⬩🍃 Sechs 🍃⬩

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Die sanfte Berührung auf meiner Wange versprach mehr Liebe und Vertrautheit, als ich je in meinem Leben bekommen hatte. Sie schenkte meinem Herzen Kraft, erfüllte mich mit Magie und gab mir alles zurück, was ich verloren hatte.

Meine Erinnerungen an meine echte Familie.

Das wütende Feuer loderte in mir wie auch in der Hütte meiner wahren Eltern. Ich sah es vor meinen Augen, als würde ein Film in meinem Kopf abgespielt. In den Armen meiner falschen Mutter musste ich zusehen, wie Mum verbrannte. Der Geruch nach verbranntem Fleisch und Holz ließ mich schreien und um mich schlagen. Doch der Griff war zu stark und dann wurde ich fortgebracht. Alles in mir zerbrach, meine Tränen wollten nicht versiegen. Ich wurde aus meiner mich liebenden Familie gerissen und in gierige Hände geworfen.

Ich sehnte mich nach Vergeltung. Vater war schon tot, aber ich könnte meine Rache noch bekommen.

„Die Wurzeln sind ganz dein", sprach die Nymphe und trat zurück. Mein Blick war nun vollends auf meine Mutter gerichtet. Ich übernahm die Kontrolle der Wurzeln, spürte das berauschende Kribbeln in meinen Adern, erweckte die Ameisen zum Leben. Mit bloßer Kraft meiner Gedanken lockerte ich die Wurzeln und befahl ihnen, ihre Gefangene an Händen, Taille und Füßen festzuhalten. Ich wollte ein letztes Mal mit ihr reden. Wollte ihre Seite hören, ehe ich die Kontrolle aufgab.

„Margret. Du hast gesehen, wie sie wirklich war, hab ich recht? Du hast erkannt, dass meine Mutter eine Nymphe war." Meine Stimme klang ruhig, aber im Inneren vibrierte jede Faser meines Körpers vor Zorn.

Sie nickte unter Tränen und flehte dennoch nicht um ihr Leben.

„Warum hast du sie nicht um Hilfe gebeten? Warum sie töten und mich entführen?"

„Sie hätte mir nie geholfen", schluchzte sie. „Nicht, nachdem wir so viel ihres Waldes für unsere Plantage weggenommen hatten."

„Ihr habt ihr Land gerodet und mich und ihr Leben gestohlen? Und das alles nur wegen ein paar Äpfel!", schrie ich. Unbewusst zog ich die Wurzeln fester um die Arme meiner Mutter. Sie stöhnte unter Schmerzen, aber es tat mir nicht leid.

„Wir waren in Geldnot", jammerte meine Mutter. „Ich weiß, es ist keine Entschuldigung, nichts wird je wieder gut machen, was wir dir angetan haben. Aber bitte, Darla, bitte komm wieder zur Vernunft. Du musst das nicht machen." Da war es. Da war das Flehen um ihr erbärmliches Leben. Ich trat auf sie zu, fand Gefallen an der Furcht, an die Tränen, die ich ihr entlockte.

„Das ist es ja. Ich will das machen", hauchte ich in ihr Ohr, woraufhin sie ihren Kopf entsetzt zurückriss. Ich lächelte und hob den Arm. Eine Wurzel stieß aus dem Untergrund hervor und preschte in die Höhe. Sie hatte nur ein Ziel und als sie es erreichte, war der Schrei meiner Mutter wie Balsam für meine Seele. Die Wurzel steckte tief in ihrer Brust. Mit zerfetztem Herzen und nach einem letzten Atemzug sank ihr Kopf nach unten.

Margret hing an den Wurzeln ihrer so geliebten Plantage. Apfelrotes Blut tropfte von ihrem Körper auf die Wiese. Ihr Tod schmeckte sauer und süß zugleich, wie die Äpfel in den Bäumen. Und ich genoss den Geschmack.

Ich drehte mich um, der Blick der Nymphe erfüllte mich mit Stolz.

„Ich weiß, es ist nicht leicht. Du hast so viele Jahre geglaubt, sie wäre deine Familie. Aber jetzt gehörst du zu uns. Komm mit uns, deine Trauerweide wartet auf dich." Dass ich weinte, hatte ich gar nicht bemerkt, bis mir eine Wurzel sachte die Tränen wegwischte.

Erneut blickte ich auf die ausgestreckte Hand und dieses Mal nahm ich sie ohne zu zögern an. Doch plötzlich drang ein vertrautes Geräusch an meine Ohren. Ich wandte mich der Quelle zu und erkannte Brownie, die auf mich zu gerannt kam. Wie hatte ich sie nur vergessen können?

„Warte!", rief ich, als sich die Nymphen auf den Weg machen wollten.

„Ja, Willow?" Sie hatte meine Hand noch nicht losgelassen und blieb geduldig mit mir stehen. Ich sah zu meiner Katze und der Blick der Nymphe folgte dem meinen.

Brownie war zwar ein Geschenk einer falschen Familie gewesen, doch sie war immer eine wahre Freundin für mich gewesen. Ich konnte sie nicht alleine hier zurücklassen.

„Kann ich sie mitnehmen?"

Die Nymphe lächelte und entblößte dabei ihre Haifischzähne. Mir wurde bewusst, dass ich noch nicht mal nach ihrem Namen gefragt hatte.

„Natürlich. Wenn sie das so will?"

Ich entzog ihr meine Hand und ging meiner braun getigerten Katze entgegen. Schnurrend ließ sie sich in den Arm nehmen.

„Komm, ich zeige dir dein neues Zuhause", murmelte ich in ihr weiches Fell und folgte den Nymphen in den Wald.

Sie hatte recht und unrecht. Ja, ich hatte jetzt eine neue Familie.
Aber es war mir nicht schwergefallen, meine Alte hinter mir zu lassen.
Ich hatte nun Wurzeln geschlagen und ich würde nicht zulassen, dass mir jemand erneut meine Freiheit nahm.

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⬩ Under Giant Trees ⬩Where stories live. Discover now