Kapitel 6: Augen Auf Allem

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"In 10 Minuten kommt Amera. Bis dahin musst du mit ihr fertig sein", sprach Moahr Ezekim an. Er lachte "Sei kein Spielverderber, Bruder. Du kannst sie auch haben, wenn ich fertig bin"

Er nahm das Mädchen mit, hinter eine weitere Tür und schloss ab.

Akasha fragte "Was mache ich hier?"
Evim fragte schmunzelnd "Hast du Angst?"
"Nein, aber besseres zu tun als einem Dämon beim Petting zuzusehen"
"Petting also", lachte er. "Nannte man das so zu deiner Lebzeit?"
"Was sagt man heute?"
"Ach, das ist nichts für deine Ohren, kleine Fee", sagte er.
Moahr dagegen nahm kein Blatt vor den Mund:"Trockenfick" warf er plump in den Raum und grinste zufrieden.

Sowohl er als auch Ezekim wirkten nicht gerade eloquent. Geschweige denn klug. Dafür aber selbstüberschätzt. Akasha überlegte, ob etwas Bildung ihnen vielleicht helfen könnte ihre Wahrnehmung positiv zu beeinflussen. Wie viele Bücher es wohl bräuchte um diese leeren Gefäße zu füllen?

"Wenn Amera kommt werden wir deinen großen Plan besprechen". Evim setzte sich auf eine schwarze Ledercouch und schaute sie von unten nach oben langsam an. Es sollte sie wohl einschüchtern, doch auch als Mensch hatte sie keine Angst vor Dämonen. Dafür war sie zu lange im Geschäft. Und naja, Evim war nicht so dämonisch wie er vielleicht dachte. Jedenfalls nicht für sie.

Moahr war immer noch bei ihnen, trank einen sehr alten Whiskey aus der Flasche und knallte sich neben Evim aufs Sofa. "Tanz für uns, Mäuschen" sagte er und zeigte ihr mit dem Finger ein paar Drehbewegungen.

"Vergiss nicht, sie ist unsere Retterin. Sie wird uns eines Tages vor die Pforten des Himmels geleiten", erinnerte Evim.

"Das glaubst du doch selbst nicht", antwortete er.

"Vor dem Wunder steht der Glaube, mein Bruder"

"Ist das aus der Bibel?", fragte Moahr verwundert.

"Ich glaube das ist aus Schatten der Leidenschaft", sagte Evim und lachte ihr zu.

Sie konnte es nicht wissen denn der kühle Evim überspielte es mit Leichtigkeit, doch wie er sie so ansah stellte er sich für einen kleinen Moment vor wie es wäre, wenn sie auf seinem Schoß gesessen hätte. Sie wäre nicht ordinär dabei gewesen, keinesfalls. Sie hätte sich zuerst mit einem kurzen, wenn auch eindeutigen Blick seine Erlaubnis geholt, welche er ihr nach kurzer Zurückhaltung gewährt hätte.
Sie hätte ihm einen flüchtigen Kuss gegeben, nur flüchtig, sodass er eine Idee von ihrer Lust bekäme, von ihrer Leidenschaft.

Langsam würden ihre zarten Finger über seine Schultern gehen und ihm dabei die Jacke abstreifen. Sie würde ihn dabei ansehen, devot und leicht errötet. Ihre Hände würden unter sein Hemd gleiten und er würde versuchen sie zu küssen. Doch sie würde bestimmen. Den ersten Kuss würde sie verwehren, sich vielleicht ein wenig zur Seite drehen, sodass er ihren Hals erreichen konnte, in den er am liebsten hinein beißen würde. Den zweiten würde sie nahezu zulassen, doch erst beim dritten dürfte er ihr Lippen benützen. Sie würden weich sein und ihm einen Hauch vom Himmel offenbaren...

"Und wie ist nun dein großartiger Plan, Engelin?", fragte Moahr spottend und riss Evim damit aus seinem kurzen Tagtraum.

"Das würde ich auch gern wissen" Plötzlich stand Amera im Türrahmen und wirkte unzufrieden.

"Hast du sie uns tatsächlich mitgebracht Evim. Wo ist Ezekim?"

"Der holt gerade noch etwas" , log Moahr frech.
"Aha"
Ilse, Ameras Beste Freundin und rechte Hand, kam eine Zigarette rauchend, hinterher.

Ihre Stimme war kratzig und kopfstimmig, vermutlich weil sie schon zu Lebzeiten viel geraucht hatte und es zum Teil der Geschichte ihrer Seele wurde. Sie hatte etwas mütterlich fürsorgliches an sich aber gleichzeitig etwas sehr bitteres, wie eine ungeliebte Stiefmutter. Ihre Haut war wie die eines Nilpferds mit aneinanderreihenden winzigen Falten übersäht, dabei war ihre Haut eher weich.

Akasha musste sich schnell etwas einfallen lassen. Sie konnte wohl schlecht erzählen, dass ihr Plan schon längst in völlig neue Bahnen gelenkt wurde und sie erst in einer Woche eine Anhörung bei der Triade hatte, von der sie nicht wusste wie viel sie, nach dem Besuch von Petrus und Ridwan, tun konnte für einen Clan der alles andere als vorzeigbar war.

