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(02.10.2023)
(Überarbeitet: 19.10.2023)

Tigerpfote

Mit gesenkten Kopf saß Tigerpfote zwischen den trauernden Katzen.
Vor ein paar Herzschlägen hatte Distelstern, gestützt von Fliederglanz, verkündet, dass Drachenauge, Sommerlicht und Löwenjunges es nicht geschafft hatten und jetzt, genauso wie Dachsstreif, beim SternenClan waren.
Nun verabschiedeten sich nacheinander alle Katzen von den Verstorbenen.
„Tigerpfote, du bist dran", murmelte Dunstschimmer und leckte seiner Tochter kurz übers Ohr. Die Schülerin nickte und stand auf.
Ihr Blick fiel zuerst auf Lilienblüte, die vor einem winzigen Bündel Fell hockte. Es brach Tigerpfote fast das Herz sie so zu sehen. Auch Amselflug saß bei Löwenjunges.

Der junge Kater war gerade einmal vier Monde alt gewesen und schon beim SternenClan. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie ein weiteres Junges, dass auf sie zu getappt kam. Tigerpfote riss kurz die Augen auf und blickte zwischen Löwenjunges und Zedernjunges, der immer noch auf Löwenjunges zulief, hin und her.
„Hey, Zedernjunges", maunzte Tigerpfote, während sie auf ihn zu rannte. Sie wollte vermeiden, dass Zedernjunges seinen Bruder sah und stupste ihn wieder Richtung Kinderstube.

„Wo ist Löwenjunges?", wollte der weiße Kater mit den orangen Flecken wissen und drehte sich immer wieder zu den Katzengruppen um.
„Es geht ihm gut. Mach dir keine Sorgen", antwortete Tigerpfote und warf einen Blick zurück auf die Eltern der beiden.
Es war nicht einmal gelogen, zu sagen, dass es ihm gut geht.

Sie führte Zedernjunges zurück in die Kinderstube und begleitete ihn auch noch zu seinem Nest, dass er sich mit seinem Bruder geteilt hatte, zumindest bis heute.
In einem Nest lagen Strahlenjunges, Farnjunges und Schwarzjunges, die herum zappelten und Zedernjunges mit neugierigen Blicken löcherten.
„Was ist da draußen los?", fragte Schwarzjunges und ging zu Tigerpfote hinüber. Seine Geschwister hörten auf zu zappeln und schauten Tigerpfote mit großen Augen an.

Tigerpfote erstarrte, aber in ihren Hirn ratterte es weiter. Nach ein paar Herzschlägen antwortete sie.
„Eichenherz wird es euch sicher erklären. Bis dahin bleibt ihr bitte schön in euren Nestern und versucht etwas zu schlafen", schlug die Schülerin vor und deutete mit dem Schweif auf das Nest, in dem Strahlenjunges und Farnjunges saßen.

„Eichenherz wird sicher gleich da sein oder Teichfuß", versicherte sie den Jungen und verließ schnell den Bau. Sie suchte nach Eichenherz oder Teichfuß und Mottenschweif, mit der sie immer noch nicht gesprochen hatte.
Zuerst entdeckte sie Hummelpelz, der noch immer neben Mottenschweif stand.
Mit großen Schritten lief sie auf die beiden Krieger zu.

„Was hat Flugstern gesagt?", fragte sie leise, um niemanden auf ihre Unterhaltung aufmerksam zu machen. Mottenschweif wiegte den Kopf hin und her.
„Er muss sich erst mit Flockenschweif und Bleichfell beraten und schickt heute bei Sonnenuntergang eine Katze zur Felsplatte", erzählte Hummelpelz und schaute immer wieder zu Mottenschweif.

„Oh", machte Tigerpfote.
„Soll ich zur Felsplatte gehen?", fragte sie dann und blickte sich kurz im Lager um.
„Das wäre gut, dann kannst du es nochmal erklären. Vielleicht glaubt uns dann jemand", murmelte die hellgraue Kätzin.
Tigerpfote schaute die Kriegerin besorgt an, sie hörte sich ziemlich erschöpft an.
Sie deutete mit einem Ohr auf Mottenschweif und sah Hummelpelz fragend an. Der Kater zuckte mit einem Ohr und schien genauso verwirrt wie Tigerpfote.

„Mottenschweif?", fragte Tigerpfote leise und suchte ihren Blick.
„Ich glaube, du solltest jetzt ein wenig schlafen."
„Sagst du gerade einer Kriegerin, was sie tun soll?", fragte Mottenschweif und gähnte gleichzeitig.
„Ja, mach ich", schnurrte Tigerpfote und schaute kurz zu Hummelpelz, der ihr zu nickte bevor er Mottenschweif zum Kriegerbau führte.

Tigerpfote schaute kurz den beiden nach, dann drehte sie sich in die andere Richtung. Ihr Blick fiel auf ihre Eltern, die dicht aneinander gekuschelt da saßen und den Clan beobachteten. Distelstern wirkte schwach und verletzlich. Tigerpfote wollte ihre Mutter nicht so sehen und wandte den Blick ab.
Stattdessen suchte sie weiter Eichenherz. Sie entdeckte die Königin bei ihrem Gefährten und dem Leichnam von Sommerlicht.

„Eichenherz? Teichfuß?", fragte sie vorsichtig. Teichfuß reagierte zuerst. Er sah Tigerpfote an, aber Tigerpfote hatte nicht das Gefühl, dass er sie wirklich sah.
„Eure Jungen sind alleine und fragen sich, was hier los ist", sagte Tigerpfote einfach und wartete auf eine Antwort, die nicht kam. Offensichtlich hatte Eichenherz doch zu gehört, denn sie presste noch einmal die Nase in das Fell der Ältesten und ging dann mit schleppenden Schritten zur Kinderstube. Teichfuß folgte ihr.

Kaum waren sie weg, rasten Tigerpfotes Gedanken los und sie suchte nach einer Möglichkeit das Lager zu verlassen, ohne aufzufallen. Das einfachste war, zu behaupten jagen zu gehen, damit niemand verhungerte.

Sie blickte zum Himmel und bemerkte, dass sie nur noch wenig Zeit hatte, sie würde zur Felsplatte sprinten müssen.
„Ich gehe jagen", meinte sie zu niemand bestimmten. Auf dem Weg zum Lagerausgang lief sie an Bachstreif und Kletterschweif vorbei, die nebeneinander saßen und sich flüsternd unterhielten.

„Was haben die Anführer gesagt?", fragte Tigerpfote, sobald sie in Hörweite war, hielt ihre Stimme dabei aber gesenkt und sah sich kurz nach lauschenden Katzen um. Die einzigen, die in der Nähe waren, waren Staubpfote und Rabenpfote, doch die waren so oder so eingeweiht.
Bachstreif nickte ihr zu.
„Taustern glaubt dir."
Kletterschweif wirkte enttäuscht und wütend über die Antwort des HagelClan Anführers.
„Sturmstern glaubt dir nicht. Er ist komplett misstrauisch gegenüber dir und Milo und glaubt, dass die Prophezeiung erfunden ist", erzählte die Kriegerin und schüttelte empört den Kopf.
„Fuchsdung", fluchte Tigerpfote und erklärt den beiden noch schnell wohin sie wollte, bevor sie aus dem Lager verschwand. 

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