⬩🍃 Eins 🍃⬩

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Sie hatten mich gefunden.
Mein Herzschlag glich dem eines Kolibris, als ich mich hinter dem dicken Stamm einer Eiche versteckte. Kauernd hockte ich am Waldboden und horchte in die dunkle Nachtluft hinein. Ich vernahm nichts, außer dem Rauschen meines Blutes.
Blut. Das unaufhörlich von meinem Oberarm rann. Dieser Schmerz. Die Geruchsmischung aus Harz und Eisen in meiner Nase verursachte eine unterschwellige Übelkeit. Ich drückte meine Hand gegen die Wunde und zischte leise. Verdammt, das brannte! Doch die Qualen und das Gefühl warmen Blutes auf der Haut ließen mich zumindest den Ernst der Lage erkennen.
Meine Eltern hatten recht. Es wurde nach mir gesucht. Geglaubt hatte ich es dennoch nie. Büßte ich dafür mit meinem Leben?
Ich versuchte, durch langsames Ein- und Ausatmen meinen Herzschlag zu beruhigen. Und auch mich. Wieder lauschte ich in die Stille hinein.

Blätterrauschen.
Ein toter Ast, der entzweibrach.
Jemand war in meiner Nähe.
Freund oder Feind?

Bestimmt suchten meine Eltern wie verrückt nach mir. Normalerweise musste ich spätestens nach Sonnenuntergang wieder im Haus sein. Dass die Sonne den Horizont geküsst hatte, war nun schon fast zwei Stunden her.
Meine Augen hatten sich inzwischen schon an die Finsternis gewöhnt, der kleine Sichelmond bot leider nur spärlich Licht. Trotzdem probierte ich, etwas im dunklen Wald zu erkennen. Hat mich der Mann mit der Waffe gefunden? Worauf zielte er ab? Meinen Tod oder mein Blut?
Die Geräusche wurden lauter, ebenso mein Herzschlag, die Person kam immer näher. Ich rappelte mich auf. Es könnten meine Eltern sein, doch sicher wusste ich es nicht. Und falls es der Fremde war, würde ich nicht kauernd auf dem Boden auf ihn warten. Ein letzter Blick zu der Geräuschquelle verriet bloß einen Schatten und ich fasste den Entschluss, um mein Leben zu rennen.

Ein Flüstern drang an meine Ohren.

„Warte."

Ich erkannte die Stimme nicht, aber wusste, dass ich nicht stehen bleiben sollte. Trotzdem zögerte ich einen kurzen Augenblick. Das Flüstern klang wie das Kratzen auf einer Tafel und gleichzeitig wie betörender Honig in den Ohren. Meine Schritte wurden langsamer, ehe sie wieder Tempo aufnahmen. Mein Arm schmerzte bei jeder Bewegung, meine Füße zerstampften getrocknete Blätter und Pilze. Es bereitete mir Qualen, den Waldbewohnern Leid zuzufügen, doch war mir mein Leben im Moment wichtiger. Bald. Bald hatte ich den Waldrand erreicht. Ich wusste es einfach. Oft genug bin ich hier umgeben von Bäumen gewesen, trotz des Verbotes meiner Eltern. Ich kannte jede Pflanze, kannte jede Wurzel, die aus dem Boden wucherte, spürte das Myzel der Pilze unter der Erde. Es fühlte sich nach Zuhause an, doch im Moment drohte mein Zuhause zu meiner letzten Ruhestätte zu werden. Ich hörte das Stampfen schneller Schritte, die nicht meine waren, und ich befahl meinen Beinen, schneller zu laufen.

„Darla!"

Mein Herz stolperte und Tränen flüchteten über meine Wangen. Mum. Sie war ganz in der Nähe. Ich würde es schaffen. Ich würde ihr von dem Fremden mit der Waffe erzählen, während sie meine Wunde säuberte und verband. Und Vater würde mit einer Schrotflinte das Grundstück absuchen und uns beschützen. Es würde alles gut wer-

Ein Schuss zerteilte die eisige Nachtluft und meine Hoffnungen. Ich fiel auf die Knie, doch der erwartete Schmerz blieb aus.

„Dar..la."

