~𝐏𝐑𝐎𝐋𝐎𝐆~

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MARIAM

Meine Lunge begann höllisch zu brennen vor Sauerstoffmangel, während ich mehrmals über meine eigenen Füße stolperte. Doch das hielt mich nicht davon ab, vor ihm wegzulaufen. Der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht, während ich verzweifelt nach Atem rang. Meine Schritte wurden schneller, mein Herz pochte wilder in meiner Brust. Ich konnte ihn immer noch hinter mir spüren, seine bedrohliche Präsenz. Die wilden Strähnen meiner Haare flogen umher und klebten mir im Gesicht, während der kalte Wind weiterhin peitschte. Es fühlte sich an, als ob meine eigenen Haare gegen mich kämpften und meine Sicht versperrten. Meine Gedanken wirbelten durcheinander, während ich nach einem sicheren Ort suchte, an dem ich mich verstecken konnte. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich nicht nur vor Adriano davonlief, sondern auch vor meinen eigenen Ängsten und Zweifeln. Jeder Schritt, den ich tat, war ein Schritt in Richtung Freiheit und Selbstbestimmung.  Aber ich konnte nicht für immer vor ihm davonlaufen. Entschlossen blieb ich stehen und wandte mich ihm zu. Mein Herz fing an vor Angst zu rasen, doch ich spürte eine innere Stärke, die mich antrieb. Ich wollte mich ihm stellen, all meinen Mut zusammennehmen und meine Wut an ihm rauslassen und anstatt mein Schicksal in seinen Händen zu überlassen, wollte ich es selbst in die Hand nehmen. Seine bedrohliche, männliche Silhouette kam unaufhaltsam näher. Meine Angst wuchs mit jedem Schritt, den er auf mich zu machte. Doch erst als sich unsere Blicke trafen, sah ich die Waffe in seiner Hand. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken und meine Knie begannen zu zittern. Die Welt schien für einen Moment stillzustehen, während die Panik mich gefangen hielt. Ich riss die Augen weit auf und mein Herz schien aus meiner Brust springen zu wollen, als er seinen Arm hob und die Waffe auf mich zielte. In diesem Augenblick bereute ich es, stehen geblieben zu sein. Die Welt um mich herum verschwamm, und die Todesangst durchzog jede Faser meines Körpers. "Adriano, tu das nicht." Bei jeder Silbe, die ich formte, zitterten meine Lippen umso mehr. Zuerst verlassen kleine, salzige Tropfen meine Augenwinkel und mit jedem weiteren Wort, das über meine Lippen kommt, werden es immer mehr. Sie strömen über meine Wangen und durchdringen meine gesamte Existenz. "Denkst du ich bin blind und sehe nicht wie du ihn ansiehst? Wie dein Körper auf den Bastard reagiert?!" Es schien, als wäre er nicht überrascht, dass ich nicht verwirrt über seine Worte war und genau wusste, wovon er sprach. Ich hatte meinen Zorn und Hass in mir immer auf ihn geschoben und ihm die Schuld für meine und Adriano's Fehler gegeben. Ich wollte nicht akzeptieren, dass er mit allem, was er sagte, recht hatte. Adriano hatte mich nur benutzt und belogen - nicht nur in Bezug auf seine Gefühle, sondern auch durch seine Manipulationen über Monate hinweg. Seine Behauptung, er wolle Präsident werden, um die Rangordnung zu zerstören, war nur eine Täuschung. In Wahrheit wollte er der König sein und Ricardo zerstören. Aber das werde ich nicht zulassen. Ich werde nicht zulassen, dass er Ricardo zerstört oder mich weiterhin manipuliert und Kontrolle über mich hat. "Wenn ich dein Herz schon nicht haben kann, dann sorge ich zumindest dafür, dass es auch kein anderer haben kann." Ein ohrenbetäubender Schuss durchbricht plötzlich die Stille. Eine kleine schwarze Kugel taucht in meinem Blickfeld auf und rast bedrohlich auf mich zu. In dem Augenblick, als mir bewusst wurde, dass mein Ende naht, stürzte sich Ricardo vor mich und fing die Kugel auf. Er fiel in meine Arme und wir fielen beide zu Boden. Seine Augen flackerten schwer und seine einst atemberaubenden grauen Augen wurden schwefelschwarz. Das scharlachrote Blut strömte aus seiner Wunde, was mich verzweifelt nach meinem Schal greifen ließ mit dem ich versuchte den Blutfluss zu stoppen. "Warum hast du das getan?", fragte ich ihn schluchzend, nicht mehr fähig meine Stimme zu kontrollieren. Ich konnte den Schmerz in meiner Brust, in meinem Herzen, nicht mehr zurückhalten und brach in fürchterliche Tränen aus. "Warum nur?" Es klang wie ein Vorwurf und das war es auch. Wie konnte er nur so leichtsinnig handeln und solch eine Entscheidung treffen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen zu nehmen? Die Tränen strömten unaufhaltsam über mein Gesicht, während ich nach einer Erklärung suchte, die den Schmerz in meinem Herzen lindern könnte. Es fühlte sich an, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und alles um uns herum in Dunkelheit versank. Ich zog ihn näher an mich und hielt ihn fest, als würde mein Leben davon abhängen und das tat es. Er war mein Leben. Und er starb. In meinen Armen. Vor meinen Augen. Wegen mir. Seine Stimme zitterte und brach, als er antwortete: "Ich habe es getan, weil ... ich es wieder gut machen will, pequeña. Lo siento, dass ich dich nicht so behandelt habe, wie du es verdient hast. Ich begriff erst viel zu spät, wie viel du mir bedeutest, aber ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen-" Seine Worte wurden von einem Hauch von Schwäche begleitet, während er kämpfte, um seine letzten Worte zu formulieren. "Ja, ja! Natürlich verzeihe ich dir! Aber bitte verlass mich nicht ... ich brauche dich, Ricardo." Seine Wunde hörte nicht auf zu bluten. Nein, der Boden glich einem roten Fluss, der unsere Welt zu ertränken schien. Panik ergriff mich, als ich versuchte, den Blutfluss zu stoppen, es jedoch unmöglich erschien. "Ricardo, bitte bleib bei mir", flüsterte ich flehend mit zitternder Stimme. Doch seine Augen verloren langsam ihren Glanz, und sein Griff um meine Hand wurde schwächer. In diesem Moment brach mein Herz in tausend Stücke, und die Welt um mich herum verschwamm in einem Meer aus Schmerz und Verlust. "Te quiero, bruja." Meine Tränen vermischten sich mit dem Blut auf seinem Gesicht. "Ich liebe dich auch, Ricardo." Aber es war schon zu spät. Er hat es nicht mehr gehört. Seine Augen waren leer ... ohne eine Seele.

𝐓𝐡𝐞 𝐞𝐧𝐝 𝐨𝐟 𝐨𝐮𝐫 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲Where stories live. Discover now