Kapitel 31

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Helles Licht und merkwürdige Stimmen reißen mich aus dem Schlaf. Ich muss einige Male blinzeln, um eine halbwegs klare Sicht zu erlangen. Es ist einer dieser Momente, in denen die Welt um uns herum lebendig wird, während wir langsam aus unserem Traumreich aufsteigen. Verschlafen erblicke ich Sams Neffen, die das metallene Schild von Steve-, Sam, in ihren Händen halten und so tun, als würden sie kämpfen. Ihre kindlichen Fantasien erwecken das Stück Metall zum Leben, als würden sie sich in einem epischen Kampf befinden. Ich bin erleichtert, dass ich gestern Abend wieder meine Schlafsachen angezogen habe, um dem Tag mit etwas mehr Würde zu begegnen. James, der neben mir auf dem Sessel geschlafen hat, öffnet ebenfalls seine Augen. Er ist schneller als ich im Hier und Jetzt präsent und lächelt den beiden Jungen verschmitzt zu. Eine kleine Spur von Tadel schwingt in seiner Stimme mit, als er ihnen freundlich zuwinkt.

"Hei", sagt er und hebt seine linke Hand, während er den Blick auf die beiden richtet. Erschrocken drehen sich die Jungen zu uns um, als hätten sie vergessen, dass wir hier schlafen oder überhaupt existieren.

"Schnell", spornt AJ seinen großen Bruder an, welcher eilig das Schild wieder in der Lederhülle verstaut. Innerhalb von Sekunden sind die beiden verschwunden, und das silberne Metallstück ruht halb verpackt auf dem Boden. Ein kleines Lachen entringt sich meiner Kehle, und James lenkt seinen Blick zu mir. Auch seine Lippen umspielt ein Lächeln.

"Was war denn das?", frage ich belustigt, während ich versuche, meine Gedanken zu sortieren. James zuckt nur mit den Schultern, streckt sich und steht augenblicklich auf. Sein Blick bleibt nachdenklich auf dem Schild ruhen. Bevor ich es ihm gleichtun kann, ist er schon bei mir und drückt mir einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel. Anschließend reicht er mir seine Hand und zieht mich aus meiner warmen Schlafnische auf dem Sofa.

Ich stehe auf, und die kalte Raumluft prickelt auf meiner noch verschlafenen Haut. Der Holzboden fühlt sich kalt unter meinen nackten Füßen an. Ich richte meine Schlafkleidung und folge James, der bereits den Weg in die Küche vorausgeht.

"Na, gut geschlafen?", erklingt Sams Stimme, noch bevor ich ihn sehe. Doch ich brauche ihn nicht zu sehen, denn ich kann das Grinsen in seiner Stimme spüren. James gibt ihm keine Antwort, sondern lässt sich einfach auf einen Stuhl am Frühstückstisch fallen.

"Ja, abgesehen von der kleinen morgendlichen Unterbrechung", antworte ich mit einem Lächeln und nehme meinen Platz am Frühstückstisch ein.

Sam reicht mir eine Tasse Kaffee und stellt sie vor mich hin. "Hier, das sollte dir helfen, um richtig wach zu werden."

Ich bedanke mich und nippe vorsichtig an dem heißen Getränk. Der Kaffee durchströmt angenehm mein Inneres und vertreibt die letzten Anzeichen von Müdigkeit. Die Stille im Raum ist beinahe erdrückend. Die unbeschwerte Atmosphäre von gestern ist verflogen und der unausgesprochene Groll zwischen den beiden Männern hängt in der Luft. Nachdenklich blicke ich hin und her, versuche die Dynamik zwischen ihnen zu erfassen.

Die beiden Männer halten hartnäckig den Mund und vermeiden es, sich direkt anzuschauen. Ich kann diesen Krieg der Gefühle kaum ertragen. Wenn sie nur endlich über ihre Emotionen, das Schild und Steve sprechen würden, könnten sie einander vielleicht verstehen. Ich bin mir sogar sicher, dass sie das bereits tun, doch sie sind zu stolz, um nachzugeben.

"Na gut, ich habe noch etwas zu erledigen", murmelt Sam und erhebt sich vom Tisch, um ins Wohnzimmer zu gehen.

"Ja", erwidert James knapp, sein Blick fixiert auf einen Punkt auf dem Tisch, seine Miene angespannt. Ich schaue ihn wütend an, aber er scheint meinen Blick nicht zu bemerken. Die Haustür fällt hinter Sam ins Schloss und die Stille bleibt zurück.

"Geh zu ihm", breche ich das Schweigen und blicke ihn entschieden an. Draußen vernehme ich dumpfe Geräusche. Es klingt, als ob Metall auf etwas trifft. James seufzt und fährt sich durch die Haare.

Die Dunkelheit die wir teilen | Bucky Barnes FF |Where stories live. Discover now