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Yoongi streckte sich ausgiebig. Mit trägen Augen starrte er an die Decke, die mit Wasserflecken und etwas Schimmelbelag keine Schönheit war.

Er ließ seine Gedanken zu seiner alten Heimat schweifen, dem Haus, in dem er mit seinen Eltern aufgewachsen war.Es war ein wunderschönes Einfamilienhaus mit weißer Fassade, zwei Stockwerken und einem kleinen Garten mit einem Trampolin.

Als Yoongis Schicksal seinen Lauf genommen hatte, wurde seine Familie aus dem Haus gezwungen.
Sie wurden von den Nachbarn schikaniert oder penetrant gemieden. So etwas sollte nicht im friedlichen Vorort hausen, sagten sie.

Das jeder ein Geheimnis trug und niemand eine weiße Weste vorweisen konnte, blendeten die Nachbarn bewusst aus.

Sie lebten nun auf einer Farm, deren Nachbarn Kühe und Schafe waren, und waren glücklicher als je zuvor.

Yoongi zog sich an und verließ seine Wohnung, um schließlich routinemäßig von Naja hergerufen zu werden.

"Du wolltest doch meine Post mitbringen!" quengelte sie und schaute ihn wütend, aber auch mitleidig an.

"Das habe ich auch getan." seufzte Yoongi und trat unsanft ein Karton in ihr Sichtfeld. "Es lag fünfzig Millimeter neben der Tür."

"Ach Gottchen." Nur noch Dankbarkeit erklang in der Stimme, die Yoongi augenverdrehend abwerte.

"Möchtest du reinkommen und eine Suppe essen? Ich habe Hühnersuppe gekocht." Sie lud ihn ein, aber der junge Mann schüttelte schnell den Kopf.

Niemals im Leben würde er in dem Messiehaushalt etwas essen.

"Du musst bestimmt arbeiten." murmelte Naja und seufzte verzweifelt. "Es ist nicht gut, so viel zu arbeiten, weisst du? Als mein Joe noch lebte, war er auch ganz Feuer und Flamme für seinen Job. Er war..."

"Jaja, er war Soldat und hat für dich die Seite gewechselt. Das weiss ich." unterbrach Yoongi sie. Wie oft er diese Geschichte schon gehört hatte. "Viel Spass mit deinem Paket."

Zügig eilte er die Treppen hinunter, die laut knarzte, und lief zur nächstgelegenen Bushaltestelle.

Das einzige, was darauf hindeutete, dass hier der Bus hielt, war eine verrostete Eisenstange, die in den Himmel ragte.

Der Fahrkartenplan war von den Teenagern vor Jahren schon abgetreten worden und auch die Bank hatte ihre besten Jahre hinter sich. Brandflecken und abgebrochene Ecken ließen nur erahnen, was mit ihr angestellt worden war.

Yoongi fragte sich immer wieder, warum der Bus überhaupt dort entlangfuhr.Der Bus war schon dutzende Male überfallen worden.

Als der Omnibus endlich angefahren kam, atmete Yoongi erleichtert auf und sah sich um. Niemand stand mit ihm an der Haltestelle.

Somit war die Gefahr, dass etwas passierte, gering, und er konnte in aller Ruhe zu seinem Zielort fahren.

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⏰ Last updated: May 17 ⏰

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HitmanʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWhere stories live. Discover now