Kapitel 4

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Am nächsten Morgen weigerte ich mich am Frühstück im Speisesaal teilzunehmen. Ich kroch aus meinem Bett und zog mir einen schwarzen Satin Morgenmantel über mein Schlafkleid. Meine Haare schüttelte ich kurz aus und durchkämmte sie mit einer Bürste. Meine Gemächer kamen mir plötzlich zu groß und leer vor. Ich sehnte mich nach einer Verbündeten, der ich meinen Schrecken von Gestern hätte erzählen können. Meine Flügeltüren wurden wie von Geisterhand geöffnet. Ich trat durch sie hindurch und sah den dunklen Flur entlang. Ich wollte Cider auf keinen Fall begegnen. Leise schlich ich den Flur entlang, die Marmortreppen in die Eingangshalle hinunter und nahm dann den Weg in die Küche. Margy und John standen am Herd. Margy rührte mit einem großen Löffel in einem Topf herum und John stand daneben mit einer Kaffeetasse in der Hand. Beide sahen mich an, als ich in die Küche eintrat. Auf ihren Gesichtern war ein unergründlicher Ausdruck getreten. „Komm her Liebes, setz dich." Sagte John und zog mir einen Stuhl vom Küchentisch heran. Er fuhr sich mit den Fingern durch den weißen Bart und runzelte die Stirn. „Möchtest du Tee?" Fragte er. Ich nickte und schon hielt er mir eine Tasse des grünlichen Gebräus entgegen. „Er ist nicht immer so." Flüsterte Margy leise und strich mir mit einer Hand die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich schnaubte und starrte in meinen Tee. „Er ist ein Vampir?" Die Wörter auszusprechen, fielen mir schwerer als gedacht. Margy und John nickten gleichzeitig. „Aber ihr seid Menschen. Wie-?" John unterbrach meine Frage, indem er eine kleine silberne Kette aus der Hosentasche zog. „Gregvin Kraut." Stolz blickte John die Kette an. „Habe ich selbst angepflanzt und wirkt betäubend auf Vampire. Wenn wir das tragen, dann kann Cider unser Blut nicht mehr wittern und findet uns uninteressant." Margy nickt eifrig. Erst da bemerke ich die fast identische Kette an ihrem Hals.

„Hier steckst du." Ich fuhr herum und sah Asher in die Küche kommen. „Cider ist ein Idiot. Nimm ihn nicht so ernst. Komm wir gehen frühstücken." Entsetzt über seine Worte stand ich mit einem Ruck auf, dass mein Stuhl fast nach hinten geflogen wäre, wenn John ihn nicht festgehalten hätte. „Ein Idiot?" Meine Stimme klang schrill. „Er hätte mich fast umgebracht!" Schrie ich ihn an. „Ja vielleicht. Hat er aber nicht. Also komm." Murmelte Asher genervt und steckte sich ein Blaubeertörtchen vom Tisch in den Mund. „Du guckst mich an, als hätte ich drei Köpfe." Nuschelte er und deutete auf die Tür. „Er will mit dir reden. Los." „Ich treffe ihn nicht in seinem Büro. Wenn er mich sehen will, soll er in den Schlossgarten kommen." Antwortete ich mutig, wohl bewusst, dass ich eigentlich nicht die Person hier war, die Forderungen stellen durfte.

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Was habe ich getan? Wie konnte ich mich nicht unter Kontrolle halten?

Meine Hände zittern als ich auf sie hinabblicke. Sie sind mit starken Adern durchzogen, wo sich mein Blut gerade sein Weg hindurchpumpt. Ich stehe in der Mitte meines Wohnzimmers. Es ist dunkel, nicht eine Kerze brennt und durch ein geöffnetes Fenster weht der Wind dunkle Blätter in den Raum. Ich friere nicht. Ich fühle gar nichts. Meine Haare hängen mir in die Stirn und kitzeln meine Augen. Wie konnte ich mich nicht unter Kontrolle halten? Seitdem Sage dieses Anwesen betreten hat, fühle ich mich anders. Ich fühle nicht viel, aber ich fühle etwas. Ich weiß nicht, was es ist oder was es bedeutet, aber es ist stark. Gestern konnte ich mich kaum zurückhalten, als ich ihr Kinn in meine Hand nahm und sie mit ihren blauen Augen in meine Seele sah. Meine Hand hatte auf ihrer zarten Haut gelegen. Nur mit Mühe konnte ich den Blick von ihrem Hals nehmen, an dem ich die pochende Ader des Lebens sehen konnte. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein und sich an dem Papier schneiden? Ich dürfte ihr kein Papier mehr geben. Ich sollte ihr auch Küchenverbot erteilen. Ich ließ meine Hände an mir herabfallen und lief wie betäubt zu meinem Bett. Die Decken umhüllten meinen kalten Körper und gaben mir Wärme ab. Wie konnte ich sie nur so verängstigen?

The Prince of BloodWhere stories live. Discover now