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Nachdem wir gerade unsere Stimmen für die Wahl abgegeben hatten, liefen wir wieder mehr in die Mitte der Halle, in der unser Abschlussball stattfand. Inzwischen waren so viele Leute gekommen, dass man einzelne Personen gar nicht mehr wahrnahm. Überall glitzerte und funkelte es nur noch von den vielen Ballkleidern, die fast jedes Mädchen trug.

Plötzlich legte jemand seine Hände über meine Augen und ich erschrak erstmal kurz. Sobald ich die fremden Hände wegschob und mich umdrehte erblickte ich meine Freundin Macy und gab ihr erstmal einen wunderschönen Kuss. Dann umarmte ich sie und flüsterte ihr dabei ins Ohr, dass es sehr schön ist, dass sie da ist.

,,Gibt's hier eigentlich Alkohol?'', hörte ich Cornetto's Stimme gefühlt durch den ganzen Raum rufen. Kurz daraufhin antwortete ihm jemand, deren Stimme ich nicht identifizieren konnte: ,,Hättest du wohl gerne, was?'' Dann herrschte Stille, zumindest zwischen den beiden.

Während andere weiter redeten fragte ich mich, ob es hier nun Alkohol gab oder nicht. Nicht, dass ich gerne welchen hätte, das nicht. Aber ich interessierte mich dafür, ob hier in zwei Stunden die Hälfte aller Schüler und Schülerinnen volltrunken lang laufen würden oder noch nochmal handeln würden. Doch da es sich um eine Schulveranstaltung handelte, war das wahrscheinlich verboten, denke ich.

Immer noch umarmte ich Macy, als daraufhin die Musik lauter und fetziger wurde und definitiv zum Tanzen einlud. Man merkte, wie sich die Personen nun noch enger nach außen stellten und in der Mitte Platz für die wurde, die so richtig tanzen mochten. Sofort füllte sich die Fläche mit drei Jungs, deren Anzug mehr cool als formell wirkte. Sobald der Refrain startete, legten sie beeindruckende Moofs hin und brachten dadurch alle zum Staunen. Immer mal wieder wechselten die Personen, doch gleich blieb, dass sie immer beeindruckten.

Mit der Zeit wollten aber immer mehr alle tanzen und so verschwand die Fläche in der Mitte und einige führten die Bewegungen aus, die ihnen gerade in den Sinn kam. Die Stimmung war einfach nur großartig, wir hatten viel Spaß und als ich zufällig Mona mit Yolanda erblickte, konnte ich das auch für die beiden bestätigen.

Inzwischen wurde es spät, als eine Lautsprecherdurchsage ertönte: ,,Wir bitten alle Qualifizierten zur Wahl des Ball-Paares bitte auf die Bühne, danke''

,,Es ist so weit Süße'', flüstere Macy mir ins Ohr und innerlich schmolz ich vor Glück schon wieder fast zusammen. Sanft berührte sie meine Hand und wir liefen in Richtung Bühne.
,,Ganz viel Glück euch beiden'', hörte ich Mara's Stimme irgendwo im Getümmel, woraufhin ich lächeln musste und ein danke in die Menge rief.

Auf der Bühne reihten sich nun nicht mehr die Instrumente auf, wie es vor kurzem noch der Fall gewesen ist. Jetzt lagen zwei Kronen und zwei Diadems auf einem roten Samt-Kissen. Unsere Schule war bestens vorbereitet, wenn ein homosexuelles Paar gewinnt, was mich freute.

Wir reihten uns zu zweit neben die anderen drei Paare, die sich ebenfalls aufgestellt hatten, ein. Macy's Hand lag nun fest in meiner und sie konnte meine Aufregung bestimmt gut spüren, da ich leicht zitterte.
,,Beruhig dich, mein Schatz. Alles wird gut'', flüsterte meine Freundin mir zu, doch meine Hand zitterte weiterhin. Das konnte ich beim besten Willen nicht ändern.

Unser Schulleiter erschien und hielt zunächst eine kurz allgemeine Rede, wobei er sich danach auf das jetzige Geschehen bezog. In seiner Hand hielt er die ganze Zeit diesen einen Umschlag, in dem sich höchstwahrscheinlich die Ergebnisse vorfanden. Allein das Ansehen davon machte mich so nervös. Ich hasse solche Situationen wirklich. Immer wenn etwas Neues geschieht oder ich im Mittelpunkt bin, bin ich nervös und aufgeregt. Genau wie jetzt. Die Musik war längst ausgeschaltet worden, sodass man seine Aufmerksamkeit jetzt quasi zur Bühne richten musste.

Es sei denn man nutzte genau diese Gelegenheit geschickt aus, um sich auf der Toilette mit einem Flachmann zu betrinken. Sicherlich war dafür jetzt ein guter Augenblick, da nun so gut wie alle Lehrer die Aufmerksamkeit nach vorne richteten. Und zwar auf mich. Und die anderen. Aber auch auf mich. Man war ich nervös.

Im Bann der Leidenschaft Where stories live. Discover now