Kapitel 26

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Pablo

Schweiß rann meinen Körper hinunter. Mein gesamter Körper glühte, trotz der Kälte, die um diese Uhrzeit herrschte.
Mein Körper war an Hitze gewöhnt. Hier oben bei den Bergen, mitten in der Nacht wurde einem schnell mal kalt.

Mein Herzschlag ging schnell, mein Atem hektisch. Man konnte meinen, ich sei einen Marathon gelaufen. Ich rannte keine 41 km dafür gute 10 km in kurzer Zeit. Ausreichend genug, um fast zu hecheln, wie ein Hund. Paar hundert Meter mehr, dann passierte das noch. Meine Ausdauer war normal gut, nur rannte ich bis jetzt nicht in kürzester Zeit so viel.

Aus der Puste blieb ich vor dem Haus meiner Kindheit stehen, sah auf dieses. Die Lichter waren von dieser Seite aus, aus. Kiaras Zimmer befand sich auf der anderen Seite.

Ob sie bereits schlief? Hatte sie viel geweint? Wenn ja, war sie möglicherweise deswegen eingeschlafen – sollte sie eingeschlafen sein.

Ich sollte nicht über den Lockenkopf nachdenken. Das zwischen uns musste einfach vorbei sein. Ein ziehender Schmerz zog von meiner Brust aus hoch. In meiner Lunge wurde der Schmerz durch eine Mischung aus einem Druck und einem Brennen erstickt.

Mein in zwei geteiltes Herz klopfte wie wild. Ich wünschte, es sprang mir heraus, damit das unerträgliche Gefühl – mein Liebeskummer –, verschwand.

Mein Versuch, mich abzulenken scheiterte, sobald ich zum Stehen gekommen war. Wie sollte ich so ein Auge zubekommen? Und vor allem, wie sollte ich bloß aushalten Kiara morgen früh zu sehen? Wir saßen morgen nicht mal einen halben Meter auseinander im Auto.

Ich wollte sie doch einfach nur in meinen Armen halten, sie an jeder Stelle ihres Körpers küssen, sie nie wieder gehen lassen. Trotzdem ließ ich sie gehen. Kiara musste mit jemand andrem glücklich werden. Sie kam schon darüber hinweg. Was mich anging? Gute Frage. Wie schwer es sein konnte, sich etwas zu unterdrücken das so verdammt schmerzte, wurde mir nun bewusst.

Ich fuhr mir durch mein nasses Haar, machte mich auf den Weg nach drinnen. Eine kalte Dusche konnte mir hoffentlich etwas bringen, zumindest für einen Moment. In meinem alten Kinderzimmer angekommen lief ich direkt ins Badezimmer, entledigte mich meiner Kleidung und stieg unter die Dusche.

Das eiskalte Wasser umhüllte mich wie ein Kokon. Schon nach wenigen Minuten brannte meine Haut, fühlte sich dennoch gleichzeitig taub an. 20 Minuten und ich bekam vermutlich Gefrierbrand. Aber das konnte mir nicht egaler sein. Dann hatte ich eben Verletzungen auf der Haut. Nicht meine Erste und erst recht nicht meine Letzte. Schlimmer als meine innere Verletzung konnte es sowieso nicht werden.

Nach einem weiteren Moment schaltete ich das Wasser ab, um damit zu beginnen, meinen unterkühlten Körper zu säubern. Eingeschäumt ließ ich warmes Wasser über meinen Körper laufen. Die Muskeln entspannten sich. Ein Kribbeln entstand auf meiner Haut, die Stück für Stück wie Tiefkühlessen auftaute. Der Schaum verschwand im Abfluss.

Abgeduscht, abgetrocknet und umgezogen lief ich auf das Bett zu. Anstatt mich reinzulegen, blieb ich vor diesem stehen. Ich könnte kurz zu Kiara gehen, sie das letzte Mal ansehen, wie sie friedlich schlimm. Ohne in ihre schmerzerfüllten Augen blicken zu müssen. Die zwei Nächte, bevor wir zusammen hierher folgen, sah ich sie morgens nach dem Aufstehen noch schlafen. Alle guten Dinge waren drei, somit sah ich sie mir kurz an. Fertig. Sie erfuhr nie von meinem Besuch. Sie schlief sicher schon. Mein Blick fiel auf den Wecker. Wir hatten es mittlerweile 02:47 Uhr.

Nicht mehr darüber nachdenkend, entwickelten meine Beine ein Eigenleben. Schneller als mir bewusstwurde, öffnete ich bereits leise die Zimmertür zu dem Gästezimmer. Weder brannte ein Licht, noch war ein Schluchzen oder Ähnliches hörbar.

Kiara Hernández II Wenn Rache süß istOnde histórias criam vida. Descubra agora