19 ◉ Tia ◉ Einzigartig

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»Meinst du, wir können um diese Zeit wirklich noch was bestellen?«

Aus Wys Armen gleite ich auf die dunkelbraune Couch und reiße mir augenblicklich die High Heels von den Füßen, woraufhin mir ein erleichtertes Stöhnen über die Lippen rutscht. Wy, der noch neben mir steht, zieht scharf die Luft ein und ich hebe den Kopf. Er starrt mich an und seine blauen Augen wirken irgendwie dunkler. Feuriger. Tiefer. Noch schöner.

Bis er schließlich blinzelt, den Blick abwendet und sich räuspert. »Ich bin ein Rap-Gott. Ich kann zu jeder verfickten Zeit was bestellen.«

Ich bin mir nicht ganz sicher, weshalb er plötzlich so gereizt klingt. Aber was er kann, das kann ich auch.

»Was ist, wenn ich sofort etwas will und nicht zu irgendeiner verfickten Zeit?«, quengle ich und lasse mich in die weichen Kissen sinken, während gleichzeitig meine Lider zufallen. Ich muss mich kurz ausruhen. Nur für einen Moment.

Ich höre sein leises Lachen. Es schickt mir einen angenehmen, warmen Schauer über den Rücken. Ganz plötzlich scheint er wieder bessere Laune zu haben.

»Sternchen, du bist verdammt anstrengend, wenn du zu viel getrunken hast.« So wie er das sagt, klingt es nicht genervt, sondern beinahe liebevoll. »Und du fluchst bald wie die Großen.« Es liegt kein Vorwurf in seiner Stimme, eher so etwas wie Überraschung und Belustigung.

Trotzdem zucke ich zusammen, reiße die Augen auf und fahre hoch. »Fuck, ja! Ich habe das F-Wort benutzt!«

Liebe Güte! Was für ein Glück, dass sie es nicht gehört haben!

Wy grinst, bevor er leicht den Kopf schüttelt. »Fuck, Sternchen. Bist du noch du selbst? Oder hab ich aus Versehen deinen coolen Klon mit nach Hause gebracht?«

Klon?

Sie und Rhonda hätten vielleicht gerne einen Klon von mir. Einen mit meiner Stimme und vielleicht auch mit meinem Aussehen, aber ohne meine vielen Fehler. Ohne den viel zu großen Teil von mir, der ständig alles falsch macht und sie enttäuscht. Mir wird plötzlich heiß und ich balle meine Hände zu Fäusten, wobei sich meine langen, künstlichen Fingernägel schmerzhaft in meine Haut bohren. Irgendwie macht mich das Ganze auf einmal sehr, sehr wütend. Denn auch meine Fehler gehören zu mir. Schnaubend stemme ich mich vom Sofa hoch und bohre den Nagel meines Zeigefingers in Wys harte Brust.

»Vielleicht hättest du ja gerne einen perfekten Klon von mir. Einen, der nicht anstrengend ist, der keinen Anfall bekommt, wenn er ein paar Reportern begegnet, und der sich in deinem Haus unsichtbar macht, aber den gibt es nicht. Ich bin einzigartig, Wy. Leb damit.«

Meine Brust hebt und senkt sich schnell und mein Herz rast. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass es eigentlich nicht er ist, auf den ich gerade so unglaublich wütend bin. Dennoch stemme ich energisch beide Hände in meine Seiten und funkle ihn zornig an. Was allerdings keine ganz so gute Idee ist, denn im nächsten Moment schwanke ich bedenklich und plötzlich dreht sich alles um mich herum.

Ich schließe die Augen in der Erwartung, gleich auf dem harten Boden der Tatsachen zu landen, doch das geschieht nicht. Verblüfft blinzle ich, denn ohne zu wissen, wie es genau passiert ist, liege ich plötzlich in seinen Armen. Sein Gesicht ist meinem sehr nah, seine Haare fallen ihm wirr in die Stirn und er duftet einfach fantastisch. Geradezu betörend. Ich erschnuppere ein herbes, männliches Aftershave und einen Hauch von Tabak. Obwohl ich Zigaretten nicht mag, ist es etwas völlig anderes, wenn er es ist, dem dieser leichte Geruch anhaftet. Eine unglaubliche Kombination, die mich voll erwischt und meine Knie noch weicher werden lässt.

»Wie kann man nur so gut riechen?«, murmle ich verzückt und ziehe die Luft tief durch meine Nase ein.

Mehr! Ich brauche mehr davon!

Verflixter Rapper!Where stories live. Discover now