Kapitel 2

714 20 14
                                    

Nervös trommle ich mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte vor mir.
Mit einer Hand halte ich mir das Handy ans Ohr.
Das gleichmäßige Tuten aus dem Hörer bringt mich beinahe um den Verstand.
Wieso dauert das denn solange?
Ich streiche den Zettel vor mir zum x-ten Mal glatt und vergewissere mich erneut, dass die Nummer die richtige ist.
Enttäuscht seufze ich und will gerade auflegen, da meldet sich doch noch eine freundliche Frauenstimme am anderen Ende.
"Ja?"
Ich räuspere mich hastig. Das darf ich jetzt nicht vermasseln.
Ein Wohnungswechsel wäre das beste, was mir passieren kann.
Keine Briefumschläge mehr und keine Fotos.

"Hallo, mein Name ist Raven Winchester. Ich rufe wegen des Jobangebotes an", Stelle ich mich vor.
Ich höre kurzes Rascheln am anderen Ende, dann wieder die angenehme Stimme.
"Sie hätten Interesse an der Stelle?", fragt sie nach.
"Ja, ich habe die Anzeige gelesen. Braucht man den bestimmte Fähigkeiten?"
"Nein, es sind keinerlei besondere Fähigkeiten von Nöten. Woher kommen sie denn Miss Winchester?"
"London", antworte ich.
"Hm", die Frau am anderen Ende scheint zu überlegen. "Das Grundstück, um das es sich handelt ist ein gutes Stück entfernt, im Thetford forest, in Norfolk."
Das ist gut. Je weiter weg, desto besser.
"Das macht mir nichts aus" Ganz im Gegenteil
"Nun gut, dann schlage ich vor, dass sie herkommen. Wann können sie denn anfangen?"
Jetzt bin ich doch etwas verblüfft.
"Brauche ich kein Vorstellungsgespräch?", Frage ich verdutzt.
Ich dachte, sie bräuchten mindestens ein persönliches Treffen, um sich ein Bild von mir machen zu können.
"Nein, das ist nicht nötig. Außer ihnen hat sich niemand gemeldet und ich denke sie sind geeignet. Also, wann können sie hier sein?"
"Äh... Jederzeit, aber eines müsste ich noch wissen..."
"Ja?"
"Ich studiere momentan. Die Kurse finden zwar online statt, aber es wäre wichtig, dass ich zu den Prüfungen nach London komme. Wäre das möglich?"
"Selbstverständlich. Ich maile ihnen die genaue Adresse."
"Wann soll ich zu ihnen kommen?"
Wieder blättert die Frau in irgendwelchen auf Unterlagen herum.
" Passt ihnen morgen Nachmittag gegen 16:00 Uhr?"
Ich fahre mir aufgeregt mit den Fingern durch die Haare.
Ich bejahen und beende das Gespräch. Nur Minuten später kommt eine Nachricht mit der Adresse an.
Etwas überwältigt sinke ich gegen die Stuhllehne.
Das ging zu schnell. Mein Gehirn konnte die Entwicklungen nicht richtig verarbeiten.
Ich ziehe morgen nach Thetford.
Die Aufregung beginnt mit einem Kribbeln im Magen und breitet sich in meinen ganzen Körper aus.

Dann erst durchfährt mich der Schreck.
Ich ziehe morgen um und habe noch nichts gepackt.
Schnell stehe ich auf. Der erste Stopp ist mein Kleiderschrank.
Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich mich nicht so lange hier wohne und hinten in meinem Regal noch Umzugskartons gelagert habe.
Ich krame sie hervor und breite sie über den Boden aus.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich mir ohne einen Nebenjob in den letzten Monaten nur wenige neue Kleidungsstücke leisten konnte.

Als das letzte T-Shirt verstaut ist, atme ich erleichtert aus.
Drei Kartons sind noch frei. In diese räume ich noch das bisschen Deko, das ich in meiner Wohnung verteilt habe, um sie heimischer wirken zu lassen.

Dann erst fällt es mir etwas ein, das ich in dem ganzen Chaos vergessen habe.
Ich ziehe morgen aus, ohne dass ich das mit meinem Mieter besprochen hätte.
Schnell greife ich wieder zum Handy und suche mir die Nummer heraus.

"Ja? Was gibt's?",die Stimme ist unfreundlich und gereizt.
"Guten Tag, hier ist Raven Winchester. Mir gehört die Wohnung im 2. Stock, die sie vermieten.",ich versuche es mir ruhiger Stimme.
Der Vermieter ist alt und immerzu gereizt, aber ich will ihm keinen Grund geben, mir das Leben noch schwerer zu machen.
"Und?"
Ich atme tief durch und rolle mit den Augen.
"Ich habe vorhin einen Job erhalten."
"Aha, und was habe ich damit zu tun?",die Stimmung schlägt auf gelangweilt um.
"Ich ziehe aus",mein Geduldsfaden ist zum zerrissen gespannt. Dieser Typ macht mich wahnsinnig.
"Wann?"
"Morgen", meine Antworten sind nun genauso kurz wie seine.
"Die Miete zahlen dir trotzdem bis zum Ende des Monats und den Schlüssel legen sie unter die Fußmatte. Alles was sie in der Wohnung vergessen , werfe ich weg."
Dann legt er auf.
Ich starte den Hörer verdutzt und verärgert an.
Welche Laus ist diesem Mann nur über die Leber gelaufen.
Aber ich halte mich an das, was er sagt.

Und das erste Mal seit Monaten schlafe ich mit einem lächeln auf den Lippen ein.
Ich ziehe um.
Weg von diesem irren Stalker.

___
Hey, hoffe euch gefällt das zweite Kapitel und wir schon erwähnt auch Kritik ist erwünscht.
Schreibt gerne Verbesserungsvorschläge oder Tipps.

DEADLY OBSESSIONWhere stories live. Discover now