein frischer Wind aufzog, gingen die beiden zurück ins Schloss. Heinrich bestand darauf, sie bis zu ihrem Zimmer zu begleiten. Als sie in den Flur mit den besonders großen Gästezimmern kamen, hörten sie jedoch verdächtige Geräusche aus Kevinas und Telmans Zimmer kommen. Sehr verdächtige Geräusche. Überrascht bleiben die beiden vor der Tür stehen.

Heinrich zog die Augenbrauen hoch. „Ich denke, ich habe die Wette gewonnen."

Franka nickte nur. „Ja! Mehr!", hörten sie Kevina kreischen. „Du bist mein Tiger! Mach uns glücklich!"

„Uns?", wiederholte Franka verwirrt.

Leise lachend hielt Heinrich das Ohr an die Tür. „Ich höre drei Personen", murmelte er.

„Oh! Kevina!", stöhnte Telman nun. Jemand lachte. „Oh! Schöne Frau, deren Name ich vergessen habe! Du bist so heiß! So heiß wie mein Herzblatt."

„Ja!", schrie Kevina.

„Was auch immer die da treiben, es scheint spektakulär zuzugehen. Soll ich durchs Schlüsselloch gucken?", fragte Heinrich.

Franka schüttelte nur den Kopf und zog ihn von der Tür weg, bis zu ihrem Zimmer. „Das geht uns nichts an!", zischte sie. Doch ob sie es wollte oder nicht, sie lachte leise.

„Aber die Wette habe ich gewonnen!" Der Prinz lächelte selbstzufrieden. „Du schuldest mir einen Tanz."

Franka seufzte. „Allerdings."

„Ich bin der König des Betts!", stöhnte Telman laut.

„Ob er eine Krone trägt?" Heinrich blieb lachend stehen, um wieder zu lauschen. „Und wenn ja, wo?" Franka fluchte leise.

Doch dann hörten sie, wie jemand zu der Zimmertür von Kevinas und Telmans Tür stolperte. Schnell zog Franka Heinrich in ihr Zimmer. Sie ließ die Tür einen Spalt breit offen. Dicht aneinandergedrängt sahen die beiden in den Flur. Aus dem Gästezimmer kam die Schneiderin. Poppy sah sich mit roten Wangen um. Ihr Haar war zerzaust und ihr Kleid verrutscht. Lächelnd eilte sie davon.

„Ups", brummte Heinrich und die beiden brachen in schallendes Gelächter aus.


(c: sasi)


Nun... Ich würde mal sagen, dass war ein großes 'Ups'.


VAMPIR - Schloss des BlutsWhere stories live. Discover now