Der Rest des Clans trat ein. Unter ihnen auch Zanya, die sich völlig fahl und erschöpft auf der Couch neben Evim nieder ließ. Auch Ezekim kam nun aus seinem Versteck. Ohne das mitgenommen Mädchen.
Insgesamt verteilten sich nun die neun gefallene Seelen des Clans nach und nach im Raum und warteten auf das Wort von Amera, die erst Sprach als alle ihr Aufmerksamkeit schenkten:

"Meine Lieben, der Tag an dem sich unser Schicksal wenden wird ist bald gekommen. Wir werden eine Chance bekommen uns dem alles erhellend Licht zu nähern und jeder einzelne von uns wird Gelegenheit bekommen zu zeigen, daß er dem Himmelreich würdig ist"

Sie legte ihren Arm auf Akashas Schulter. "Akasha der Engel ist uns niedergesandt worden um uns anzuhören und unser Anliegen vorzutragen"

Akasha hatte keine Ahnung wovon Amera sprach. Ihre Worte klangen warm aber sie fühlten sich kalt an. Ehrlich antwortete sie "Ich bin Akasha. Und ja, ich habe mein Wort gegeben alles zu tun damit ihr euch einer neuen Chance würdig erweisen könnt. Ich war bei den Wächtern der Pforten und habe mit ihnen über euch gesprochen. Doch liegt es nicht in meiner Macht euch zu erretten"

Ein ungutes Raunen ging durch die Gruppe. "Was will sie dann hier?", hörte sie jemandem sagen. Akasha ließ sich nicht beirren. "Es liegt in eurer Macht Wege zu finden um eine zweite Chance zu bekommen. Tut Gutes, helft den Menschen. Tut ihnen einen Dienst und fragt euch nicht was sie für euch tun können. Seid frei, froh und gnädig mit euch und mit ihnen und ich werde für eure guten Taten bürgen"

Keiner von ihnen sagte etwas.
Keiner rührte einen Muskel.
Amera übernahm stattdessen das Wort.
"Wir wollen die Botschaft feiern. Auf die neue Zeit im Licht" eröffnete sie die Feierlichkeiten.
Wild und ungebändigt gröhlten die neun nun durcheinander. Evim schenkte Wein ein und reichte ihn Akasha zum anstoßen. Amera beobachtete beide und beschloss dann sie für sich zu vereinnahmen. Sie ließ ihr Glas an ihrem erklirren und nahm sie bei der Hand während auch die anderen hoch auf die Tanzflächen gingen. Sie führte sie in den VIP Bereich des Clubs auf eine breite Bühne mitten auf der Tanzfläche. Immernoch tanzten die Menschen und Dämonen anzüglich mit einander. Amera ließ ihnen ein paar dicke Flaschen Champagner kommen. Moahr, Ezekim, Ilse, Zanya, Dionzen und Evim folgten sogleich.

Sie duschten sich mit der frisch geöffneten Champagnerflasche und tranken ein Glas nach dem anderen. Moahr und Ilse zogen eine dicke Line vom Tisch und ging in die tanzende Menge, unter ihnen hinein. Ezekim und Amera tanzten so innig mit einander, dass ihre Lippen sich kussnah waren. Tief blickten sie einander an und reibten ihre Körper aneinander.
"Sind sie zusammen?", fragte Akasha Evim ins Ohr. "Bei uns Dämonen gibt es das nicht unbedingt. Amera ist unsere Anführerin. Sie hat Macht, Akasha. Mehr als wir uns vorstellen können. Und Ezekim will macht"

Evim ließ nicht wieder von ihrer Seite ab und legte stattdessen dem Arm um ihre Tallie um sie sich nahe zu bringen. Erst überrascht, ließ sie es geschehen, denn er tat es sanft, ohne Druck und abwartend wie sie reagieren würde. Es war ein schönes Gefühl, von so einem schönen, großen Mann gehalten zu werden.

Sie wogen sich im Takt der Musik. Akasha, schaute ihn immerzu an. Seine Augen sprachen mit ihr. Wie schon beim ersten mal erzählten sie ihr eine Geschichte. Wehmut und Hoffnung schimmerten darin. Er kam ihren Lippen nun sehr nah. Der Champagner ließ seine immerzu schweren Gedanken leichter werden. Aber er wollte sie nicht küssen, sie nicht mit seiner Verderbtheit benetzen. War sie in seiner Nähe, hatte er diese unglaublich lebendigen Gefühle. Es war, als käme er etwas nahe, dass er zu Lebzeiten gekannt hatte, doch es war noch zu weit weg. Magnetisch zog es ihn an, zog sie ihn an und doch kämpfte er dagegen. Er wollte sie spüren, küssen verwöhnen, doch niemals verderben.

Er lehnte sich ihrem Ohr zu und versprach ihr dies "Ich werde dich beschützen, Akasha" Auch vor mir selbst.
Akasha wollte sein Gesicht sehen und löste sich ein wenig "Vor was?"
Ihre Wangen waren genauso errötet wie in seinem Tagtraum. Die Frage beantwortete er ihr nicht.

Amera, die wild mit Ezekim im Rücken tanzte entdeckte plötzlich die Beiden, wie sie sich eng umschlugen miteinander bewegten. Sie beobachtete beide genau. Und Ezekim, Ezekim beobachtete wiederum all dies, in ihrem Nacken, ihren Hals mit offenen Augen küssend. Sie umgarnend. Ihr das Gefühl gebend die einzige Frau zu sein. Sie küsste ihn ganz plötzlich innig und sehr willig und beide verließen eilig den VIP-Bereich Hand in Hand.

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