Strings of Deception - Part 2

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Triggerwarnungen:
Selbstzweifel, Identitätskrise, Emotionale Belastung, Druck von außen, Selbststschändigens Verhalten, Einsamkeit und Sehnsucht

Selbst durch die getönten Scheiben meiner Limousine konnte ich das Blitzlichtgewitter erahnen, das mich beim Ausstieg erwarten würde. Die begeisterten Rufe der Fans waren jedoch unverkennbar zu hören.

Viel war in den letzten Monaten passiert, aber nichts, was auch nur ansatzweise erzählenswert war. Es war der ganz normale Alltag eines ganz normalen Idols. Musik, Musikvideos, Auftritte und verdammt viel falsches Lächeln und aufrechterhaltene Illusionen.

Und heute würde ich genau damit weitermachen.

Mein Wagen kam zum Stehen, und ich sammelte mich einen Moment, während ich meine kleine Handtasche griff. Sobald ich meine Augen wieder öffnete, war meine Seele wieder hinter der Maske gefangen. Dort gehörte sie hin, weit weg von den Augen der Öffentlichkeit, die bloß nicht sehen durften, wer ich wirklich war.

In dem Moment, als ich aus der Limousine stieg und das Cannes Film Festival in Frankreich betrat, enthüllte sich auch mein Kleid. Es war ein Meisterwerk der Schneiderkunst, entworfen von einem gefeierten koreanischen Designer namens Park Ji-Yeon. Es zeigte passend zum Anlass einen Hauch von Eleganz und Glamour, der perfekt zu dieser Veranstaltung passte - als ob ich nicht schon genug in diesem Zirkus stecken würde. Das elfenbeinfarbene Seidenorganza fiel sanft und schmeichelhaft, aber ich fragte mich nur, wie lange es dauern würde, bis ich mich von diesem Käfig erdrückt fühlen würde. Doch die Verzierungen aus Kristallen und Perlen wirkten so magisch, als wären sie dazu bestimmt, mich an mein eigenes Schauspiel zu erinnern. Und die asymmetrische Rockstruktur - ein Hauch von Avantgarde, um mich daran zu erinnern, dass ich trotz allem nur eine Marionette in diesem Puppenspiel war oder, wie mein Team es nennen würde, die angebliche Prinzessin der Nacht.

Die Kameras erfassten jedes meiner aufgesetzten Lächeln, während ich mich in meinem Inneren immer weiter in die Identitätskrise zurückzog - ohne eine andere Wahl zu haben.

Ich tanzte perfekt, während mein Herz einem unsichtbaren Puppenspieler gehörte.

Ich lief den roten Teppich entlang und gab den Leuten in meiner Umgebung das Gefühl, dass ich mich darüber freuen würde, dass sie mich begafften und bewunderten. Eigentlich waren solche Events schon reine Routinearbeit für mich, dennoch konnte ich nicht umhin, mich jedes Mal wie ein Rind auf der Viehausstellung zu fühlen. Das Cannes Film Festival war letztendlich nichts weiter als ein Ort, an dem es darauf ankam, wie gut du vorgeben kannst, jemand anderes zu sein.

Natürlich, ich sollte eigentlich den Preis als "Beste Schauspielerin meines Lebens" erhalten, denn im Vergleich dazu waren meine schauspielerischen Leistungen in dem Film nur ein Witz.

Kurz vor der Treppe drehte ich mich noch einmal um, ganz routiniert, damit die Medien mein Kleid von allen Seiten sehen konnten und um die strahlende Marionette des Abends einzufangen. Doch während meine äußere Hülle im Blitzlicht badete, ließ ich mich ablenken. Meine Augen wurden leer, und ich beobachtete die Menschen, die fernab des Festivalgeländes ihrem ganz normalen Alltag nachgingen. Eine starke Welle der Sehnsucht erfasste mich, und ich fragte mich, wie es wohl wäre, eine von ihnen zu sein. Fernab vom Ruhm und den Erwartungen meines Labels und der Öffentlichkeit.

Wer wäre ich dann wohl? Vielleicht eine einfache Studentin, die Naturwissenschaften und Informatik studiert? Vielleicht wäre ich eine Bapsaek, die kaum genug Geld hat, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, da die Studiengebühren zu hoch sind. Oder ich hätte einen ganz normalen, durchschnittlichen Bürojob irgendwo in einem der unzähligen Bürokomplexe, fernab von jeglicher Individualität.

Strings of Serenity - The Story of a PuppetWhere stories live. Discover now