25 - Zu spät!

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Seine Hand glitt über das Laken und suchte nach ihr. Er wollte ihre tröstliche Weichheit und Wärme spüren. Einfach das sie bei ihm war. Dass er nicht mehr alleine war. Er wollte sie in seine Arme ziehen. Ihre Nähe fühlen. Mit seinen Lippen über ihre unglaublich weiche Haut streichen.

Da steckte mehr hinter der unheimliche Anziehungskraft, begriff er, die sie auf ihn ausübte und es war auch nicht der Lockruf ihres Blutes. Es war das Blitzen in ihren Augen wenn sie sauer auf ihn war. Das Strahlen das sie nach allen Seiten zu umgeben schien. Ihr Lachen. Ihre Stimme. Ihr Humor. Ihr Verstand. Einfach sie. Sie hatte sich in sein Herz geschlichen. Hatte all das Eis in ihm zum schmelzen gebracht mit der ihr eigenen Art. Er hatte....

Er fühlte mit einer Wucht einen ungeheuren Schmerz und dann einen außer sich geratenen Zorn. Im gleichen Moment wurde ihm klar, dass das Bett neben ihm leer war. Sofort sprang er aus dem Bett. Aus irgendeinem nicht nach zu empfindenden Grund wusste er das beides zu Alice gehörte und sie in eben diesen Moment in großen Schwierigkeiten war. Ohne großartig zu denken riss er die Tür auf und raste durch den Flur. Kyle taumelte in eben diesen Moment aus seinem Zimmer. Auf seinem Gesicht stand ein schmerzverzerrter Ausdruck und Alexandrs Eingeweide zogen sich zusammen. Kyle fühlte den Schmerz seiner Schwester.

Alexandr griff in die Vertiefung hinter einem Landschaftsbild und holte zwei Dolche hervor. Einen warf er Kyle zu, als dieser sich an den Hals faste. Er fing den Dolch noch auf, doch dann knickten seine Knie ein. Geistesgegenwärtig packte Alexandr ihn bei den Schultern und legte ihn auf den Boden. Er schrie ihn an, versetzte ihn sogar eine Ohrfeige, doch Kyle war und blieb bewusstlos. Alexandr sah wie Blut unter seiner Hand am Hals hervor quoll und fluchte lautstark, doch dann rannte er weiter. Er musste Kyle liegen lassen. Vielleicht war er ja noch schnell genug.... Er hatte nur diese eine Chance.

So schnell er konnte rannte er aus den Haus und die Straße entlang den süßen Duft von Rosen folgend, der Alice eigen war und gelangte in einen Park. Mitten in der Bewegung blieb er stehen, denn er starrte in die schreck geweiteten Augen eines Vampyrs. Er war in Eis eingefroren. Alexandr schluckte. Das war Alice.

Es war zu still, wurde ihm bewusst einen Moment später bewusst. Und dann sah er sich im Park um und wollte einen Schritt gehen. Da hörte er das schmatzende Geräusch seiner nackten Füße und sah hinunter. Matsch. Er sah hoch. Überall Matsch. Als er hier herkam hatte er sich so auf Alice' Geruch konzentriert das ihm seine Umgebung vollkommen entgangen war. Alles war unter Wasser gesetzt wurden. Der Brunnen war leer. Die Wege überflutet, die Wiesen unter Wasser, sowie die Blumenbeete zerstört. Einige Bäume sahen angeschlagen aus. Vor einem davon lagen zwei Gestalten. Als er genauer hinsah, erkannte er zwei Hunde. Kate und ein anderer schwarzer. Beide lagen mit gestreckten Beinen von sich da.

Ihm blieb der Atem weg, doch Alexandr zwang sich dazu Luft zu holen. Eine Erkenntnis, grausamer als alles bisherige, sickerte in sein Gehirn. Er war zu spät gekommen. Er hatte es nicht geschafft. Sie hatte sich gewehrt. Sie hatte gekämpft. Und sie hatte verloren. Und er war nicht da gewesen um sie zu beschützen. Etwas in ihm brach. Er spürte wie Kälte in ihm sickerte und alles in ihm zu Eis wurde. Und er ließ es zu. Das war das vertraute Allheilmittel gegen Gefühle. Mit dem Eis hatte er über fünfhundert Jahre überlebt. Es würde ihm auch jetzt wieder helfen. Er würde sie finden und er würde alle umbringen die ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatten. Angefangen mit dem Vampyr vor ihm, bis hin zum letzten. Jeden einzeln, der etwas mit ihrer Entführung zu tun hatte.Das war ein Versprechen das er sich selbst als auch Alice gab. Und wenn er sie dann wieder hatte würde er sie keine Sekunde mehr aus seinen Armen und schon gar nicht aus den Augen lassen.

Aber bis dahin brauchte er Hilfe. Das wusste er selbst. Er zog sein Handy und wählte eine Nummer, während er mit kalter Logik einen Plan zu schmieden begann. Nach den ersten Klingeln wurde abgenommen. "Die meisten Leute schlafen um diese Uhrzeit, Alexandr!"

"Komm sofort hier her." nach kurzen zögern fügte er hinzu: "Ich brauche deine Hilfe. Bitte!"


SchattentanzWhere stories live. Discover now