Zweites Date

464 8 0
                                    

"Hi", sagte ich grinsend und gab Emilia einen kurzen Kuss.
"Was hast du da alles mitgebracht?", fragte ich und deutete auf ihre Tüten.
"Unser Abendessen", sagte sie.
"Du meinst das wirklich ernst mit dem Selberkochen?", fragte ich zweifelnd.
"Ja", sagte sie und lief wie selbstverständlich in meine Küche. Dort packte sie erst einmal die Einkaufstüten aus.
Skeptisch lehnte ich an der Küchentür und beobachtete sie.
Emilia fing meinen Blick auf und betrachtete mich nachdenklich. Dazu biss sie sich auf die Unterlippe und und kniff ihr rechtes Auge zusammen.
"Du glaubst nicht, dass ich kochen kann?", fragte sie.
"Ich glaub das erst, wenn das Essen vor mir steht und nicht verbrannt ist", sagte ich.
"Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du extrem misstrauisch bist?", fragte sie mich grinsend.
"Ich bin nicht misstrauisch. Ich bin nur vorsichtig", sagte ich.
"Du kannst mir helfen. Du weißt, wie man Paprika schneidet, oder?", fragte sie mich grinsend.
"Sei nicht so frech", sagte ich und stellte mich zu ihr an die Küchenzeile. Ich nahm mir die Paprika, eine Schneidebrettchen und ein Messer.
Emilia beäugte mich dabei belustigt. "Bist du sicher, dass du das hinbekommst oder brauchst du ein Kindermesser?", fragte sie mich.
"Sehr witzig", sagte ich und stupste sie in die Seite.
"Was soll ich jetzt machen?", fragte ich, nachdem ich die Paprika in kleine Stücke geschnitten hatte.
"Du kannst mit den Zwiebeln weitermachen", sagte sie.
Nachdem ich auch das gemacht hatte, beobachtete ich, wie Emilia gekonnt den Rest des Essens zubereitete.
"Du hast versteckte Talente", sagte ich.
"Und du kennst sie noch längst nicht alle", sagte sie grinsend.
"Ich freu mich darauf sie zu entdecken", sagte ich und schlang meine Arme um sie.
"Deine Schwester sieht dir sehr ähnlich", sagte Emilia, die einen Blick auf das Foto warf, das von uns beiden an dem Kühlschrank hing.
Ich lächelte. "Stimmt", sagte ich.
"Steht ihr euch nahe?", fragte sie mich.
"Ja, sehr. Ich weiß nicht, was ich ohne sie machen würde. Ich bin oft bei ihr und ihrer Familie", sagte ich.
"Deine Schwester hat schon eine eigene Familie?", fragte Emilia.
"Louisa ist ein paar Jahre älter als ich. Sie ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn", erzählte ich.
"Hast du Geschwister?", fragte ich.
"Nö. Ich bin ein verwöhntes Einzelkind", sagte sie.

Dann klingelte der Ofen.
"Kannst du schonmal den Tisch decken?", bat sie mich.
"Klar, Chef", sagte ich und salutierte vor ihr.
"Blöde Nuss", sagte Emilia grinsend.
Ein paar Augenblicke später saßen wir gemeinsam am Küchentisch.
"Dann schauen wir mal, ob du wirklich so gut kochen kannst, wie du behauptest", sagte ich und nahm mir eine Portion.
Grinsend beobachtete Emilia, wie ich mir die erste Gabel in den Mund schob. Überrascht riss ich die Augen auf. "Ist das geil", sagte ich. In meinem Mund fand gerade eine Geschmacksexplosion statt.
Emilia lachte zufrieden.
"Wer hat dir das beigebracht?", fragte ich.
"Meine Mutter", sagte Emilia und nahm sich ebenfalls eine Portion.
"Du lernst sie ja nächste Woche kennen", sagte Emilia.
Verwundert sah ich sie an.
"Eltern-Sprech-Tag", sagte sie.
"Du bist 18. Du kannst alleine kommen", sagte ich.
"Ich hab es versucht ihnen auszureden. Aber sie wollen unbedingt kommen", sagte Emilia.
"Das ist doch ein schlechter Scherz", sagte ich.
"Willst du etwa nicht deine Schwiegereltern kennenlernen?", fragte Emilia grinsend.
"Meine ... wie bitte?", fragte ich. Ich verschluckte mich an meinem Essen. Mit Mühe konnte ich verhindern, dass  ich es über den Tisch spukte.
"Deine Schwiegereltern", wiederholte Emilia.
"Das ist ein Albtraum", sagte ich.
"So schlimm sind sie nicht", sagte Emilia.
"Wir spielen mit dem Feuer", sagte ich.
"Wir kriegen das hin. Sie werden nichts merken", sagte Emilia.
Ich stöhnte. "Okay. Dann lass uns das durchgehen", sagte ich.
Emilia nickte.
"Wie heißen deine Eltern?", fragte ich.
"Das weißt du nicht. Du sagst zu ihnen Yılmaz, weil du nicht weißt, dass ich geheiratet habe", sagte Emilia.
"Stimmt", sagte ich.
"Warum zum Teufel trägst du überhaupt meinen Namen?", fragte ich.
"Weil wir auf diese irrsinnige Idee gekommen sind und ich einen Brief bekommen habe, mit der Aufforderung meine Papiere unschreiben lassen zu müssen", sagte sie.
"Wie konnten wir nur so besoffen sein?", fragte ich kopfschüttelnd.
Bevor Emilia darauf eingehen konnte, fuhr ich fort: "Du weißt, dass wir auch darüber reden müssen, was in der Schule nicht so gut läuft?"
Emilia nickte. "Keine Sorge. Meine Eltern wissen von den Schwierigkeiten in den Schulen", sagte Emilia.
"Gut. Das macht zumindest die Sache einfacher", sagte ich.
"Das wird ein Albtraum", sagte ich.
"Beim nächsten Mal lügst du und verschweigst deinen Eltern den Eltern-Sprech-Tag", sagte ich.
"Du animierst mich zu einer Lüge? Du? Miss-ich-halte-mich-an-alle-Regeln?", fragte Emilia.
"Schon lange nicht mehr", sagte ich.
Emilia verschränkte unsere Finger miteinander. Dann beugte sie sich zu mir herüber und küsste mich.
"Gibt es auch noch Nachtisch?", fragte ich gegen ihre Lippen.
Emilia grinste mich schelmisch an. "An was hast du denn gedacht?", fragte sie.
"An das", sagte ich. Mit meinem Zeigefinger strich ich ihren Hals entlang bis zum Rand ihres Ausschnitts.

What happens in Vegas, stays in VegasWhere stories live. Discover now