Nein. Nein. Neinneinnein. Nein. Er durfte sie nicht erwischt haben. Sie durfte nicht meinetwegen sterben. Er wollte doch mich! Ich sah auf und entdeckte meine Mutter. Auch sie war auf ihre Knie gesunken. Mein Verstand setzte aus. Alles, was ich wollte, war zu ihr zu rennen und ihr zu helfen. Mein dummes, dummes Hirn. Es verpasste mir mitzuteilen, dass der böse Mann genau hinter mir stand. Es verpasste mir rechtzeitig den Befehl zu geben, mich zu wehren, als er mich an den Haaren hochzog und seine Waffe gegen meine Schläfe hielt. Ich schrie auf, instinktiv fassten meine Hände zu meinen Haaren. Zu spät. Ich konnte mich nicht aus seinem Griff befreien. Und trotzdem wurde ich plötzlich fallen gelassen. Verspätet hallte der Schuss in meinen Ohren nach, kaum dass meine Knie erneut auf den kalten Waldboden trafen. Ich gab mir keine Mühe, nach hinten zu sehen, denn vor mir sah ich das entschlossene Gesicht meines Vaters. In seiner Hand eine Schrotflinte. Ich kroch mehr, als das ich rannte, mein Blick starr auf meine Mutter gerichtet. Auf ihrem beigen Mantel breitete sich ein großer roter Fleck aus. Sie würde sterben, wenn ich ihr nicht half.

„Nein", ertönte die tiefe Stimme meines Vaters. „Nicht hier. Vielleicht war er nicht alleine. Hilf mir, sie reinzutragen", befahl er. Ich nickte stumm und kam langsam auf die Füße. Vater und ich zerrten Mum nach oben und hielten sie fest. Ihr Wimmern löste ein Beben in meinem Brustkorb aus.

„Alles wird gut", flüsterte ich ihr zu. „Es tut mir leid", hauchte ich, nur für meine Ohren bestimmt.

Kaum hatten wir die Schwelle des Hauses übertreten, konnte ich meinen Worten auch Glauben schenken.

„Auf die Couch." In Vaters Stimme schwang ein verräterisches Zittern mit. Er machte sich Sorgen. Sorgen um seine Frau. Sorge, ich würde nicht genügen. Ich versuchte, nicht verletzt auf seine stumme Anklage zu reagieren. Behutsam legten wir Mum auf das graue Sofa. Vater blieb bei ihr, während ich in die Küche hastete und mir ein Messer aus der Schublade schnappte. Auf dem Rückweg stolperte ich fast über meine neugierige Katze, doch das Adrenalin in meinem Blut verstärkte mein Reaktionsvermögen und ich wich Brownie gerade noch rechtzeitig aus.

„Beeil dich, sie verblutet."

„Ist mir bewusst", zischte ich panisch vor Angst. Verdammt noch mal, ich war eine Nymphe! Ein ruhiges Gemüt war so stark mit uns verbunden, wie eine Katze und ihr Schnurren. Wenn auch nur zur Hälfte dieses magische Wesen in mir wohnte, sollte ich dennoch nicht in Panik ausbrechen. Immerhin rauschte durch meine Adern die einzige Hilfe, die Mum noch retten konnte. Rettungskräfte würden zu spät eintreffen.

Ohne lange darüber nachzudenken, schnitt ich mir mit dem Messer in die Handfläche. Das Brennen würde erst später einsetzen, da war ich mir sicher. Ich wartete, bis sich reichlich Blut in meiner zur Schale geformten Hand gesammelt hatte und setzte sie dann an die Lippen meiner Mutter.

„Trink", flehte ich sie an, strich mir mit der freien Hand die kastanienbraunen Haare zurück, die mir ins Gesicht gefallen waren. Mums Haut war bereits aschfahl und ihre Lider flatterten unruhig. Ich hoffte, sie hatte noch genug Kraft, um trinken zu können. „Mach schon." Ein Tropfen meiner salzigen Tränen ertrank im roten Lebenssaft. Am Rande bekam ich das Schluchzen meines Vaters mit. Doch endlich öffnete Mum ihre Lippen.

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⬩ Under Giant Trees ⬩Where stories live. Discover now