Strings of Deception - Part 1

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Triggerwarnungen:
Depression, Angst, Selbstzweifel, Identitätskrise, Alkoholmissbrauch, Medikamentenmissbrauch, Druck, Einsamkeit, Isolation, Zwang, Identitätsverlust, Emotionaler Schmerz

Ich habe wohl den falschen Vertrag unterschrieben. Anstatt die Fäden meiner eigenen Karriere in der Hand zu halten, werde ich zur Marionette, deren Bewegungen und Worte von anderen kontrolliert werden.

Dieser Gedanke durchzog meinen Verstand, während ich mich in einer Trainingshalle irgendwo in den Straßen von Los Angeles befand. Mein Zeitplan schien noch nicht voll genug zu sein, denn mein Team drängte mich zwischen einem Interview bei einem amerikanischen TV-Sender und einer Kooperation mit einer beliebigen Luxusmodemarke in dieses Training.

Es ist so erfrischend, dass mir keine Zeit zum Durchatmen gegönnt wird. Das macht das Leben so angenehm.

Coach Jackson Roberts saß schräg hinter mir, ein älterer Mann zwischen 30 und 40 Jahren, mit professioneller Ausstrahlung. Er war von meinem Label beauftragt worden, mich erneut im Umgang mit den Medien zu schulen.

Seit einer halben Stunde musste ich mich nun schon im Spiegel betrachten. Etwas, was ich in den letzten Jahren tief verabscheut hatte. Ich vermied es, länger als nötig hinzuschauen, doch selbst das dicke Make-up schien nicht in der Lage zu sein, das zu verbergen, was ich verzweifelt zu verstecken versuchte. Die Ringe unter meinen Augen und meine eingefallenen Wangen waren immer noch sichtbar. Mein Haar hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, was den Anblick noch deutlicher betonte. Mein weißes Sportoberteil und meine schwarze Leggings betonten meine schlanke Figur, selbst für ein Idol. Ein auffälliges Detail meines Outfits war das breite, rosa Schweißband an meinem rechten Unterarm. All dies betrachtete ich mit einem glasigen, beinahe leblosen Blick.

Ein Blick in den Spiegel war für mich jedes Mal wie der Beginn eines persönlichen Horrorfilms, der Stoff für Alpträume bot, die ein Leben lang anhielten.

Doch heute ließ man mir zum Glück nicht viel Zeit, mich mit meinem Aussehen zu befassen. Alle zwei Minuten kam Jackson Roberts mit neuen Anweisungen, Tipps oder Korrekturen. Mal bewegte ich meine Hände beim Gestikulieren zu hektisch, mal saß ich nicht aufrecht genug.

"Ihre Augen sind Fenster zu deiner Seele, Ms. Lee. Trainieren Sie ihre Mimik, um verschiedene Emotionen zu vermitteln, aber behalten Sie immer die Kontrolle. Lassen Sie Ihre leuchten wie Diamanten, um die Menschen zu verzaubern, aber bedenken Sie, dass sie auch deine inneren Kämpfe verbergen müssen", sagte der Trainer von schräg hinter mir. Die Leere und Frustration, die seit Jahren meine ständigen Begleiter waren, schienen sich dagegen aufzulehnen. Ein Kampf in meinem Inneren entfachte, der sich endlos lange anfühlte, aber für jeden anderen nur einige Sekunden dauerte.

Ja, lass deine Augen funkeln, Ji-Eun, in dieser Welt voller Oberflächlichkeit und Glitzer. Vergiss dabei am besten nicht, dass Diamanten auch kalt und hart sind, ahmte ich die Worte meines Trainers in meinen Gedanken nach. Ein sarkastisches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, so absurd kam es mir vor. Doch so sehr es mich schmerzte, tat ich, was von mir verlangt wurde.

Ich verbannte regelrecht die Gefühle aus meinem Blick, ignorierte den aufkeimenden Schmerz in meinem Inneren und ahmte mit Gestik und Mimik Gefühle und Geschichten nach, die er mir vorschrieb. Wie ein Puppenspieler, der eine Marionette dirigierte. Und ich folgte seinen Worten. Ich präsentierte ein Bild von mir, das nicht meinem wahren Selbst entsprach.

"Sehr gut, Ms. Lee", lobte er mich mit einem Lächeln, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit zumindest diesen Teil des Trainings abgeschlossen hatte. Ich war jetzt schon viel zu erschöpft und wollte eigentlich nur noch weg, aber ich blieb. Der Professionalität zuliebe.

Strings of Serenity - The Story of a PuppetTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon