Tag Zwei

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Der Wecker klingelt. Es ist 7 Uhr und in einer Stunde müssen wir beim Frühstück sein. Nach dem Gespräch gestern bin ich zum Glück vor den anderen beiden ins Zimmer gekommen und war schon im Bett als ich ihren betrunkenen Unterhaltungen zuhören durfte. Ich bleibe noch liegen und denke mit einem Lächeln auf den Lippen an gestern Abend. Frau Hofer ist so nett. Und in ihrem Bikini echt heiß. Das muss ich aber heute unbedingt ignorieren. Ich darf mir nichts anmerken lassen. Wir gehen heute nämlich zum Strand. Der Wecker klingelt wieder. 7.15 Uhr steht nun auf meinem Handy. Ich setze mich auf und schaue zu den Merles und Leas Betten. Sie sehen nicht sehr begeistert aus. "Na, zu viel getrunken gestern?", frage ich. Als Antwort zieht Merle ihr Kissen über den Kopf und Lea dreht sich um, um weiterzuschlafen. Langsam ziehe ich meine Bettdecke von mir und stehe auf. Wenigstens hab ich so genug Zeit alleine im Bad. Ich putze meine Zähne, wasche mein Gesicht und kämme meine fast schulterlangen, blonden Haare. Für das Frühstück ziehe ich eine graue Jogginghose und ein grünes T-Shirt an.

"Guten Morgen liebe Klasse!", begrüßt uns Frau Ceylan, "Wie ihr wisst, wird heute ein entspannter Tag. Nach dem Frühstück gehen wir zum Strand, wo ihr übrigens gut eure Aufgaben bearbeiten könnt, und nach dem Mittagessen gehen wir in den nächsten Ort hier und dort machen wir dann den französischen Kochkurs. Heute Abend ist hier im Hotel noch eine Veranstaltung. Da müsst ihr zwar nicht hin, es wäre aber eine gute Gelegenheit, französisch zu sprechen. Und es gibt natürlich auch leckeres Essen! Ihr dürft euch jetzt Frühstück nehmen und euch danach für den Strand fertig machen. Um 9.30 Uhr treffen wir uns wieder hier."

Der Sand ist weich und das Wasser ist klar und ruhig. Perfekt für einen (halben) Strandtag. Wir haben alle unsere Badesachen an und die meisten liegen in der Sonne. Manche sind auch schon im Wasser. Ich höre Musik. Mein Blick schweift von links nach rechts über den Strand. Außer unserer Klasse ist noch nicht viel los. Bei den Lehrkräften angekommen, bleibt mein Blick hängen. Frau Hofer trägt nicht den Bikini von gestern, sondern einen Badeanzug. Außerdem hat sie auch noch einen Rock darüber an. Nun schaut sie auch zu mir. Durch meine Sonnenbrille und die Cap kann sie wahrscheinlich nicht erkennen, wo genau ich hinschaue. Trotzdem lächelt sie mich an und ich entscheide mich, zurück zu lächeln. Merkt sie, dass ich ein Problem habe? Ich muss sie unbedingt mehr meiden. Ich greife zu meiner Tasche und hole das kleine Heft raus, das wir bekommen haben, um ein paar Aufgaben wärend der Klassenfahrt zu lösen.

Die meisten Aufgaben gehen schnell und nach 30 Minuten klappe ich das Heft zu und gehe ins Meer um mich zu erfrischen. Frau Hofer ist nicht mehr in der Nähe und ich habe nicht mitgekriegt, wo sie hin ist. "Naja, darüber sollte ich auch nicht nachdenken", sage ich mir mit zusammengezogenen Augenbrauen. Das Wasser ist kalt. Es fühlt sich aber gut an. Wie ein leichter Schmerz, der langsam über meinen ganzen Körper zieht, bis ich ganz im Wasser bin. Ich tauche meinen Kopf unter und kurz fühle ich mich frei. Nichts außer Wasser ist um mich herum und alle Geräusche vom Strand verstummen. Als ich wieder auftauche streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht. Es ist wieder lauter und ich öffne meine Augen. Plötzlich sehe ich wieder Frau Hofer. Sie läuft den Strand entlang. Ich schaue ihr hinterher. Wahrscheinlich wollte sie sich die Gegend mal anschauen. "Hey, alles gut?", höre ich auf einmal, "ist irgendwas mit Frau Hofer?" Ich drehe mich um und sehe Merle. Verwirrt und ein bisschen erschrocken schaue ich sie an. "Mit Frau Hofer? Hä nein, wieso denn Frau Hofer?", frage ich und meine Stimme quietscht leicht. Merle schmunzelt. "Keine Ahnung, ich hab mich nur gewundert, weil du sie so anschaust. Könnte ja sein, dass du auf sie stehst oder so." "Ich auf sie?!", ich versuche so verwirrt wie möglich zu schauen, "Nein. Ich hab mich nur gefragt wo sie hingeht." Merle schaut mich immer noch mit diesem wissenden Blick an. "Ahhja... warst du schonmal in ne Frau verknallt?" Ist Merle lesbisch? Oder warum interessiert sie das? "Ähh, glaube nicht...", sage ich, "Und du?" Sie schaut mich endlich normal an. "Mhm, und du bist auch nicht straight. Das sehe ich dir an." Damit weiß sie mehr als ich.

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